Saisonstart Special, Teil 6Spezialpumpen - Öl wechseln im Handumdrehen

Johannes Erdmann

 · 10.03.2023

Saisonstart Special, Teil 6: Spezialpumpen - Öl wechseln im HandumdrehenFoto: Johannes Erdmann

Mindestens einmal im Jahr ist der Ölwechsel fällig. Drei verschiedene Varianten an Pumpen sind auf dem Markt erhältlich. Welches Absaugsystem ist für welchen Einsatz am besten geeignet?


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Egal, ob der Motor in der letzten Sai­son viel oder wenig lief – mindestens einmal im Jahr ist er fällig: der Öl­wechsel. Eine leidige Pflicht. Denn selten ist der Motor auf dem Boot so gut zugäng­lich wie beim Auto, bei dem ja häufig nur eine Wanne darunter gestellt und die Öl­ ablassschraube gelöst werden muss.

Weil von unten kein Herankommen ist, wird das Motoröl stattdessen bei Boots­motoren von oben abgesaugt. Das ge­schieht durch die Peilstaböffnung, hinter der sich ein Kanal verbirgt, der bis hinun­ter in die Ölwanne führt. Auf dem Markt sind vorwiegend Pumpen zum Öl absaugen dreier Prinzipien zu finden: einfache Handpumpen, elektrische Pumpen und Vakuum­pumpen. Fünf handelsübliche Modelle haben wir einem Test unterzogen, um ihre Stärken und Schwächen herauszufinden.

Diese Pumpen haben wir getestet:

Vor- und Nachteile der getesteten Pumpen

Gleich beim Einführen des Schlauchs trennt sich die Spreu vom Weizen. Denn damit er bis hinunter in die Ölwanne gefä­delt werden kann, ohne irgendwo anzu­haken oder sich zu verbiegen, sollte der Schlauch starr sein, jedoch mit der nöti­gen Flexibilität, um leichten Biegungen zu folgen. Dünn genug, um mit etwas Spiel durch den Motor geschoben zu werden, aber dick genug, um auch Partikel und Verunreinigungen fördern zu können.

Einzig die Vakuumpumpe Pela PL 6000 verfügt über solch einen starren Schlauch, der zudem einen guten Innendurchmesser hat. Im Prinzip handelt es sich um ein flexibles Stahlrohr, das mit Gummi ummantelt ist. Der Schlauch stößt beim Einschieben bis an den Boden der Ölwanne. Man kann sogar hören, wie es "pock" macht. Im Gegensatz dazu neigen reine PVC-Schläuche dazu, sich zu verbiegen. Gerade wenn sie aufgerollt gelagert wurden und dadurch eine gebogene Form angenommen haben. Nach Passieren des Peilstabkanals gelangen sie nicht an den Boden der Wanne und hinterlassen so eine Restmenge Altöl im Motor.

Die Vakuumpumpe benötigt zudem keinen Kanister, sondern verfügt über einen eigenen Auffangbehälter mit sechs Liter Volumen. Sie macht schon beim Auspacken einen durchdachten Eindruck: dickes Plastik, der stabile Schlauch, dazu die Extras wie der Ausgießrüssel und die Verschlusskappe. Über eine Handpumpe wird ein Vakuum erzeugt, durch den Unterdruck das Öl aus der Wanne evakuiert. Ist das Öl erst einmal im Fluss, saugt die Pumpe durch den angeregten Siphon-Effekt weiter, bis die Ölwanne leer ist. So in der Theorie. Dazu muss die Pumpe offenbar unterhalb des Motors positioniert werden, was auf Booten nicht möglich ist. Im Test mussten wir jedenfalls insgesamt sechsmal nachpumpen, um die schwache Saugleistung zu halten.

Proxxon AP 12
Foto: Johannes Erdmann

Die beiden Handpumpen sind in der Konstruktion sehr ähnlich, haben aufgrund des unterschiedlichen Saugvolumens mit jedem Kolbenhub aber ganz andere Ergebniswerte. Die Pumpe von Lindemann macht im Test trotz der sehr einfachen Erscheinung aus blauem Plastik eine ziemlich gute Figur.

Die beiden elektrischen Pumpen könnten auf den ersten Blick Geschwister sein, die unterschiedliche Gehäuse haben. Auch beim Lesen der technischen Angaben – beide dürfen nur maximal 30 Minuten am Stück laufen, müssen dann abkühlen – kommt der Eindruck auf, dass unter beiden Geräten derselbe Kern steckt. Doch wider Erwarten hängt die Mannesmann-Pumpe die Proxxon in Sachen Pumpleistung im Test vollkommen ab.

Foto: Johannes Erdmann

Messaufbau

Natürlich sollte man den Motor vor dem Ölwechsel grundsätzlich warmlaufen lassen, damit das Öl weniger zähflüssig ist. In der Praxis ist das jedoch nicht immer möglich, etwa wenn das Boot noch an Land steht. Ölumpen können auch beim Auffüllen von frischem Öl hilfreich sein, wenn der Einfüllstutzen schwer zugänglich ist. Um alle Einsatzbereiche der Pumpen abzudecken, hielten wir für den Test drei Arten von Öl vorrätig: frisches, kaltes Öl, kaltes Altöl und warmes Altöl.

Die beiden kalten Öle hatten eine Temperatur von 12,5 Grad Celsius, was bei Arbeiten im Frühling realistisch sein dürfte. Das warme Öl bekam eine Temperatur von 50 Grad Celsius, die bei vielen Motoren bereits nach einer kurzen Warmlaufphase von etwa 15 Minuten erreicht wird.

Foto: Boote

Nicht alle Pumpen konnten in allen Kategorien punkten. Bei der Pela PL 6000 ist die Pumprichtung nicht umkehrbar, sodass sie sich zum Befüllen nicht eignet. Mit der Messing-Handpumpe ist das Pumpen von kaltem Öl – ob frisch oder alt – schlichtweg impraktikabel, weil es zu lange dauert und zu mühsam ist. Bei der großen Handpumpe und den beiden Elektropumpen lohnt es sich, zum Befüllen den kleinen 6-mm-Schlauch gegen einen 10-mm-Schlauch zu tauschen. Beim Abpumpen von Altöl ist das natürlich nicht möglich, denn der dicke Schlauch passt nicht in die Öffnung. Mit dem dünnen Schlauch und einer Testmenge von zwei Litern dauert das Abpumpen entsprechend lange. Wobei die Mannesmann-Pumpe (knapp acht Minuten) gegenüber der Proxxon (fast 21 Minuten) weit vorn liegt.

Bei warmem Öl machen alle Pumpen eine gute Figur, bis auf die Vakuumpumpe. Bei einer Dauer von über 13 Minuten eignet sie sich im Prinzip nur für kleine Motoren oder Generatoren. Bei großen liegen die Elektropumpen vorn, auch in der Ausdauer. Mit den vorgeschriebenen Ruhezeiten schaffen sie 15,3 Liter (Mannesmann) bzw. 8,7 Liter (Proxxon) pro Lauf.

Die klassische Handpumpe aus Messing ist unter vielerlei Namen und ähnlicher Ausführung ziemlich überall erhältlich.
Foto: Johannes Erdmann

Damit ist für große Motoren die elektrische Mannesmann-Pumpe empfehlenswert. Auch die Handpumpe von Lindemann ist praktikabel, wenn die Ölmenge unter zehn Litern bleibt – denn länger hält es wohl niemand aus, von Hand zu pumpen.

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