Alexander Worms
· 06.02.2023
Plotter heißen heute Multifunktionsdisplays und nähern sich immer mehr den Tablets an. Eine Bestandsaufnahme
Es begann, als sich die Tablets durchsetzten. Auf einmal konnte man mit vergleichsweise günstigen elektronischen Seekarten navigieren. Doch die Tablets leisten noch mehr: einen Liegeplatz im Hafen buchen, Kontakt zur Außenwelt halten oder Musik abspielen. Die Plotter gerieten ins Hintertreffen. Die Hersteller reagierten: Immer mehr Funktionen wurden auf das Gerät gepackt, die Hardware konnte damit manchmal nicht ganz Schritt halten.
Heute werden die Multifunktionsdisplays (MFDs) mit dem gleichen Betriebssystem (Android) betrieben wie die meisten Tablets. Eine Anbindung ans WLAN ermöglicht allerlei Funktionen. Was damit verloren ging, war ein Alleinstellungsmerkmal des Plotters: Er war offline. Ein Zugriff von außen war ausgeschlossen. Das sorgte für eine hohe Betriebssicherheit. Von heutigen Modellen hört man gelegentlich jedoch von Problemen mit der Vielfalt der Anwendungen. Auch glänzen nicht alle Geräte durch besonders schnelle Prozessoren. Dennoch: Wenn alles funktioniert, ist ein Plotter heute die Schnittstelle aller Informationen, die an Bord digital vorliegen: Position in der Seekarte, AIS-Daten, Radarbild als Overlay über die Karte, Wassertiefe, Batteriespannung, Motordaten.
Die Möglichkeiten sind vielfältig. Um bei der Datenflut den Überblick zu behalten, hilft ein größerer Bildschirm. Während es früher auch Plotter mit fünf Zoll gab, geht heute unter neun Zoll Bildschirmdiagonale kaum noch etwas. Und das ist schon klein. Weiterhin unterscheidet man heute zwischen reinen Touchscreen-Geräten und solchen, die auch mit Knöpfen bedient werden können. Während die ersten Generationen mit Berührbedienung noch Probleme mit Feuchtigkeit oder Regen hatten, scheint das heute nicht mehr der Fall zu sein. Die MFDs holen also im Vergleich zum Tablet auf. Was weiterhin für die fest eingebaute Version spricht, ist die dauerhafte Energieversorgung, die garantierte Wasserdichtigkeit und die Möglichkeit, die Displays auf Nachtfahrt wirklich stark abzudunkeln. Da bleiben Tablets oft zu hell oder sind bei Sonnenschein im offenen Cockpit kaum ablesbar.
Dank des automatischen Identifikationssystems AIS können auf dem Plotter Kurs und Geschwindigkeit anderer Schiffe angezeigt werden. Das sorgt für Sicherheit. Eigentlich
Fischer sind ein eigenes Volk. Immer wieder kommt es vor, dass sie einfach ihr AIS ausschalten. Verständlich, wollen sie doch den Kollegen nicht gleich zeigen, wo sie gerade unterwegs sind. Andere Verkehrsteilnehmer haben es dadurch jedoch schwer, die teils erratischen Kurse der „Bauern des Meeres“ zu erkennen. Verboten ist das Abschalten des AIS der Klasse A für Berufsschiffe ohnehin.
Freizeityachten können ein AIS nutzen. Sie gehören dann der Klasse B an. Auch können Yachten ein Gerät verwenden, das nur empfängt und nicht aktiv sendet. Signale der Klasse B von Yachten, die auch senden, können auf Geräten der Klasse A herausgefiltert werden, außer sie unterliegen dem neueren SODTMA-Standard. Das AIS bezieht Position, Kurs und Geschwindigkeit aus einer eigenen GPS-Antenne, nicht aus dem Navigationsnetzwerk. Manche Geräte geben ihre Informationen zusätzlich über WLAN an Bord aus. So lassen sich die AIS-Daten auch in Navi-Apps auf dem Tablet oder Smartphone darstellen. Je nach Verkehrsdichte ist ein AIS-Alarm aktivierbar, wenn ein Wert für den CPA, den Punkt der größten Annäherung, unterschritten wird.