

Törn: St. Lucia und St. Vincent / Karibik
Windward Islands - Seite 4
Auf Empfehlung des Vercharterers rufe ich über UKW 68 die Firma "African", wo man für 50 EC$ eine Boje mieten kann. Eine Frau antwortet prompt per Funk, nennt mir eine Boje und sagt, dass sie sofort komme. Wir steuern auf die Boje zu, da kommt von der Seite ein Jugendlicher mit einem kleinen Boot angeschossen, hält sich an der Boje fest und ruft: "This is my buoy. Sir, give me rope". Seine Boje?
Die Frau von "African" weist uns über Funk an, dass wir so tun sollten, als würden wir ankern. Also gehe ich aufs Vorschiff, klappe den Ankerkasten auf und lasse die Kette ein Stück rasseln. Tatsächlich verschwindet das kleine Boot – und wir machen doch entspannt an der Boje fest. Die Angestellte erklärt das Spiel: Ist der Boatboy schneller an der Boje, kassiert er 60 oder 70 Ostkaribische Dollar, gibt die offizielle Gebühr beim Bojenbetreiber ab und steckt den Rest in seine Tasche.
Wir fahren mit dem Beiboot zum dinghy dock an Land. Wie unsere Nachbarn schließen wir den Motor und dann noch einmal das ganze Boot mit einem Stahlseil an einem eigens dafür vorgesehenen Stahlbügel am Anleger an. Gerade will ich aussteigen, da sagt ein Bootsnachbar aus Holland, dass ich das Boot komplett leeren solle. Selbst unsere kleine Pütz würde sonst geklaut, warnt er.
Der Ort Port Elizabeth, der sich rund um die Admirality Bay zieht, ist ein kunterbunter Schmelztiegel von Nationalitäten, Hautfarben und Sprachen. Man hat den Eindruck, aus jeder seefahrenden Nation der Welt sei mindestens ein Mann oder eine Frau hier gestrandet.
Wir sichern Geldbörse und Kamera dicht am Körper und genießen das bunte Treiben auf der einzigen Straße, die um die Bucht führt. Auf dem Markt kaufen wir Obst, Gemüse und Brot. Nebenan auf dem Fischmarkt wird laut schreiend der frische Fang zu Geld gemacht. Die Promenade rund um die Bucht ist sauber und gepflegt. Hibiscus, Frangipani, Ingwer und andere exotische Sträucher blühen in allen Farben der Karibik.
Auf einer Anhöhe über der Bucht liegt die "Papa’s Bar" des schwedischen Seemannes Gert. Er zaubert uns einen hervorragenden Mojito mit kubanischem Rum. Seit 17 Jahren lebt er in dem tropischen Paradies und kann aus eigener Erfahrung berichten: "Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander – mit den bekannten Folgen. Wenn niemand euer Boot bewacht, solltet ihr mit Einbruch der Dunkelheit wieder an Bord sein und nachts abschließen."
Noch 29 Seemeilen trennen uns von unserem südlichsten Ziel, den Tobago Cays in den Grenadinen. Wir verlassen morgens unsere Boje in der Admirality Bay und unser Ziel am Mittag: den berühmten Tobago Cays Marine Park, eines der schönsten Reiseziele in der Karibik.
Wir steuern vorsichtig in den Northern Channel hinein und dann auf 142 Grad zwischen Korallenköpfen hindurch bis weit hinaus zum Horseshoe Reef, wo die Wellen des Atlantiks über die Korallen branden. Unmittelbar vor dem Riff entdecken wir eine vertrauenswürdige Boje und machen fest. Wow, ist das schön hier! Wir können uns gar nicht satt sehen.
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