AusrüstungMit diesen Schattenspendern schützen Sie Crew und Boot vor der Sonne

Jan-Ole Puls

 · 16.08.2025

Zum Aufpusten: Das Decktent besteht aus einer Dacron-Außenhaut, einer Hitzeschutzschicht aus Polyethylen (PE) und einem Schlauch aus Thermoplastischem Polyurethan (TPU). TPU wird zum Beispiel auch für die Herstellung von Handyhüllen verwendet
Foto: Hersteller
Nicht nur die Crew bekommt einen Sonnenbrand, wenn sie zu lange der Sonne ausgesetzt ist. Auch Stoffe, Lacke und Ausrüstung leiden unter dem UV-Licht

Auch in nördlichen Breiten wird die UV-Strahlung immer stärker. Experten gehen von einer jährlichen Zunahme von etwa einem Prozent aus. Das klingt wenig, hat aber spürbare Folgen, auch für Motorboote und deren Ausrüstung: Kunststoffe verspröden, Lacke verwittern, Stoffe altern schneller. Pro Jahrzehnt bedeutet das zehn Prozent mehr Strahlung: An sonnigen Tagen im Sommer ist die Belastung in Nordeuropa inzwischen vergleichbar mit dem, was man früher im Mittelmeerraum gewohnt war.

Eigner dort kennen die Folgen der UV-Strahlung. Persenninge, Festmacher, Holzteile, Gelcoat oder auch Schlauchboote verlieren Farbe, Glanz und Festigkeit. Entsprechend gewinnt der Lichtschutz an Bedeutung. Das fängt schon bei Persenning und Kuchenbude an. Die UV-Strahlen greifen den Stoff an, lassen ihn schneller altern. Die Materialien verlieren Reißfestigkeit, Weichmacher und Beschichtungen, sie verlieren ihre Form, oder die Tenax-Knöpfe reißen ab. Am Ende des Tages müssen Persennige öfters ersetzt werden.

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Für kleinere Sportboote gibt es meist Ersatz bei den bekannten Onlinehändlern wie svb.de, compass24.de oder dem Yachthändler. Wie gut diese Einheitsware tatsächlich passt, ist die Frage. Bei älteren Booten wie einer Ancora 44, Baujahr 1973, ist in der Regel ein Segelmacher gefragt. Im Gespräch mit dem Kieler Verdeckspezialisten Segelmacherei Molkentin erfahren wir, dass die Persenninge am eigenen Boot genau vermessen werden und Kundenwünsche wie Fenster, Durchlässe und Lüftungshauben mit eingeplant werden können. Auch die Farbe kann mehr oder weniger frei gewählt werden. Einen solchen Service und eine passgenaue Persenning gibt es allerdings nur beim Profi.

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Auch der Mensch braucht Schatten

Dafür haben sich die Werften zum Teil ausgeklügelte Konstruktionen einfallen lassen. Mit Schiebemechanismen lässt sich ein Sonnensegel aus dem Cockpitdach ausfahren oder das Dach nach hinten verlängern. Es geht aber auch einfacher. Der finnische Hersteller Axopar zum Beispiel integriert kleine Edelstahlhalterungen in seinen Süllrand. In diese werden dann Kohlefaserstäbe gesteckt. Spannt man zwischen vier Stangen oder zwei Stangen und dem Dach ein Sonnensegel, spendet es Schatten auf dem Deck. Gespannt wird es mit einem Flaschenzug oder nur durch die Biegefestigkeit der Kohlefaserrohre. Die Möglichkeiten sind vielfältig.

Eine Variante eines Schattenspenders für das CockpitFoto: HerstellerEine Variante eines Schattenspenders für das Cockpit

Eine weitere einfache Lösung ist der Sonnenschirm. Er wird mit einer speziellen Halterung an der Reling befestigt. Einfache Schirme haben klare Vorteile: Sie brauchen – bei Flaute – keine Abspannung, können in Richtung Sonne ausgerichtet werden, und die Kosten sind überschaubar. Dafür gibt es spezielle Montagehilfen. Sie werden mit einem Klemmmechanismus befestigt und haben eine Öffnung für die Schirmstange. Um den Schirm aufstellen zu können, muss die Spitze der unteren Teleskopstange, die sonst das Einbohren in den Sand erleichtert, entfernt werden. So ist der Schirm am Strand sofort einsatzbereit. Einfach die Spitze wieder aufstecken und los geht’s.

Produkte wie das Sonnensegel Anchorshade sind im Internet erhältlich und können auch bei etwas mehr Wind aufgebaut werden, da das Segel seitlich abgespannt wird. Aber auch vielfältigere Produkte wie das Decktent sind auf dem Markt und haben verschiedene Vorteile wie keine Stangen und gute Verstaubarkeit an Bord.

Schutz von behandelten Holzflächen

Vor allem bei kleineren Holzbooten liegen Vollpersenninge im Trend. Sie decken das ganze Boot ab und schützen es komplett vor Regen, Sonneneinstrahlung, Staub oder Sand in der Luft. Auch hier sind den Möglichkeiten kaum Grenzen gesetzt. Fenstersegmente zum Aufrollen oder komplett abnehmbar mit Reißverschlüssen – die Alternativen sind vielfältig. Davon profitiert in jedem Fall auch das Deck, egal ob aus Teak oder Kunststoff. Für Holzdecks gelten ohnehin eigene Regeln. Ein unlackiertes, trockenes und schmutzfreies Stabdeck wird zwar grau, kann aber durch Sonneneinstrahlung nicht zerstört werden. Es kann sich jedoch verfärben.

Komplizierter wird es, wenn das Holz mit Lacken, Ölen oder Harzen behandelt ist. Dann kann die Sonne durchaus zerstörerische Kräfte entfalten, Lacke abblättern und Epoxide vergilben lassen. Deshalb gilt: Wer große Holzflächen an Bord hat, erspart sich viel Pflegeaufwand, wenn er diese Bereiche mit einer Persenning abdeckt. Nils Molkentin rät bei einer Vollpersenning zu hellen Stoffen. Bei dunklen Stoffen sei die Wärmeentwicklung um ein Vielfaches höher, so der Verdeckprofi. Natürlich möchte niemand nach jedem Bootsbesuch ein 50-Füßer abdecken. Bei kleinen Sportbooten oder wenn das Boot als Ferienhaus-Domizil, zum Beispiel im Mittelmeerraum liegt, ist es allerdings eine Überlegung wert. Bei kleinen Sportbooten geht das Abdecken schnell, und wenn man nicht jedes Wochenende an Bord seine „Ferienhauses“ ist, lohnt sich der Aufwand.

UV-Licht führt zu Ersatzanschaffungen

Aber auch Kunststoffe verlieren durch die UV-Strahlung mit der Zeit ihre Weichmacher und werden spröde. Dann brechen schon mal die Griffe der Hebelklemmen ab. Ähnlich ergeht es den Schiffsfenstern, die meist aus Acrylglas bestehen. Auch dieser Kunststoff wird mit der Zeit spröde. Er bildet Haarrisse oder wird brüchig. Um dies zu verhindern, gibt es Abdeckungen. Sie werden mit Druckknöpfen oder Gummibändern von außen am Fenster befestigt und schützen so vor der Sonne. Und wer die Sonne wie zu Hause aussperren will, nutzt Rollos.


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