Unsere Fahndungsrubrik Wanted erweist sich ein ums andere Mal als Barometer für die Entwicklung der Diebstahlzahlen im nautischen Bereich. So spiegelte sich während der Corona-Pandemie der rückläufige Eingang von Diebstahlmeldungen für unsere Rubrik im amtlichen Lagebild, welches das Kompetenzzentrum Bootskriminalität Baden-Württemberg in Konstanz (KBK) jährlich etwa zur Jahresmitte veröffentlicht. 2020 wurden in Deutschland 17 Prozent und damit 30 Boote und Jetski weniger entwendet als 2019, der Motorklau ging damals sogar um fast ein Drittel zurück, um 254 Außenborder! Hatte das Virus im ersten Pandemiejahr für ein Rekordtief in der deutschen Bootskriminalstatistik gesorgt, so blieben die Zahlen 2021 auf nahezu gleicher Höhe. Mit Ende der Pandemie und Wegfall der Reisebeschränkungen nahmen auch die Aktivitäten gut organisierter internationaler Banden wieder zu – und mit ihnen auch die Meldungen für unsere Rubrik Wanted. Was sich vor allem durch die vermehrten Tabellen mit Daten gestohlener Außenborder bereits abzeichnete, bestätigt nun das jüngste Lagebild des KBK: In Deutschland stiegen die Diebstähle bei den Außenbordmotoren 2022 um etwa 10 Prozent an. Im Vergleich zu früheren Jahren mit bis zu 1437 gestohlen gemeldeten Außenbordern (2016) bewegen sich die Zahlen aber immer noch auf einem niedrigen Niveau. In anderen europäischen Ländern sind ähnliche Tendenzen zu erkennen, was die Fahnder auf einen erhöhten Kontrolldruck seitens der Netzwerkpartner des KBK, die gute und enge Zusammenarbeit auf europäischer Ebene und die Zerschlagung mehrerer Bandenstrukturen in den Nachbarländern zurückführen. 2022 wurden in Deutschland 140 Sportboote inklusive Jetskis (2021: 144) und 593 Außenbordmotoren (2021: 540) entwendet. Die Gesamtschadenshöhe liegt bei ca. 5,1 Mio. Euro (2021: 4,9 Mio. Euro).
Fast die Hälfte der Bootsdiebstähle ereignete sich in Brandenburg, Berlin und Nordrhein-Westfalen. Die Rangfolge der Bundesländer im Einzelnen (die Zahlen von 2021 jeweils in Klammern): Brandenburg 27 (11), Berlin 20 (11), Nordrhein-Westfalen 14 (26), Niedersachsen 11 (4), Mecklenburg-Vorpommern 11 (12), Hessen 10 (8), Baden-Württemberg 9 (12), Bayern 9 (22), Sachsen 8 (7), Schleswig-Holstein 8 (14), Hamburg 4 (8), Rheinland-Pfalz 3 (6), Sachsen-Anhalt 3 (3), Bremen 2 (0), Thüringen 1 (0), Saarland 0 (0).
Am stärksten von Außenborderdieben heimgesucht wird seit vielen Jahren Brandenburg. 213 entwendete Motoren im Jahr 2022 sind nicht nur mehr als doppelt so viele wie 2021, sie machen ein gutes Drittel der bundesweiten Motorendiebstähle aus! Mit Abstand folgen Berlin mit 73 und Schleswig-Holstein mit 58 Motoren.
Die 2022 neu in den Fahndungssystemen registrierten 593 (540) Außenborder verteilen sich wie folgt: Brandenburg 213 (102), Berlin 73 (50), Schleswig-Holstein 58 (43), Mecklenburg-Vorpommern 41 (56), Nordrhein-Westfalen 38 (58), Niedersachsen 33 (46), Baden-Württemberg 32 (49), Hessen 28 (23), Sachsen 19 (9), Hamburg 17 (13), Bayern 16 (39), Bremen 8 (21), Rheinland-Pfalz 8 (13), Sachsen-Anhalt 7 (13), Saarland 1 (0), Thüringen 1 (5).
