Gelungenes Jubiläum

Martin Hager

 · 17.06.2022

Gelungenes JubiläumFoto: Carolin Thiersch
Gelungenes Jubiläum

Die ausverkaufte zehnte Auflage der German Superyacht Conference fand am 24. Februar statt und sorgte mit großartigen Sprechern und viel Networking für Begeisterung.

Die Sprecher verstanden es, die GSC-Teilnehmer zu unterhalten.Foto: Carolin Thiersch
Die Sprecher verstanden es, die GSC-Teilnehmer zu unterhalten.

Der Tag begann mit einem politischen Big Bang. Am Morgen des 24. Februar erreichte die Welt die Nachricht, dass Russland den Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hatte. „Wir werden uns noch alle an diesen Tag erinnern, genauso wie die meisten von uns heute noch wissen, wo sie sich während der Terroranschläge am 11. September 2001 aufgehalten haben“, ging GSC-Moderator Michael Antwerpes zunächst auf die aktuellen Geschehnisse ein, um anschließend zum Rahmenprogramm der zehnten German Superyacht Conference überzuleiten, die in diesem Jahr 150 Gäste aus neun Ländern an die Elbe zog. Die Freude, nach zwei harten Corona-Jahren endlich wieder an einem Branchenevent teilzunehmen, stand zahlreichen Gästen ins Gesicht geschrieben, der Austausch aller Angereisten war den ganzen Tag über lebhaft und positiv. „Es ist wirklich schön, wieder so viele bekannte Gesichter zu sehen und sich untereinander auszutauschen“, zeigte sich der Hamburger Yachtbroker Torsten Sieckmann begeistert.

Gruppenbild mit den Young Professionals in Yachting (YPY) GermanyFoto: Carolin Thiersch
Gruppenbild mit den Young Professionals in Yachting (YPY) Germany

Auch die sechs über den Tag verteilten Vorträge wurden mit Spannung erwartet. Das BOOTE EXCLUSIV-Team hatte allen Grund zur Freude, denn von sechs Sprechern sagte Corona-bedingt nur die „She of Sea“-Gründerin Jenny Matthews ab – in Hochinzidenzzeiten ein überaus guter Schnitt. Mit den zwei Beiderbeck-Designs-Gründern Immo Lüdeling und Tim Ulrich rückte ein Sprecherduo aus dem deutschen Yachtbauzentrum Bremen nach, das die Gäste mit einem spannenden Vortrag zu Katamaranen im Gigaformat in der Elbkuppel des Hotel Hafen Hamburg unterhielt.

„It’s not a ship, it’s a shame“ – Carlo Nuvolari (Nuvolari Lenard) hat klare Vorstellungen, wie Yachten aussehen sollten und wie nichtFoto: Carolin Thiersch
„It’s not a ship, it’s a shame“ – Carlo Nuvolari (Nuvolari Lenard) hat klare Vorstellungen, wie Yachten aussehen sollten und wie nicht

Als Sponsoren unterstützten Tai Ping, Pantaenius, GL Yachtverglasung und Tesumo die zehnte Auflage der Konferenz, die mit dem venezianischen Designer und Konstrukteur Carlo Nuvolari das Programm eröffnete. Der sympathische Italie­ner dröselte in seinem lebhaften Vortrag den Werde­gang des Studios Nuvolari Lenard auf, das er im Jahr 1992 gemeinsam mit seinem Kompagnon Dan Lenard gründete. In 30 Jahren gestaltete das eingespielte Team mehr als 50 Super­yachten zwischen 36 und 142 Metern Länge, darunter Yachten wie die 81 Meter lange „Alfa Nero“ oder die Lürssen-Giga „Nord“. Zudem war das Duo an über 1000 Serien- und Semi-Custom-Formaten beteiligt. Nuvolari verriet, warum ein schwarzer Geräte­mast zum Studio-Markenzeichen wurde, dass er sich geschmeichelt fühlt, dass so viele Werften den „Alfa Nero“-Pool kopieren und wie sich gutes von schlechtem Schiffsdesign unter­scheidet. Mit seinem Ausspruch „It’s not a ship, it’s a shame“ erntete er viele Lacher und regte die folgende Fragerunde an.

