Jan-Ole Puls
· 06.04.2023
Qualität und sportliche Fahreigenschaften sind Markenzeichen der Sea Ray 265 Sundancer. Wir haben sie getestet
In diesem Artikel:
Wer sich mit der Marke Sea Ray auseinandersetzt, der weiß, hier wird auf Qualität geachtet. Die Verarbeitung ist durchgehend gut und auch das Gefühl, auf einem Boot von robuster Bauart zu sitzen strahlt Sicherheit aus. Das es nur ein Boot für die warmen Gefilde dieser Erde ist, was vielleicht der Zusatz Sundancer im Namen vermuten lässt, konnten wir in unserem Test nicht bestätigen. Sicherlich ist das offene Cockpit mit den vielen Sitzmöglichkeiten gut zum Sonnenbaden geeignet, sie macht aber auch bei 15 Grad und bewölktem Wetter auf dem Main eine gute Figur. Dabei besonders auffällig: ihre Kurvenfahrt, darüber später mehr.
Schaut man auf die am Steg liegende Sea Ray, fällt einem sofort die Hochbordigkeit auf. Das ist optisch Geschmackssache, bringt aber eine Stehhöhe von rund 1,90 Metern in der Kabine, was für ein 26-Fuß- Boot schon ganz ordentlich ist. Wir gehen über die Badeplattform an Bord. Hier versteckt sich schon das erste Gimmick. Ein in die Badeplattform eingebauter Sitz lässt sich als Badesitz ausklappen. Eine umklappbare Bank, die entweder als Liegefläche (1,17 m x 1,18 m) oder an dem davor liegenden Cockpit-Tisch als Sitzbank verwendet werden kann, ist angrenzend verbaut. Es folgt eine weitere Sitzbank und der Fahrstand. Er ist mit zwei 12-Zoll-Displays ausgestattet und dem obligatorischem Bugstrahlruderbedienteil. Funktionen wie Positionslicht, Bilgenpumpe und Ankerwinde werden per Drucktaste betätigt. Auf der Backbordseite ist außerdem noch eine kleine längsangebrachte Sitzgelegenheit. Durch die teilbare Frontscheibe aus Sicherheitsglas mit Aluminiumrahmen gelangt man auf das Vordeck. Hier befindet sich, wie sollte es auch anders sein, eine Liegewiese. Die Polster des gesamten Bootes sind in Beige gehalten und ordentlich verarbeitet, die Härte ist ebenfalls angenehm. Aber zurück ins Cockpit. Die hochbordige Sea Ray bietet einen guten Überblick beim Fahren. Die Sicht nach vorne ist bei unserem Testfahrer mit einer Körpergröße von 1,86 Meter etwas eingeschränkt, da der Scheibenrahmen im Sichtfeld ist. Der Ein-Arm-Scheibenwischer ist gut montiert und wischt den Bereich vorm Steuerstand.
Betritt man die Kabine über das Schiebeschott, fallen die vielen Fenster im Inneren der 265 Sundancer auf. Insgesamt sind es sechs Stück. Öffnen lassen sich zwei über ein Bullauge, einmal im Toilettenraum und einmal an der kleinen Pantry. Im vorderen Bereich des Bootes wurde ein U-Sofa mit Tisch verbaut. Der Tisch lässt sich absenken und durch zwei Extrapolster entsteht ein zusätzlicher 1,90 m x 1,65 m großer Schlafplatz. Ein etwas längerer (2,10 m), dafür aber nicht breiterer (1,26 m) Schlafplatz ist im Heck untergebracht. An Probeliegen sollte also bei der Bootsbesichtigung gedacht werden. Wer sich morgens einen Kaffee kochen möchte, kann sich aus dem 76 l großem FrischwasserTank bedienen. Ein Toilettenraum mit elektrischem WC und einem Waschbecken besitzt das Boot natürlich auch. Stauraum ist ausreichend vorhanden, überall lassen sich kleine Schaps oder Schränke öffnen. Das Raumgefühl ist großzügig.
Angetrieben wird unser Testboot von einem Mercruiser Dieselmotor. Der MD 3.0 DTS liefert 270 PS. Das dieseltypisch höhere Drehmoment wird durch ein Bravo III Z-Antrieb und einen Duoprop ins Wasser geleitet. Die wirtschaftliche Gleitfahrt ist bei rund 3000 U/min erreicht. Dabei läuft die Sundancer 24 Knoten und verbraucht 1,26 Liter pro Seemeile. Daraus errechnet sich eine Reichweite von 176 Seemeilen zuzüglich 15 Prozent Reserve.
Das in Polen gebaute Boot fährt sich durch den tiefen V-Rumpf gut. Es liegt gut auf dem Ruder und macht keine Sperenzien. Kurven fährt sie bis zu einem bestimmten Rudereinschlag problemlos. Bei Volleinschlag wird es sportlich. Das Acht-Meter-Boot legt sich dann fast bis zur Scheuerleiste auf die Seite, zieht aber auch sofort engere Kurven. Die ersten Kurven sind ungewöhnlich, sobald man sich aber dran gewöhnt hat, macht es Spaß. Der Duoprop verliert dabei selten seinen Grip im Wasser und beschleunigt das Boot gut aus der Kurve heraus. Legt man den Hebel dann auf den Tisch, stehen schnell 36 Knoten auf dem Simrad Plotter. Dabei durchschneidet die Sea Ray kleinere Wellen problemlos auch mit hoher Geschwindigkeit. Fährt man langsam, etwa im Hafen, macht sich die Hochbordigkeit negativ bemerkbar. Stärkere Winde können das Boot versetzen, das lässt sich beim Anlegen aber durch das Bugstrahlruder ausgleichen.
Mit dem kleinsten Motor bringt die 265 Sundancer etwa 2900 kg auf die Waage. Kauft man sich dazu einen leichten 3,5-Tonnen-Trailer ist sie trailerbar.
Wer ein sauber verarbeitetes Boot der Acht-Meter-Klasse sucht, welches in keinem Fall nur in den warmen Gefilden zu Hause sein möchte, hat mit der Sea Ray eine gute Option gefunden. Die Hochbordigkeit ist optisch Geschmackssache, bietet aber viele Vorzüge im Innenbereich.