Marex 320 ACCFoto: Morten Strauch
Marex 320 ACC | CC

Ihre Kabinen machen die neue Marex 320 ACC aus Norwegen zu einem Reiseboot der Extraklasse – und mit dem Cabrioverdeck trotz sie jedem Wetter.

Test Marex 320 ACC
Foto: Morten Strauch
Marex 320 ACC | CCFoto: Morten Strauch
Marex 320 ACC | CC

Schon beim Betrachten der Marex 320 ACC bemerkt man, dass sie eine ganz besondere Achterkabine besitzt. Denn sie thront neben dem Cockpiteingang über dem Heckbereich, allerdings nicht aufdringlich, sondern wohl dosiert. Der Clou an ihrem Dach ist die darauf angeordnete Sonnenliege und Staumöglichkeit des Cabrioverdecks.

In der geräumigen Kabine findet man zwei getrennte Kojen, die vorbildlich unterlüftet sind und für bis zu drei Personen Platz bieten. Man kann jedoch nicht nur auf den Polstern liegen, sondern auch sitzen und dann an einem Klapptisch schreiben, am Computer arbeiten, Karten spielen oder auch mal frühstücken. Angenehm zeigt sich ebenfalls die Stehhöhe im vorderen Eingangsbereich mit 1,90 m und die Panoramafenster an Heck- und Seitenwand, die für eine tolle Außensicht sorgen. Nicht zuletzt benötigt man für eine Reise auch genügend Staumöglichkeiten – diese stehen mit Schränken, Ablagen und Kästen (unter Polstern) reichlich zu Verfügung.

Gleiches gilt für die Bugkabine, die mit einer riesigen, bequemen Liegewiese ausgerüstet ist. Besonders schön fällt auch hier die Sicht durch große Seitenscheiben nach draußen auf – und am besten genießt man diese im Liegen. Vor der Bugkabine ordnet der Konstrukteur die Nasszelle mit elektrischem WC und Duschkabine, in der eine normal große und breite Person genügend Platz hat, an. Auch hier überzeugen uns die Stehhöhen und die Staumöglichkeiten, die es fünf Personen ermöglichen, ihre Badutensilien ordentlich unterzubringen.

Das gesellschaftliche Leben der Fünf spielt sich in der "Wohnküche" im Cockpit ab. Eine gut platzierte und ausgerüstete Pantry sowie eine Sitzecke bieten den passenden Komfort, um hier nette Tage und Abende zu verbringen. Der Clou: Je nach Wetter und Stimmung lässt sich das Cockpit mit Schiebedach und Cabriover-
deck in einen geschlossenen, geschützten Raum oder einen Platz an der Sonne
wandeln.

Sonnenhungrige gehören auf die bereits genannte Heckliege oder auf das Vordeck mit Zusatzpolster (Extra). Perfekt: Beide Liegeeinheiten haben Handläufe als Begrenzung und damit auch entsprechend gute Haltemöglichkeiten. Gebadet wird von einer Plattform mit 3-Stufen-Leiter, die unter einer Klappe liegt und sich daher nur schwerlich vom Wasser aus bedienen lässt. An die Plattform schließt sich eine Backskiste nach vorn an, in der man reichlich Fender und Leinen verstaut. Eine Ausbuchtung im Heck zeigt die Vorbereitung für einen Heckanker, den man gegen Aufpreis bekommt. Für den Buganker samt Kette und Leine stehen auf dem Vordeck ein selbstlenzender Kasten, Bugbeschlag und elektrische Winde (Extra) zur Verfügung.

Fahren und Manövrieren

Wie für einen skandinavischen Familien-Cruiser üblich, fährt unsere Test-Marex mit einem sparsamen Dieselmotor. Er bringt sie mit einer "ruhigen Art" von Verdränger- in Gleitfahrt. Diese Phase beginnt bei etwa 1500 U/min und endet kurz unterhalb von 3000 U/min. Das erkennt man allerdings nur an der gleittypischen Heckwelle, denn der Bug senkt sich erst um 3400 U/min selbstständig wieder ab. Um während der gesamten Phase und Gleitfahrt eine gute Voraussicht zu haben, empfiehlt sich der Einsatz der serienmäßigen Trimmklappen, mit denen man außerdem noch Schräglage durch einseitige Beladung oder Seitenwind ausgleicht. Bei Vollgas darf man die Klappen ruhig etwas wieder hochfahren, denn dann wird die Marex noch etwa 1,5 kn schneller und die Voraussicht bleibt weiterhin uneingeschränkt. Wirtschaftliche Marschfahrt macht unser Testgespann um 3250 U/min mit gut 20 kn. Dann liegen zwischen Start und Ziel 180 sm, was für ein Reiseboot dieser Klasse passend ausfällt.