Prof. Dr. Harald Gumbiller (Eigner „Big Joy“) | “)Foto: Carolin Thiersch
Prof. Dr. Harald Gumbiller (Eigner „Big Joy“) | “)

Danach betrat der bayerische „Big Joy“-Eigner Harald Gumbiller die GSC-Bühne und berichtete leidenschaftlich von seinem Weg zur perfekten Familien­yacht. Der 27-Meter-Explorer entstand bei Arkin Pruva in der Türkei, nach den sehr präzisen Vorstellungen der Actionsport-verrückten Arztfamilie. Mit seinen persönlichen Schilderungen ließ der Akupunktur-Professor die GSC-Teilnehmer am Design- und Bauprozess des GFK-Verdrängers teilhaben und beantwortete im Nachgang zahlreiche Fragen zum Layout, der Werft und seinen weiteren Yachting­plänen.

Anders Kurtén (CEO Baltic Yachts) | )Foto: Carolin Thiersch
Anders Kurtén (CEO Baltic Yachts) | )

„Nachhaltigkeit im Yachtbau“ war das Thema des nächs­ten Sprechers, dem CEO von Baltic Yachts, Anders Kurtén. Nach einem kurzen Exkurs zur Geschichte der für ihre schnellen Kohlefasersegelyachten bekannten Werft beschrieb Kurtén, in welchen Bereichen die Yachtbauer Anstrengungen unternehmen, um einen möglichst geringen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen: sowohl beim Bau der Yachten als auch später beim Betrieb. Viel Beifall erhielt er für sein Open-Source-Angebot: „Wir haben in den vergangenen Jahren große Fortschritte in all diesen Bereichen gemacht und sind bereit, unser Know-how mit der gesamten Industrie zu teilen. Wir alle profitieren davon und freuen uns, gemeinsam die Superyachtindustrie ,grüner‘ zu machen. Das sind keine leeren Versprechen, unsere Erkenntnisse basieren auf Fakten!“ Wie für ein solch sensibles Thema zu erwarten, dauerte die darauf folgende Frage- und Antwortrunde etwas länger und ging in die Details.

Farouk Nefzi (Feadship)Foto: Carolin Thiersch
Farouk Nefzi (Feadship)

Der Marketingdirektor der niederländischen Werftengruppe Feadship beleuchtete nach dem Mittagessen auf unterhaltsame Weise, wie sich die Kundendemografie aktuell verändert und die Industrie sich auf die umweltbewusste und digital dauer­vernetzte Millennial­generation einstellen sollte. So versuchen die Holländer, poten­zielle Kunden und deren Kinder über Gaming­plattformen mit dem Thema Yachting in Kontakt zu bringen, Yachten auf NFT-Plattformen zu verkaufen und Millennials via echter Events anzusprechen, weitab vom blauen Jackett mit Goldknöpfen.

Dr. Justus Reinke (Lürssen), Dr. Manfred Stefener (Freudenberg)Foto: Carolin Thiersch
Dr. Justus Reinke (Lürssen), Dr. Manfred Stefener (Freudenberg)

Mit Dr. Justus Reinke (Lürssen) und Dr. Manfred Stefener (Freudenberg) wurde es kurz darauf deutlich technischer. Das Experten­duo beleuchtete das Thema Brennstoffzellen auf Yachten und ging im Detail auf einen im Rahmen des Forschungsprojekts „Pa-X-ell II“ entwickelten Teststand ein, der die Implementierung in den geplanten Yachtneubau simuliert. Da Wasserstoff an Bord aus Methanol gewonnen wird, handelte der Vortrag auch von der Verfügbarkeit, Produktion und Lagerung des flüssigen Brennstoffs, der CO2-neutral ist, wenn mithilfe von erneuerbaren Energien hergestellt.

Immo Lüdeling (l.) und Tim Ulrich (beiderbeck designs)Foto: Carolin Thiersch
Immo Lüdeling (l.) und Tim Ulrich (beiderbeck designs)

Im letzten Vortrag des Tages spielten die beiden Gründer und Geschäftsführer des Studios Beiderbeck Designs ihr Fachwissen über Katamarane aus und erläuterten in spannenden 45 Minuten, warum sich Mehrrümpfer insbesondere für Gigaformate anbieten. Der Tag endete schließlich bei angenehmer Networking-Atmosphäre an der Bar der Elbkuppel und mit vielen zufriedenen Teilnehmern und Sprechern.

Felix Zimmermann (Pantaenius), Martin Hager, BOOTE EXCLUSIV-Chefredakteur
Foto: Carolin Thiersch

Sie konnten die Jubiläumsauflage der German Superyacht Conference nicht vor Ort miterleben? Kein Problem, auf dem YouTube-Kanal von BOOTE EXCLUSIV (bitte anklicken!) finden Sie fast alle Vorträge im Videoformat.