Peter Laessig
· 23.06.2017
Sea Ray 400 Sundancer nimmt ihren schönen Namen wörtlich – nach dem Motto: Bewegung ist gesund und macht glücklich
Sea-Ray-Boote werden bei uns mehr unter dem Aspekt der sportlichen Boote gesehen. Aber es gibt auch solche, wo – wie bei unserem Testboot – der Wohnkomfort im Vordergrund steht. Zumindest beginnen bei Sea Ray ab 40 Fuß Länge die Yachten.
Das Erscheinungsbild der 400 SD ist aber weniger das einer Yacht als vielmehr das eines großen Daycruisers mit rundum geschlossenem Hardtop.
Das Cockpit liegt auf einer Ebene mit dem Salon samt Fahrstand, getrennt durch eine mehrteilige und variabel zu öffnende Glasschiebetür. Dadurch bilden Cockpit und Salon eine Einheit, die außen dank des elektrisch ein- und ausfahrbaren Biminis bei zu viel Sonne noch beschattet werden kann.
Unter Deck bieten zwei Kabinen mit fünf Kojen und zwei Bäder mit WCs den notwendigen Komfort, um auch längere Urlaubstörns angenehm zu gestalten.Je nach Version kann die 400 Sundancer wie unser Testboot mit einer größeren Badeplattform bestückt werden.
Sie lässt sich hydraulisch absenken, um entweder das darauf parkende Dingi leichter zu Wasser zu lassen oder als Badeinsel zu dienen.
Die integrierte und automatisch ausklappbare Badeleitertreppe macht es möglich. Dank der großen Plattform ist man achtern insgesamt auch sicherer unterwegs, nicht nur wenn der Grill in der Heckpantry in Betrieb genommen wird.
Der Salon beherbergt an Steuerbord den Steuerstand, dahinter eine Sitzgruppe mit elektrisch in der Höhe verstellbarem Tisch und gegenüber eine Zweier-Sitzbank samt ordentlich bestückter Pantry. Zum Fahrstand geht es eine Stufe höher. Die Bestuhlung entspricht optisch zwei Einzelsitzen, ist aber eine in Längsrichtung verstellbare Sitzbank.
Der Fahrstand zeigt sich übersichtlich, gut bestückt und ergonomisch gestaltet – alles im Blick und Griff. Die Rundumsicht des Skippers ist bis auf einige sich in den Scheiben widerspiegelnde Teile einwandfrei; bei Bedarf sorgen große Wischer außen und Defrosterdüsen innen für Durchblick.
Ein Joystick, der beide Antriebsstränge und das Bugstrahlruder bedient, hilft, das Boot in fast alle Richtungen zu manövrieren, und vereinfacht das An- und Ablegen. Die 400 SD ist serienmäßig mit einem automatisch arbeitenden Trimmklappensystem ausgestattet, das ab etwa 1200 U/min (knapp 8 kn Fahrt) zu arbeiten beginnt.
Es reguliert über den gesamten Fahrbereich hinweg die Längs- und Quertrimmung des Bootes.
Heißt: Beim Anfahren bleibt die Sicht stets erhalten.
Lediglich bei Kurvenfahrten über Backbord ist man im Blindflug unterwegs, das Salondach schwenkt aufgrund des V-Rumpfes in den Sichtbereich und versperrt den Blick zur Seite. Es sei denn, man öffnet das Schiebedach, schaltet die Trimmautomatik aus, damit sich die Sea Ray mehr auf die Seite legt, und stellt sich hin.
Bleibt die Automatik während der Fahrt ausgeschaltet, wünscht man sich zwecks besserer Voraussicht die Sitzposition etwas höher, da sich das Testboot in diesem Fall einen Tick mehr aus dem Wasser hebt und in der Längsachse leicht vertrimmt.
Man sieht dann, dass die seitliche Wasserabrisslinie am Rumpf etwas mehr nach achtern rutscht, und spürt, wie die 400 SD beginnt, in der Sonne über die Wellen zu tänzeln – und damit ihrem Namen alle Ehre macht. Knapp sieben Umdrehungen des Steuerrades von einer zur anderen Seite bei Volleinschlag verhindern extreme Manöver.
So fallen die 180°-Wenden oder Verreißen des Ruders wie auch die Kurvenfahrten sehr sicher aus. Auf der Slalomstrecke bringt man das Testboot nur dann über die Längsachse minimal zum Pendeln, wenn man schnell genug kurbelt.
Von seiner ruhigen Seite präsentiert sich am Testtag das Mittelmeer vor La Napoule in Südfrankreich. Kabbelwasser und ein paar Wellen bis etwa einen Meter Höhe stellen für den Rumpf keine Herausforderung dar.
Das Testboot ist mit der Standardmotorisierung bestückt, zwei Diesel von MerCruiser-Cummins, die jeweils 480 PS auf die V-Getriebe und Wellenanlagen stemmen.
Im Hafen bedient man sich entweder abwechselnd der beiden Motoren, um bei 600 U/min nicht zu schnell zu werden, oder man benutzt das Joysticksystem. Mit einem Antriebsstrang ist man etwa 3,5 kn schnell unterwegs und mit beiden 1 kn mehr. Während der langsamen Passagen in der Hafenausfahrt lassen wir die Motoren nicht höher als 1000 U/min drehen und halten das Tempo bei knapp 7 kn, damit die vom Boot erzeugten Wellen nicht stören.
Ab einem Tempo von 11 kn Fahrt signalisiert ein glatter Wasserabriss am Heck, dass unser Testboot zu gleiten beginnt. Als Höchstgeschwindigkeit notieren wir maximal 32 kn.
Nach Auswertung unserer Messwerte sehen wir, dass die 400 SD ab Gleitbeginn permanent im wirtschaftlichen Bereich fährt. Allerdings liegen dabei die von uns ermittelten theoretischen Reichweiten ± 170 sm plus 15 % Reserve unter dem, was wir fordern. Wer Strecke machen muss, fährt als Verdränger mit 6 kn knapp 1000 sm weit, plus Reserve.
Muss man für den Service an die Technik oder Motoren, öffnet man die große Cockpitbodenklappe und kommt von oben an fast alles gut heran. Allerdings wäre es kein Fehler, wenn der Mechaniker für die eine oder andere Ecke im Motorraum von schlanker Gestalt ist.
Zur Kontrolle genügt es, im Salon eine Bodenklappe zu öffnen. Hinsichtlich der Sicherheit sind die Kraftstoffvorfilter mit Wasseralarmsensoren bestückt, und der Spritfluss wird mittels Magnetventilen reguliert. Bestens erreichbar stecken Hauptschalter und ein Teil der Sicherungen hinter den Polstern der Backbordsitzbank im Salon.
Was uns nicht gefällt, ist die Tatsache, dass man beim Weg nach vorn auf schmalen Seitendecks unterwegs ist und sich gut festhalten muss, um nicht unfreiwillig baden zu gehen. Die Standardausstattung kann sich sehen lassen, hat aber noch Raum zum Verfeinern.