Kleiner Mann ganz groß

Torsten Moench

 · 17.03.2022

Kleiner Mann ganz groß

“Hier ward nich bidreit, hier ward nicht refft” war sein Lebensmotto. Unser Kollege und Freund „Mecker-Manni“ ist zum letzten großen Törn ausgelaufen. Ein Nachruf von BOOTE-Chefredakteur Torsten Moench.

Ich trauere. Die Bootswelt trauert. Manfred Welkamer, BOOTE-Mitarbeiter, Urgestein der deutschen Motorbootszene, ... und mein Freund, starb am 15. März 2022 im Alter von 75 Jahren.

Er ging wie er lebte; an Bord seiner Princess 33 „Filou“ in Hamburg. Immer hart am Wind des Lebens segelnd, folgte er stets seinem Credo „Hier ward nich bidreit, hier ward nicht refft“. So war auch in dieser Saison das Antifouling schon Anfang März gestrichen, die Maschinen bereits ausgewintert und das Boot im Wasser, als das Schicksal unvermittelt zuschlug.

Manfred Welkamer in seiner liebsten Umgebung: Der See.Foto: Torsten Moench
Manfred Welkamer in seiner liebsten Umgebung: Der See.

Kurz nach Kriegsende in Travemünde geboren, bekam der sechsjährige Manfred vom Vater, dem Werkstattleiter der Bootsbauschule auf dem Priwall, das erste eigene Boot geschenkt. Danach gab es kein Halten mehr und eine Bootskarriere sondergleichen nahm Ihren Lauf. Selten gradlinig, aber immer Aufrecht – es sei denn, er musste mal wieder „eben kurz“ in die hinterste Ecke eines Maschinenraumes abtauchen um nach einer Leckage zu suchen.

Nach seiner Mechaniker-Lehre arbeitete Manfred als Bootsbauer für verschiedene deutsche Werften und war 25 Jahre lang als Service-Mitarbeiter für legendäre Marken wie Bertram und Riviera weltweit unterwegs. Nebenbei überführte er hunderte von Schiffen quer über den Kontinent, und machte sich anschließend mit einem Yachtservice-Betrieb selbstständig.

Seit Anfang der 2000er arbeitete Welkamer schließlich freiberuflich als Testfahrer und Techniker für die BOOTE-Redaktion, war auf allen Messen am BOOTE-Stand für unsere Leser präsent und wurde nicht zuletzt durch seine monatliche Kolumne „Manni´s Meckerecke“ zur Legende.

Ich erinnere mich noch genau, wie es dazu kam: Wie so oft, saßen wir als Liegeplatznachbarn und Freunde beim abendlichen Cola-Rum auf dem Achterdeck seiner „Filou“ zusammen, genossen die untergehende Sonne über der Tatenberger Schleuse und blätterten stolz durch das frisch gedruckte BOOTE-Heft. „Ist nicht böse gemeint, aber ...“

“Manni” schaut Skeptisch, was seine Crew auf dem Achterdeck treibt.Foto: Torsten Moench
“Manni” schaut Skeptisch, was seine Crew auf dem Achterdeck treibt.

Wenn Manfred diese Formulierung wählte, konnte man sich sicher sein, wie er es sagte, „eingenordet“ zu werden. So war es auch an diesem Abend. Irgendwann platzte mir ob seiner permanenten „Besserwisserei“ der Kragen und ich bot ihm kurzerhand an, seine ewigen Meckereien am Heft und an der Bootswelt im Allgemeinen doch einfach mal zu Papier zu bringen. Was ich damals nicht ahnte: Er nahm mich beim Wort. „Manni´s Meckerecke“ war geboren und ist seit Jahren die Pflichtlektüre vieler BOOTE-Leser.

Und sie ist bei weitem nicht das einzige, was wir Manfred zu verdanken haben.

Generationen von BOOTE-Fahrschülern, die er im Rahmen unserer Fahrtrainings in Hamburg, Berlin, Friedrichshafen oder in Kroatien ausbildete, erinnern sich an seinen „geworfenen Palstek“. Ja, Manfred konnte diesen komplexen Knoten tatsächlich an einem Stück durch geschicktes Werfen der Leine erzeugen – unglaublich.

Es gäbe noch viel mehr über diesen ungewöhnlichen kleinen großen Mann zu erzählen. Und genau das wollen wir in einer der kommenden Ausgaben tun. Manfreds Lebenslauf ist so bunt und eng mit der Geschichte der deutschen Bootszene verwoben, das wir sie in einer der kommenden Ausgaben ausführlich erzählen. Wer seine ganz persönlichen Erfahrungen mit ihm dazu beisteuern möchte, ist herzlich dazu eingeladen. Mail an redaktion@boote-magazin.de unter dem Stichwort „Manfred“ reicht.

Ich trauere...