

In Touch mit der Zukunft
Der Touchscreen ist in unserem Leben inzwischen allgegenwärtig. Wir treffen auf diese Art der Dateneingabe bei der Bank, wenn wir Geld abheben, oder bei den Fahrscheinautomaten der Bahn und natürlich im Auto, wenn wir das Navigationsgerät programmieren. Im Bereich der maritimen Navigation waren solche Sensorbildschirme, abgesehen von ein paar Exoten, bisher eher die Ausnahme.
Aufwind bekam die Sache mit dem „Touch“ durch iPhone und iPad von Apple. Die Trendgeräte werden ebenfalls mittels Tastschirm bedient, wobei die enthaltenen Programme und Anwendungen als sogenannte Apps (Applikationen) angezeigt werden. Jedes App hat ein eigenes Logo auf dem Bildschirm, das durch einen simplen Fingertipp aktiviert wird.
Simrad hat die Funktionsweise für seine neue NSS-Geräteserie adaptiert und den Gerätetypen NSS 7, NSS 8 und NSS 12 einverleibt. Das Resultat dieser Marinisierung der Touchoberfläche ist durchaus gelungen und kann mit Fug und Recht als bahnbrechend bezeichnet werden.
Wer ein Gerät der NSS-Serie zum ersten Mal in die Finger bekommt, sucht zunächst gewohnheitsmäßig nach den Bedientasten. Was die Simrad- Entwickler an Knöpfen und Schaltern noch gelassen haben, findet sich in der rechten oberen Ecke des Gehäuses. Über Kreuz angeordnet wie eine Würfelfünf mit dickerem Mittelpunkt, erinnert das minimalistische Tastenfeld an ein Star- Wars-Raumschiff, was ihm bei Simrad auch den Namen „Tie-Fighter“ eingebracht hat.
Diese fünf „Raumschifftasten“ sind trotz aller Touch-Technik immer noch notwendig, weil nicht alle Gerätefunktionen der NSS-Serie sich innerhalb von 100 Millisekunden ausführen lassen. Diese Zeitspanne, so haben Softwaredesigner und Ingenieure herausgefunden, akzeptiert das menschliche Hirn als Reaktionszeit eines Touchscreens. Prozesse, die länger dauern, kategorisieren wir als „nicht ausgeführt“ und sehen uns genötigt, erneut die Oberfläche zu berühren.
Anders ist das mit Tasten und Knöpfen. Diesen Eingabehilfen gewähren wir, wohl aus vorherigen Erfahrungen, deutlich mehr Zeit, um den gewünschten „Job“ auszuführen. Daher wird es auch bei der Gerätegeneration „Touch“ noch länger Tasten geben. Doch egal ob per Touchscreen oder mittels Taste, was sich bei der NSS-Serie ein- beziehungsweise ausschalten lässt, kann sich sehen lassen.
Alle Gerätefunktionen liegen, ähnlich wie die iPhone-Apps, auf drei verschiedenen Bildschirmoberflächen, die sich mittels „Fingerwisch“ durchblättern lassen. Erscheint das gewünschte Symbol auf dem Schirm,
wird dieses zum Aktivieren einfach mit dem Finger berührt. Neben den klassischen Plotterfunktionen, wie Kartendarstellung, Wegepunkt- und Routennavigation, lassen sich an die NSS-Serie die Simrad- Geräteoptionen Broadband Radar, StructureScan, SonicHub und natürlich der Autopilot anschließen.
Ersteres liefert neben hochauflösenden Radarbildern ein mehr als akkurates Radaroverlay, wobei die dabei benötigten Kartendaten von einer geräteinternen Datenbank stammen, welche die Seekartendaten (Navionics-Basisdaten) für alle europäischen Gewässer beinhaltet. Diese Datenbank ist übrigens im Gerätepreis enthalten, der für den kleinsten der Familie, den NSS 7, bei etwa 1700 Euro liegt.
Wer noch einmal 700 Euro drauflegt, bekommt das StructureScan-Sonarsystem gleich mitgeliefert. Das mehr als erstaunliche „Unterwasserradar“ zeigt richtige Unterwasserbilder vom Meeresboden. Im Hafen von Palma ließen sich zum Beispiel damit die verankerten Mooringgewichte und die daran hängenden Ketten eindeutig orten und identifizieren.
Wem Boot fahren ohne musikalische Untermalung zu eintönig ist, der fügt seinem System noch einen SonicHub hinzu. Der eher unscheinbare Schacht nimmt entweder iPhone oder iPod in sich auf und macht die dort gespeicherten Musikstücke via NSS-Multifunktions-Display zugänglich. Was gerade das Gehör erfreut, wird dann am unteren Bildschirmrand angezeigt.
Die Bildschirminhalte sind ansonsten in den Grundfunktionen werksseitig vorgegeben. So gibt es eine Vielzahl von fest vorgespeicherten Anzeigemöglichkeiten, zu denen auch partionierte (2, 3 oder sogar 4 Felder) Bildschirmoptionen gehören. Wem diese Kombinationen nicht zusagen, der kann sich selbst welche basteln. Dafür werden – ähnlich wie auf dem Computer – mittels „drag and drop“ einfach die gewünschten Bildschirminhalte zusammengestellt.
Wie sich die NSS-Serie im Bordalltag macht, werden wir in den nächsten Wochen in der Praxis erproben. Dann berichten wir Ihnen, ob Simrad wirklich „in Touch mit der Zukunft“ gekommen ist.
Weitere Informationen: Navico, Carl-Friedrich-Gauss-Str. 2, 24837 Schleswig, Tel. 04621-961 30,
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