

Reise: Flandern / Belgien
Zwischen den Türmen
Ausschlafen geht nicht. Am ersten Chartertag ist Konvoi-Fahrt angesagt. Um 8.30 Uhr verlassen wir die Westhoek Marina in Nieuwpoort und steuern die Caprice von Le Boat ostwärts in den kanaal Plassendale-Nieuwpoort hinein.
Die Sonne schält sich aus einem Schleier von Dunst und Seenebel. Man riecht geradezu die Nordsee, deren Küste anderthalb Seemeilen nördlich parallel zum Kanal verläuft. Dieser verbindet die Hafenstadt Nieuwpoort, wo die Charterbasis liegt, in Richtung Osten mit Plassendale, von wo aus der kanaal Gent-Oostende weiter nach Brügge führt.
Am erstgenannten Kanal liegen sieben Brücken und eine Schleuse, die betätigt werden müssen, am zweiten Kanalabschnitt bis ins Zentrum von Brügge folgen weitere neun Zugbrücken.
Um den Schiffsverkehr und die Öffnung der vielen Zug-, Dreh-, Hub- und Swingbrücken zu koordinieren, wird auf der Strecke zwischen Nieuwpoort und Plassendale im Konvoi gefahren, und zwar von Nieuwpoort in Richtung Brügge ab 9 Uhr und an den folgenden ungeraden vollen Stunden bis 17 Uhr. In Gegenrichtung ab Plassendale fahren die Konvois ab 10 Uhr und dann weiter an allen geraden vollen Stunden bis 18 Uhr.
Vor der ersten Klappbrücke, der Rattevallebrug, soll sich der Konvoi sammeln. Das erste Schiff, so die Regelung, führt den Verband an und ist für den Funkverkehr mit Brücken und Schleusen zuständig. Dieser erfolgt über UKW-Kanal 20, danach kurz vor Brügge auf Kanal 18. Der gesamte Schiffsverkehr wird von einer Leitstelle überwacht und koordiniert.
Zehn Minuten vor 9 Uhr treffen wir an der Rattevallebrug ein. Zum Glück ist noch ein weiteres Boot, eine Linssen unter belgischer Flagge, vor Ort. Das ist der ganze Konvoi. Weil wir uns hier nicht auskennen, lassen wir gern der einheimischen Crew den Vortritt, damit sie den Konvoi anführt. Um die Gespräche mit der Verkehrsleitzentrale zu verfolgen, schalten wir das Funkgerät auf Kanal 20.
Fünf Minuten vor neun funkt der Skipper die Verkehrsleitzentrale an. Sie reden flämisch, eine belgische Mundart der niederländischen Sprache.
Mit etwas Mühe versteht man den Inhalt. Die Leitzentrale sagt, dass sie uns auf dem Video sehen, und fragt, ob noch ein Boot hinter uns ist. Da niemand weiter kommt, schaltet die Ampel auf Grün, und die Rattevallebrug wird wie von Geisterhand geöffnet.
An den folgenden sechs Brücken läuft es ähnlich ab. Nach 20 Kilometern und gut zwei Stunden Fahrt erreichen wir die Plassendalesluis, in der wir um wenige Zentimeter auf das Niveau des kanaal Gent-Oostende abgesenkt werden. Von nun an nimmt der Schiffsverkehr deutlich zu; es handelt sich vor allem um Frachtschiffe, die vom Nordseehafen Oostende kommend in Richtung Brügge unterwegs sind. Im Funkverkehr wird jetzt auch englisch gesprochen. Nach weiteren 15 Kilometern Kanalfahrt sehen wir die Türme der Altstadt von Brügge leuchten.
- Zwischen den Türmen
- Zwischen den Türmen - Seite 2
- Zwischen den Türmen - Seite 3
- Zwischen den Türmen - Seite 4
- Das könnte Sie auch interessieren
-
Spezial: Kykladen / GriechenlandEine ganz andere Welt
Mit dem RIB durch die Inselwelt der Kykladen: eine Erkundungstour zu bekannten und weniger bekannten Zielen
-
Törn: Warthe-Netze-Seenplatte / PolenHundert Kilometer Einsamkeit
Die Warthe-Netze-Seenkette ist das jüngste Hausbootrevier in Polen. Wir gingen auf Entdeckungsreise im Herzen Europas.
-
Ostsee-JournalPommersche Küste
Bis zum Horizont: Egal ob im feinen Sand seiner endlosen Strände oder im Schatten seiner Kiefernwälder – Polens Norden bietet pures Ostsee-Feeling
-
Revier: EstlandZu neuen Ufern
Einsame Ostseestrände, eine prachtvolle Hauptstadt am Meer und ein Volk, das leidenschaftlich gern singt – willkommen in Estland!
-
EuropaweitPolen: Frisches Haff
Mit einem Charterboot von erkunden wir das Frische Haff. Polens schöne Ostseeküste präsentiert sich als lebendige Mischung aus gestern und heute
-
EuropaweitPolen: Masurische Seen
Entdecke die Weite: Mit dem Charterboot über die Großen Masurischen Seen. Das Revier im Nordosten Polens ist ein kleines Paradies für Skipper.