Der Klimawandel könnte gegen Ende des Jahrhunderts häufiger als heutzutage zu Wetterlagen führen, die Sturmfluten an der deutschen Nordseeküste begünstigen. Das zeigen Studien des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW). Sturmebben, wie beispielsweise am vergangenen Freitag, könnten hingegen mit fortschreitendem Klimawandel seltener vorkommen. Die Studien werden am 26. Oktober auf der zweiten Verkehrs- und Infrastrukturtagung (VIT) in Berlin vorgestellt.
BSH-Präsident Helge Heegewaldt: „Der Klimawandel stellt uns vor enorme Herausforderungen, denen wir mithilfe von wissenschaftlichen Untersuchungen begegnen können. Die Erkenntnisse stellen wir daher unterschiedlichsten Akteuren zur Verfügung. So können beispielsweise Uferbauwerke vorausschauend befestigt und Maßnahmen ergriffen werden, die die Schifffahrt resilienter gegenüber Extremereignissen macht.“
Die Studien untersuchen die Bedingungen, die Sturmfluten und Sturmebben in der Deutschen Bucht begünstigen - und wie sich diese in Zukunft durch den Klimawandel ändern könnten. Im Fokus stehen dabei atmosphärische Bedingungen wie Wetterlage und Sturmstärke, aber auch der Meeresspiegelanstieg. Die Simulationen zeigen, wie die Zukunft aussehen könnte.
Doch wie entstehen Sturmfluten eigentlich? Sie entstehen durch starken Wind, der das Wasser an die Küste und in die tidebeeinflussten Flussmündungen drückt und so zu extrem hohen Wasserständen führen kann. Das Gegenteil sind Sturmebben: extrem niedrige Wasserstände, wenn starker Wind das Wasser von der Küste und aus den Flussmündungen wegdrückt.
In den Simulationen ohne weitere Klimaschutzmaßnahmen treten gegen Ende des Jahrhunderts in der Deutschen Bucht im Mittel etwa 10 Prozent mehr Tage pro Jahr mit atmosphärischen Bedingungen auf, die zu Sturmfluten führen könnten. Im Gegensatz dazu gibt es jährlich durchschnittlich etwa 25 Prozent weniger Tage mit Bedingungen, die Sturmebben verursachen könnten. Der steigende Meeresspiegel verstärkt diese Entwicklung zusätzlich: heutige extrem hohe Wasserstände werden häufiger und extrem niedrige Wasserstände seltener.
BSH und BAW präsentieren die Studien auf der zweiten VIT des Expertennetzwerkes des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) am 26. Oktober 2023. Die Tagung widmet sich der „Forschung für resiliente, vernetzte und umweltgerechte Verkehrsträger“.
Die Erkenntnisse fließen in die Beratung der verschiedenen Bundesbehörden ein. Der DAS-Basisdienst „Klima und Wasser“ stellt sie auch anderen Interessierten zur Verfügung. Darauf aufbauend können sich die zahlreichen Akteure an der Küste auf die zukünftigen Herausforderungen durch den Klimawandel vorbereiten.