Ralf Marquard
· 22.12.2017
Der Bowrider aus Finnland fällt besonders durch seine spritzigen Fahreigenschaften und cooles Aussehen auf
Entweder man ist sofort begeistert oder meist nie. Gemeint sind Aluboote. Sie haben ihre eingeschworenen Fangemeinde, die Vorteile wie Robustheit bei gleichzeitigem geringen Gewicht schätzen. Nicht zu unterschätzen ist natürlich auch das Aussehen, so können sich viele an den glänzenden Aluwänden gar nicht sattsehen.
Im Cockpit bieten sie meist die gleiche Einrichtung und den ähnlichen Komfort wie ihre Kunststoff-Kollegen. Das beginnt auf unserem Testboot, der Silver Eagle BR 640, im Heck mit einer Bank, die sich zu einer gemütlichen Sonnenliege wandeln lässt, geht über den Fahrstand mit Fahrer- und Beifahrersitz und Mitteldurchgang bis zum offenen Bug mit Sitzbänken. Das Boot eignet sich prima für Angel-, Badetouren und Entdeckungsreisen.
Mit dem installierten Wasserski-Bracket (550 EuroAufpreis) lassen sich problemlos Wakeboarder, Tubefahrer und natürlich Wasserskiläufer an den Haken nehmen.
Die dafür nötige Power gibt der Suzuki DF 200. Er bringt das Boot blitzschnell von Verdränger in Gleitfahrt, der Bug hebt sich dabei nur mäßig an und die Voraussicht bleibt gut erhalten. Die kleinste Gleitfahrt liegt um 16 kn und wirtschaftlich läuft das Gespann bei 3500 U/min mit gut 21 kn.
Damit reicht der 140-l-Tank bei einem Benzinverbrauch von 0,78 l/sm für respektable 152 sm plus 15 % Reserve. Bei Vollgas mit rasanten 45 kn kommt man noch ungefähr halb so weit, der maximale Powertrim liegt dann bei etwa ¼ auf der Anzeige. Wer den Außenborder zu weit anhebt, bringt die BR 640 zum Wippen. Unser Testboot verfügt über zusätzliche Trimmklappen, die gut 900 Euro Aufpreis kosten und hauptsächlich zum Ausgleichen von Schräglage benutzt werden.
Viel Laune bringen die schnellen Fahrmanöver, denn mit Highspeed ist die Silver äußerst sportlich unterwegs. In schnellen Kurven gehört der Trimm ganz nach unten, damit der Propeller erst möglichst spät Luft zieht und dann "ins Leere" dreht. Nun ist Gas wegnehmen und neu anfahren angesagt.
Bei Slalomkursen schwingt das Testboot merklich über die Längsachse; besonders deutlich wird dies, wenn man das Lenkrad verreißt und der Rumpf nachschaukelt. Dampferwellen der Weißen Flotte auf dem Bodensee überspringt er mit etwa 34 kn weich und trocken. Die Geräusche beim Einsetzen lassen die Landung härter erscheinen, als sie sich anfühlt.
Zurück im Hafen überzeugen enge Wendekreise (ein bis anderthalb Bootslängen) und ein direktes Umsteuerverhalten in Rückwärtsfahrt. Auf langsamen Fahrten pendelt der Rumpf ab und zu etwas hin und her, Gewichtsverlagerungen wirken sich nur geringfügig auf die Kursstabilität aus.
Gelenkt wird serienmäßig mit einer Hydrauliksteuerung, die leichtgängig und exakt zu bedienen ist. Einziges Manko: Steht der Gashebel auf Verdrängerfahrt, ist der Abstand zum Lenkkranz so gering, dass man sich schnell mal die Hand stößt. Der straffe, sportlich gepolsterte Fahrersitz bietet einen super Seitenhalt. Mit den Verstellmöglichkeiten in alle Richtungen plus Lehnenneigung findet man problemlos eine entspannte Sitzposition.
Der Beifahrerplatz verfügt über eine praktische Klapplehne, kann also auch als Cockpitsitz genutzt werden.
Geschützt wird die Fahrgemeinschaft durch eine weit nach hinten gezogene Windschutzscheibe, die von einem soliden Systemrahmen mit vorbildlich abgerundeten Ecken gehalten wird.
Auf der Fahrerseite sitzt ein passend dimensionierter Scheibenwischer, der allerdings 347 Euro Aufpreis kostet. Extra zahlt man ebenfalls für den Kartenplotter, die Motorinstrumente sind samt der Montage im Außenborderpreis und der Neubootpauschale enthalten. Zum serienmäßigen Lieferumfang gehören Polster für die Heckbank, Badeleiter, Heck/Fahr-Persenning und die Tür zwischen den Konsolen. Extra zahlt man dagegen für den Tisch im Cockpit, die Kühlschublade, die Musikanlage und Polster im Bug.
Zur Sicherheitsausrüstung gehören ein 2-kg-Handfeuerlöscher und eine elektrische Bilgenpumpe, die wichtige Handlenzpumpe suchten wir dagegen vergeblich. Bewegungssicherheit gewährleisten rutschfeste Strukturen auf der geteilten Badeplattform, dem Cockpitboden, den Stufen sowie den Bänken im offenen Bug. Reling, Scheibenrahmen und Griffe bieten den nötigen Halt; alle Haltemöglichkeiten überzeugen außerdem durch eine solide Ausführung und Befestigung.
Die gesamte Verarbeitung macht einen fachmännischen Eindruck, der durch die Auskleidung der Staukästen mit Schalen und die mit Gasdruckdämpfern oder Haltefedern versehenen Deckel noch unterstrichen wird. Die Leitungen und Schläuche verlaufen größtenteils in Schutzrohren oder sind fachgerecht mit Kabelbindern fixiert. Hauptschalter und Automaten sitzen zusammen auf einem griffgünstig platzierten Panel.
Festgemacht wir das Boot an vier stabilen Klampen, für den Schlepperbetrieb und zum Verzurren auf dem Trailer sind drei Ösen vorhanden. Der Straßenkapitän benötigt einen 1,7-t-Trailer und ein Mittelklasse-Zugfahrzeug.
Fazit
Die Silver Eagle BR 640 ist ein robuster Bowrider, mit dem man spritzig und agil unterwegs ist. Ihr Suzuki DF200 hat reichlich Power, um Wasserskiläufer und Co. bequem hinterherzuschleppen. Das Boot ist erstklassig verarbeitet und zeigt saubere Installationen.