TestFountaine Pajot MY4.S

Dieter Wanke

 · 01.07.2022

Test: Fountaine Pajot MY4.SFoto: Dieter Wanke

Doppelrumpf-Coupé: Die bekannte Basis kommt nun ohne Flybridge und mit neuen Elementen

Dass Katamarane exzellente Rauwassereigenschaften haben und enormen Wohnkomfort bieten, wissen nicht nur Segler zu schätzen. Diese Vorzüge überzeugen auch Motorbootfahrer, die ausgiebige Törns auf den Weltmeeren und längere Bordaufenthalte anvisieren. Bei den seit über 20 Jahren erhältlichen Motor-Katamaranen von Fountaine Pajot wird in der Regel nicht auf die Segelflotte zugegriffen und der Mast weggelassen. Die Werft setzt meist auf eigenständige Entwicklungen, bei denen das Unterwasserschiff auf die kräftigen Antriebe abgestimmt wurde. Aktuell sind vier Modelle zwischen elf und 20 Meter im Angebot. Allerdings ist die brandneue 4.S keine Unbekannte, denn die Rumpfkonstruktion stammt vom bisherigen Einstiegsmodell MY37, das von der Neuheit ersetzt wird. Aus dem Flybridge-Layout wurde eine Coupé-Version mit neuen Aufbauten und überarbeitetem Innenleben. Verändert hat sich auch der Preis. War die Vorgängerin bei ihrer Einführung noch ab unter 350.000 € zu haben, wechseln für die 4.S mit der Grundmotorisierung mindestens 589.432 € den Besitzer. Beim Rundgang auf der Baunummer eins, die wir un­mit­telbar nach dem Multihull Salon in La Grande Motte fahren konnten, fallen die Unterschiede schnell ins Auge. Da das Oberdeck fehlt, mussten Sitz und Liege­flächen auf dem Hauptdeck geschaffen werden. Das geschah in Form einer Polsterbank im Cockpit, die auch zur Sonnenliege umgebaut werden kann. Allerdings muss für die Cockpit-Polster eines der drei Zubehörpakete geordert werden, die ab 22.283 € erhältlich sind. Auch ein Tisch steht auf der umfangreichen Optionsliste. Nach hinten wird – wie bisher – mit einer kurzen Badeplattform und einer optio­nalen absenkbaren Verlängerung ergänzt. Beim gut abgesicherten Gang zum Bug wird die zweite Liegefläche erreicht, die sich zwischen den Rümpfen vor der Frontscheibe befindet.

Das Layout des Salons blieb, das Mobiliar wurde überarbeitetFoto: Dieter Wanke
Das Layout des Salons blieb, das Mobiliar wurde überarbeitet

Beim Salon hat sich die Aufteilung mit der Pantry an Backbord, der Dinette gegenüber und dem vorn befindlichen Steuerstand zwar nicht grundlegend geändert, aber das Mobiliar wurde komplett überarbeitet. Der zweiflammige Induktionsherd im Testboot ist eine Option, in der Grundausstattung ist hier ein Gasherd montiert. Der 115-Liter-Kühlschrank mit Eisfach kann auf Wunsch noch durch einen zweiten Kühl- oder Gefrierschrank im Steuerbordrumpf ergänzt werden. Die Mikrowelle steht ebenso auf der Zubehörliste wie der Fernseher. Gegenüber befindet sich die Dinette. Der Tisch ist optional ab­senkbar. Vorn wartet der Steuerstand mit zwei Polstersitzen und einer seitlichen Sitz­fläche auf den Skipper und Crewmit­glieder. Die Instrumentierung ist gut ablesbar, es fehlt ein analoger Kompass. Licht kommt nicht nur durch die seitliche Verglasung, sondern auch durch ein großes Dachfenster in den Salon, der so deutlich heller erscheint als bei der Vorgängerin mit Flybridge. Auf Wunsch kann der vordere Teil per Knopfdruck geöffnet werden. Durch polarisierte Scheiben verdunkelt sich dann der Bereich, in dem die Verglasung überlappt.


