Um das 2600 Tonnen große Wrack heben zu können, musste es zuvor in zwei Teile geschnitten werden. Diese Arbeiten konnten vor zwei Wochen abgeschlossen werden. Die Masten des auf ebenem Kiel liegenden Schiffes waren bereits zuvor entfernt worden, da sie ein Schifffahrtshindernis darstellten - die Position des Wracks befindet sich im Kreuzungsgebiet der vielbefahrenen Verkehrstrennungsgebiete Terschelling-German Bight und Jade Approach.
Für die abschließenden Arbeiten an der Untergangsstelle und die Bergung der beiden Sektionen wurde eine Anzahl von Spezialschiffen zusammengezogen. Die größte Rolle spielt dabei der Schwimmkran “Hebo-Lift 10” aus den Niederlanden. Er gehört zu den leistungsstärksten Europas und soll zunächst das Heck bergen, danach den Bug. Der Abtransport wird jeweils auf einer Schwerlast-Transportbarge erfolgen.
Das Anheben der Wracksektionen erfolgt mit jeweils vier Ketten, die an den Hebeschlingen des Schwimmkrans befestigt werden. Um das Gewicht weiter zu reduzieren werden kann, wird zudem Wasser aus den noch gefüllten Frischwassertanks der “Verity” gepumpt. Abgesichert werden die Arbeiten vom Verkehrssicherungsschiff “Sea Guardian” und dem Notschlepper “Nordic”. Die passierende Schifffahrt muss einen Abstand von mindestens einer Seemeile halten. Die genaue Position hat das zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee zudem in einer entsprechenden Bekanntmachung für Seefahrer (BfS) veröffentlicht.
Die Havarie der “Verity” ereignete sich am frühen Morgen des 24. Oktober 2024 im Kreuzungsbereich der genannten Verkehrstrennungebiete und zwischen den Inseln Helgoland und Langeoog. Das unter britischer Flagge fahrende Küstenmotorschiff befand sich auf dem Weg von Bremen nach Großbritannien, als mit dem 190 Meter langen und 24000 Tonnen großen Bulk Carrier “Polesie” (Flagge: Bahamas) kollidierte. Dabei wurde die “Verity” so stark beschädigt, dass sie innerhalb weniger Minuten sank.
Während der schnell anlaufenden Such- und Rettungsmission, an der zahlreiche schwimmende und fliegende Einheiten der Seenotretter unter Leitung des Havariekommandos Cuxhaven beteiligt waren, konnten trotz der ungünstigen Seeverhältnisse (Wind: 6 Beaufort, Wellenhöhe: 3 Meter) zwei Seeleute der “Verity” lebend geborgen werden, ein drittes Besatzungsmitglied jedoch nur tot. Die vier übrigens Personen an Bord der “Verity” konnten nicht gefunden werden.
Zunächst blieb unklar, ob das Wrack gehoben werden würde. Nachdem die Reederei kein weiteres Interesse angemeldet hatte, entschloss sich der Bund zur Bergung. Dafür wurde die Ladung geborgen: 181 Stahlbandrollen, bevor den Rumpf zerschnitten und die eigentliche Bergung in Angriff genommen werden konnte.