Gernot Apfelstedt
· 18.07.2020
Absagen: Die Hiswa te water in Lelystad wurde wegen Unwägbarkeiten schon am 20. Mai gecancelt, die Monaco Yacht Show am 26. Juni.
Nach dem späten Saisonstart stehen Messemacher vor einer großen Herausforderung. Sie dürfen zwar wieder öffnen, müssen aber ihre Schauplätze virussicher machen
Sie fühlt sich auch nach vier Monaten noch unwirklich an, die neue Normalität, und doch müssen wir uns auf unbestimmte Zeit mit ihr arrangieren. Was möglich ist und was nicht, hängt nicht zuletzt davon ab, wie wir mit dem Coronavirus leben, bis es einen Impfstoff gibt.
"Die boot im Januar 2020 mit vollen Gängen, vollen Ständen, rauschenden Standpartys und Gedränge in der U-Bahn und vor den Kassen mutet in Corona-Zeiten an, wie eine Geschichte aus der guten alten Zeit", beginnt Claus-Ehlert Meyer, Geschäftsführer des Deutschen Boots- und Schiffbauer-Verbandes, in der jüngsten Ausgabe der DBSV-Zeitschrift "bootswirtschaft" (20-03) seinen Beitrag mit dem Titel "Bootsausstellung der Zukunft".
Dass Bootsausstellungen – zumindest in Deutschland – überhaupt eine greifbar nahe Zukunft haben, ist dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass die Messewirtschaft nicht von der Verlängerung des Großveranstaltungsverbots bis zum 31. Oktober betroffen ist. Wie der AUMA, Verband der deutschen Messewirtschaft, mitteilt, dürfen die Bundesländer in eigener Verantwortung über die Zulassung von Messen entscheiden und entsprechende Durchführungsbestimmungen zu den Abstands- und Hygieneregeln erlassen, was vielfach bereits geschehen ist.
So auch in Baden-Württemberg, wo die Messe Friedrichshafen von der Stuttgarter Landesregierung Ende Juni neue Vorgaben für die Ausrichtung der 59. Interboot vom 19. bis 27. September bekam, die sie nun in einer veränderten Planung und mit einem Sicherheitskonzept umsetzen muss. Messechef Klaus Wellmann spricht denn auch von einer Spezial-Ausgabe. Eine Interboot in ihrem gewohnten Format und in ihrer gewohnten Dimension könne es unter diesen Voraussetzungen nicht geben.
Projektleiter Dirk Kreidenweiß appelliert deshalb, die Erwartungshaltung neu zu justieren: "Die Messe wird sich anders anfühlen und sich auch komprimierter darstellen."
Hatte die Interboot bis zuletzt den Charakter einer Mitmachmesse mit einem animativen Programm (Frauenfahrtraining, Wakeboard, stehende Welle etc.), wird der Fokus der "Corona-Edition" auf den Themen Kaufen (Anreiz durch Mehrwertsteuersenkung), Verkaufen und Know-how-Transfer liegen. Expertenforen sollen zusätzlich ins Netz gestreamt werden. Die aktiven Mitmachangebote werden reduziert, der Interboot-Hafen am Bodensee und die Wassersport-Arena (Messesee) können nicht in Betrieb genommen werden.
"Wir haben ein umfangreiches Schutz- und Hygienekonzept für die Interboot erarbeitet und sehen uns für die Vorgaben gut gerüstet, wenn auch vorab noch Details mit den Behörden geklärt werden müssen", sagt Dirk Kreidenweiß:
"Die Pläne sehen eine großzügigere Standplatzierung, breitere Gänge und eine neue Produktkonfiguration vor. Eintrittskarten können ausschließlich digital erworben werden und sind pro Tag limitiert. Wir schaffen für unsere Aussteller und Besucher ein möglichst sicheres Einkaufserlebnis in einem riesigen Wassersportzentrum." Nach wie vor steht die Friedrichshafener Wassersport-Ausstellung für ein breites Spektrum an Segel- und Motoryachten, alle Kategorien von Boards und ein umfangreiches Angebot des Elektronik-, Zubehör- und Bekleidungsmarkts. www.interboot.de
Auch die Boot & Fun inwater in Werder (Havel) geht mit einem auf die Pandemie abgestimmten Sicherheitskonzept an den Start. Sie findet eine Woche später als ursprünglich geplant, vom 4. bis 6. September, in der Marina in den Havelauen statt. www.boot-berlin.de/DieMesse/InWater/
Die Organisatoren des Yachting Festival Cannes arbeiten entschlossen an der 43. Ausgabe des führenden In-Water-Events Europas (8. bis 13. September). Der Maßnahmenkatalog zum Schutz der Gesundheit von Ausstellern und Besuchern liest sich ähnlich wie der ihrer Kollegen. www.cannesyachtingfestival.com