Torsten Moench
· 06.12.2012
Ein Gewitter zieht auf – was tun? Wir nennen die wichtigsten Tipps und einige Regeln, wie man Boot und Mannschaft am besten gegen Blitzschlag schützt.
Blitzschutz ist im wahrsten Sinne des Wortes ein heißes Thema. Liest man einschlägige Literatur, kommt man schnell zu dem Schluss, dass wirksamer Blitzschutz auf Booten praktisch unmöglich ist. Da liest man von quadratmetergroßen Erdungsplatten, meterhohen Blitzschutzmasten und armdicken Erdungsleitungen. Wie, bitteschön, soll man derlei schweres Gerät auf einem mittelgroßen Kajütboot unterbringen? Und wer garantiert, dass sich ein Blitz im Ernstfall an die ihm zugewiesenen Bahnen hält?
Geht man das Thema Blitzschutz von der praktischen Seite an, steht im Mittelpunkt stets der Kompromiss zwischen technisch Machbarem und erzielbarer Schutzwirkung. In erster Linie interessiert uns dabei der Personenschutz. Ob das Echolot oder der elektronische Kartenplotter nach einem Blitz-einschlag noch einwandfrei funktionieren, ist nach unserem Dafürhalten eher nebensächlich und auch mit hohem Aufwand kaum sicherzustellen.
Sportboote und Kajütboote
Um es ganz deutlich zu sagen: Offene Boote haben bei Gewitter nichts auf dem Wasser zu suchen. Das heißt: Schon bei Gewittergefahr hilft nur, mit Ak – mit äußerster Kraft – einen rettenden Hafen zu suchen; denn durch die offene Bauart ist es nicht möglich, das Boot oder die Insassen gegen Blitzschlag zu schützen.
Kajütboot-Fahrer sind da schon besser dran. Je nach Bootsgröße und Material, bietet diese Bootsart von Haus aus mehr Schutz. Stichwort Material: Am sichersten sind Stahlboote. Ähnlich wie Autos bilden sie einen sogenannten Faraday’schen Käfig, in dessen Inneren (Salon oder Kajüte) man vor direktem Blitzschlag geschützt ist. Die Aufbauten und der Stahlrumpf leiten den Blitz entlang der Außenhaut zuverlässig ins Wasser. Wichtig ist allerdings, dass man keine Metallteile berührt. Am besten hält man mindestens 30 cm Abstand von ihnen.
In Kunststoff- oder Holzbooten ist man ebenfalls im Innenraum am besten aufgehoben. Dennoch wird der Blitzschlag hier zur größeren Gefahr. Ist der Einschlagsort mit dem höchsten Punkt des Bootes (Mast oder Geräteträger) noch relativ klar, kann der Austrittsort des Blitzes nicht vorausgesagt werden. Es ist durchaus möglich, dass er unterhalb oder kurz oberhalb der Wasserlinie liegt. Im Ernstfall bedeutet das Wassereinbruch. Ist die E-Anlage hin –was wahrscheinlich ist –, hilft nur noch die hoffentlich vorhandene Handlenzpumpe.
Gefahrenquelle Hitzewirkung
Ein weiterer Gefahrenpunkt auf Kunststoffbooten ist die Hitzewirkung des Blitzschlages und die damit verbundene Brandgefahr. Abhilfe schafft in diesem Fall nur ein Blitzableiter. Das kann ein etwa 50 cm langer, angespitzter Metallstab (Kupfer, Alu oder Edelstahl) sein, der am höchsten Punkt des Bootes montiert wird, beispielsweise auf dem Mast. Von ihm aus führt eine möglichst starke Leitung (16 mm2) zu allen Metallteilen, die Verbindung mit dem Wasser haben, sozusagen zur Bootserdung.
Zur Verbindung werden spezielle Klemmen verwendet, die man beim Elektroinstallateur bekommt. Insgesamt braucht man zur Blitzableitung im Salzwasser etwa eine Erdungsfläche von rund 0,10 m. In der Praxis können dies das Ruder, der Z-Antrieb oder auch Metallborddurchlässe sein. In Süßwasser brauchte man aufgrund der schlechteren Leitfähigkeit theoretisch die hundertfache Fläche, also rund 10 m.
Weil dies aber völlig praxisfremd ist, bleibt nur der Rat, alle vom Wasser umspülten Metallflächen mit dem Blitzableiter zu verbinden, und zu hoffen, dass der Blitz, wenn er denn einschlägt, diesen Kompromiss akzeptiert.
Egal, ob man mit einem Stahl- oder Kunststoffboot unterwegs ist, links stehende Grundregeln sollte man bei Gewitter in jedem Fall einhalten!
Fünf wichtige Regeln