Trotz der „insgesamt betrachtet positiven Entwicklung“ sehen die Fahnder keinen Grund zur Entwarnung. Die Nachfrage nach gestohlenen Außenbordmotoren und Booten in Osteuropa bleibt nach ihren Erkenntnissen unverändert hoch, gleichwohl bis zum jetzigen Zeitpunkt nur ein leichter Anstieg der Diebstahlszahlen zu verzeichnen ist und sich die Fälle am Bodensee derzeit auf einem Rekordtief bewegen. „Dies ist insbesondere auf Festnahmen und Inhaftierungen in den vergangenen beiden Jahren in enger Kooperation mit dem LKA Vorarlberg, der Zentralstelle für Bootskriminalität in der Schweiz und den flexibel operierenden Fahndungsdiensten in Deutschland zurückzuführen“, erläutert das KBK in seinem Jahresbericht. Nach Einschätzung der Konstanzer Spezialisten dürfte sich dies jedoch nur temporär auswirken. Sie vermuten, dass sich die Banden neu aufstellen. Die Polizei legt Bootsleuten deshalb erhöhte Wachsamkeit ans Herz – „in den Häfen, insbesondere aber im Bereich von Trockenliegeplätzen. Auch im öffentlichen Verkehrsraum und sichtbar auf Privatgrundstücken abgestellte Wasserfahrzeuge mit Außenbordmotoren sind potenzielle Beuteobjekte. Die Tätergruppen arbeiten nicht nach dem Zufallsprinzip, sondern kundschaften die Örtlichkeit vor der Tat regelmäßig aus“, heißt es in dem Jahresbericht des KBK – verbunden mit einem dringenden Appell: „Verständigen Sie deshalb sofort die Polizei, wenn Sie feststellen, dass sich unberechtigte Personen in diesen Bereichen aufhalten und beispielsweise Fotos machen. Hinweise über mitgeführte Fahrzeuge und Personenbeschreibungen sind für die Fahnder hilfreich. Aufmerksame Bürgerinnen und Bürger schrecken Kriminelle ab und die Meldung verdächtiger Wahrnehmungen ermöglicht es der Polizei, gezielt und schnell tätig zu werden.“
Zum Lagebild des KBK gehören neben Diebstahlzahlen auch Fahndungserfolge. In Zusammenarbeit mit Polizeidienststellen in Deutschland und zehn weiteren europäischen Ländern wirkte das KBK 2022 an der Beschlagnahme von neun Sportbooten, drei Jetskis, 43 Außenbordmotoren und vier Bootstrailern im Gesamtwert von ca. 1,3 Mio. Euro mit. Mehr als die Hälfte der Außenbordmotoren wurde dank der guten Zusammenarbeit mit der dortigen Grenzpolizei in Rumänien sichergestellt.
Weitere Erfolge: Kurz vor Weihnachten 2022 identifizierte das KBK an der litauischen Ostseeküste mit dem dortigen Netzwerkpartner ein in der Schweiz unterschlagenes Boot im Wert von 150 000 Euro und arbeitete so der sachbearbeitenden Kriminalpolizeidienststelle entscheidend zu. Unmittelbar vor der Ausreise in die Tschechische Republik jagten die Spezialisten vom Bodensee zusammen mit bayerischen Schleierfahndern einem Beschuldigten Anfang März 2023 zwei in Vorarlberg geklaute Außenborder wieder ab, noch bevor die Geschädigten den Diebstahl überhaupt bemerkten.
(Typ/Motor, Motornummer, Diebstahlort, vermisst seit)
Hinweise zu den entwendeten Motoren bitte an das Kompetenz-Zentrum Bootskriminalität (07531/59 02 300), an MCS (040/37 48 180) oder an das Ermittlungsbüro YISS (04331/14 52 83)
Seit 25 Jahren gibt es in BOOTE die Rubrik „Wanted“. Ein kostenloser Service für die öffentlichen und privaten Ermittler, Versicherungen, Clubs und Eigner, die in unserer Fahndungsrubrik oft die letzte Chance sehen, ihr geliebtes Boot doch noch wiederzubekommen.
Wiederholt konnten durch ihre Hinweise Boote sichergestellt werden – sowohl in Deutschland als auch im europäischen Ausland. In vertrauensvoller Zusammenarbeit mit MCS und anderen privaten Ermittlungsbüros wie YISS, verschiedenen Wasserschutzpolizei-Revieren und besonders dem Kompetenz-Zentrum Bootskriminalität Baden-Württemberg in Konstanz (KBK) ist im Laufe der Jahre ein Netzwerk entstanden, von dem alle Beteiligten profitieren. Gemeinsames Ziel: gestohlene Boote, Jetskis, Motoren etc. wiederfinden und Langfingern das Geschäft verderben.
Auf der Website www.stolenboats.info unterhält MCS die derzeit umfangreichste Onlineliste von gestohlenen Booten, Jetskis und Motoren weltweit. Sie ist vor allem denjenigen zu empfehlen, die sich vor dem Kauf eines Gebrauchtbootes vergewissern möchten, keine heiße Ware angeboten zu bekommen. Wer sich dennoch unsicher ist, ob es sich bei dem in Augenschein genommenen Boot um eines aus einem Diebstahl handelt, wendet sich an das bei der Wasserschutzpolizeistation Konstanz beheimatete KBK (Telefon 07531/59 02 300). Diese Spezialeinheit besteht seit 21 Jahren und koordiniert in Deutschland die Fahndungsmaßnahmen nach gestohlenen Sportbooten, Außenbordmotoren und Trailern. Die Arbeit der drei Fahnder ist europaweit ausgerichtet und insbesondere mit der europäischen Grenzschutzagentur Frontex und Europol sehr eng verknüpft.