In schnellen Kreiseln zieht der Rumpf weich seine Runde und bremst sich selbstständig ab. Der Propeller bleibt jedoch immer kraftschlüssig und die Marex beschleunigt beim Geradeauslenken sofort wieder auf Höchstgeschwindigkeit. Kultivierte Fahreigenschaften zeigen sich eben-falls auf Slalomkursen und beim Verreißen der Lenkung. Einziges Manko bei schnellen Manövern: Scharfes Einlenken macht das Ruder schwergängig.
Bei langsamen Geschwindigkeiten spürt man das nicht und Hafenmanöver sind problemlos möglich. Zu Hilfe kommen dabei noch das Bug- und Heckstrahlruder (Extra), mit denen es sich perfekt anlegen lässt.

Bei unserer Testfahrt hatten wir Wind um die 4 Bft. Auf der Ostsee baut sich dann eine kurze, steile Kabbelwelle auf, die der Marex-Rumpf weich und kursstabil durchfährt. Bei Kursen gegenan oder leicht schräg zur Welle, trägt der Wind Spritzwasser bis auf die Windschutzschei-be. Eine Situation, die sich mit zwei Doppelarmwischern prompt bereinigen lässt. Sehr gut gefallen uns im diesem Zusammenhang auch die Waschdüsen an den Scheibenwischern und die Defrosterdüsen vor der Scheibe, die bei feuchtem Wetter dem Fahrer einen klaren Blick nach vorn garantieren. Minus: Die Defrosteranlage kostet Aufpreis.

Der Fahrer sitzt auf einem Schalensitz mit festen Polstern und hochgezogenen Seitenteilen, die sicheren Halt geben. Mit der Verstellung vor und zurück lassen sich für die meisten Fahrer entspannte Sitzpositionen finden. Stehend fahren ist auch gut möglich, allerdings muss man dann erst das bei unserem Testboot schwergängige vordere Sitzpolster hochklappen. Absolut leichtgängig ist dagegen die elektronische Einhebelschaltung von Yanmar. Alle Bedienelemente erreicht der Skipper am Fahrstand gut und liest den Plotter perfekt ab, die restlichen Instrumente eher passabel. Der Kompass sitzt in der Mitte über dem Niedergang, was das Ablesen erschwert, aber den positiven Effekt hat, dass er nicht von anderen Instrumenten abgelenkt wird. Neben dem Kompass auf der Backbord-Seite steht eine Doppelbank, die man entweder als Beifahrerbank nutzt oder umgeklappt als Erweiterung für die Sitzecke.

Motor, Tank, Elektrik

Unter dem Boden der Cockpit-Wohneinheit befindet sich der Motor, den man über eine Klappe erreicht. Diese ist nicht besonders groß – für kleine Servicesachen reicht dieser Zugang, für größere Arbeiten muss man am besten weitere Bodenteile entfernen, die man jedoch nicht so einfach herausbekommt wie die Hauptklappe. Die Installationen und die gesamte technische Anlage machen einen ordentlichen, fachmännischen Eindruck. Dazu gehören vorallem die fest verpressten Kraftstoffschlauchanschlüsse, der zusätzliche Dieselfilter, Absperrhahn und ein mit Laschen verschraubter Alutank.

Um die sicher stehenden Batterien zu schalten, sitzen vier Hauptschalter griffgünstig im Fußraum der Sitzecke. Dass man auch die Sicherungen passabel erreicht, versteht sich dann fast von selbst. Plus Minus: die selbstverlöschende Schallisolierung verrichtet ihre Aufgabe gut, die maximale Motorraumtemperatur liegt nur knapp unter 40 °C, was bei einer Luft- und Wassertemperatur um 19 ° nur ein ausreichendes Ergebnis ist.

Sicherheit und Ausrüstung

Komplette Feuerlöscheinrichtung und zwei Handlenzpumpen sowie eine elektrische Bilgenpumpen und ein großes Flucht-luk sind Zeichen, dass man bei Marex die Sicherheit groß schreibt. Wer sich auf das Vordeck begeben möchte, geht über breite, rutschsichere Seitendecks. Halt geben dabei solide Handläufe und Reling.
Um das Boot sicher festzumachen, gibt es den anderen Metallteilen entsprechend kräftige Klampen. Diese haben die Bootsbauer ebenso gut angebracht, wie Reling und Co. Bei unserer Testfahrt klappten einige Sonnenpolster selbstständig hoch und man hatte das Gefühl, dass mindestens eins davon "das Weite suchte". Dennoch lässt die Verarbeitung bis auf wenige Details keine Wünsche offen.

Fazit

Mit der 320 ACC ist Marex ein ausgewogenes Boot gelungen, das gute Fahreigenschaften besitzt und ordentlich verarbeitet ist. Die Familie geht mit der Norwegerin genauso entspannt auf Reisen, wie zwei befreundete Pärchen.

Datenblatt: Marex 320 ACC

Werft: Marex

Typbezeichnung: Marex 320 ACC

CE-Kategorie: B - Außerhalb von Küstengewässern

Material von Rumpf und Deck: Kunststoff

Länge: 9,99 m

Breite: 3,30 m

Verdrängung: 5,00 t

Preis: 237.507,00 €