Das Boot

  • Werft: Fountaine Pajot/F
  • Typ: MY4.S
  • CE-Kategorie: B/8 Personen
  • Rumpf und Deck: Kunststoff
  • Länge über alles: 11,00 m
  • Breite: 5,10 m
  • Gewicht: ca. 9500 kg
  • Tiefgang: 0,80 m
  • Durchfahrtshöhe: 3,78 m
  • Kraftstofftank: 2x 600 l
  • Wassertank: 2x 350 l
  • Fäkalientank: 130 l
  • Kabinen: 3
  • Kojen: 6
  • mögliche Motorisierung: Diesel-Innenborder, 2x 110 kW (150 PS) bis 2x 184 kW (250 PS)
  • Testmotorisierung: 2x Yanmar 4 LV je 184 kW (250 PS)
  • Preis (Standard-Testkonfig. ab Werft): 604.003 €
  • Werft: Fountaine Pajot S.A., Zone Industrielle – 17290 Aigrefeuille, www.fountaine-pajot.com

Das Testboot ist eine Maestro-Version mit Eignerbereich im Backbordrumpf und zwei Doppelkabinen im Steuerbordrumpf. Es gibt auch vier Kabinen als Option. In beiden Rümpfen befindet sich eine Nasszelle mit Komplettausstattung, für den Eigner im Bug, für die Gäste mittschiffs. Die Doppelkoje ist im Eignerteil achtern montiert. Im Bereich des Niedergangs gibt es ein Polstersofa und Stauraum. Die Gäste nächtigen in einer Bug- und Heckkabine auf Doppelliegen. Lattenroste zur Belüftung der Matratzen gibt es nicht. Bemerkenswert sind die deutlich vergrößerten Fensterflächen in beiden Rümpfen, die für ein helles und freundliches Ambiente mit guter Aussicht sorgen. Die Sicherheit ist vorbildlich. Alle Kabinen sind mit Feuerlöschern ausgestattet. Fluchtluken befinden sich im vorderen Teil der Rümpfe. Vier elektrische und eine manuelle Bilgepumpe runden das Bild ab.

Angetrieben wird die Testkandidatin durch Selbstzünder vom Typ Yanmar 4LV mit 184 kW (250 PS). In der Grundausstattung ist die Version mit 111 kW (150 PS) verbolzt. Die Kraft wird über ein Getriebe auf die Wellenantriebe übertragen. Aus dem Stand erreichen wir damit nach 20 Sekunden die Höchstgeschwindigkeit von 21,8 Knoten. Dabei laufen stündlich 101 Liter Diesel aus den insgesamt 1200 Liter fassenden Reservoirs. Wesentlich günstiger ist man bei einer Reisegeschwindigkeit von rund acht Knoten unterwegs, bei der stündlich 11,2 Liter verbraucht werden. Damit reicht das Tankvolumen nach Abzug der 15-prozentigen Reserve dann für stattliche 720 Seemeilen. Manövrieren lässt sich der Katamaran bestens. Voll­kreise gehen bei Langsamfahrt mit zwei Bootslängen Durchmesser, bei Vollgas ist es eine Bootslänge mehr. Bei entsprechender Nutzung der Gashebel dreht das Boot auf dem Punkt. Die Fahrt durch Wellen ist weich und komfortabel.

Fazit

Die Fountaine Pajot 4.S ist ein seegängiger Katamaran mit guten Langstreckeneigenschaften bei günstigen Betriebskosten. Das Platzangebot an und unter Deck ist überdurchschnittlich. Durch die verhältnismäßig kompakte Breite und Höhe ist das Einsatzspektrum etwas vielfältiger als bei größer dimensionierten Doppelrümpfern.

Noch mehr Informationen? Den Test der Fountaine Pajot MY4.S finden Sie mit weiteren Bildern, Messergebnissen und voller Bewertung in BOOTE-Ausgabe 07/2022 – seit dem 15. Juni 2022 am Kiosk oder online direkt im Delius-Klasing-Shop.