Christian Tiedt
· 18.12.2022
Egal, ob Spiegelreflex oder Smartphone: An Bord wird so viel fotografiert wie nie zuvor – und wir zeigen Ihnen, wie sie aus Ihren Motiven noch mehr herausholen können. Als Beispiel dienen Fotos eines Törns rund um Nordholland, den wir im vergangenen April mit dem Cruising Club der Schweiz unternahmen
Tipps in diesem Artikel:
Boote und Schiffe eignen sich oft selbst als Bildmittelpunkt – wie dieser von Möwen verfolgte fischende Trawler im Morgenlicht vor IJmuiden. Das Bild zeigt jedoch auch, wie sehr der Standort des Fotografen (beziehungsweise dessen Blickwinkel) darüber entscheidet, wie stimmungsvoll ein Motiv wirken kann. Das erste Bild entstand aus Stehhöhe auf dem Achterschiff, während das zweite, spannendere im Knien von der Badeplattform über das Heckwasser hinweg aufgenommen wurde. Der schnelle Ortswechsel an Bord hat sich also gelohnt!
Besonders bei nicht so lichtstarken Objektiven und wenig Umgebungslicht (etwa abends) bietet sich der Einsatz eines Stativs bei manueller Einstellung von Blende, ISO-Zahl und Belichtungszeit an. Der Vorteil: Das Bild wird schärfer und kontrastreicher, wie die Aufnahmen unten zeigen. Das erste Bild des Amsterdamer Sixhavens wurde freihändig mit Zwei-Sekunden-Belichtung aufgenommen, das zweite vom Stativ mit fünf Sekunden Belichtung (beide ISO 200). Stichwort ISO-Automatik: Je geringer das Licht, desto höher der ISO-Wert, den die Kamera auswählt. Das führt zwar zu einem helleren Bild, aber auch zu entsprechendem Bildrauschen.
Wenn es Wind und Welle erlauben (und sich ein guter Standort finden lässt), kann man mit dem Stativ und einer längeren Belichtungszeit auch während der Fahrt an Bord schöne Effekte erzielen. Während das erste Bild zwar aufgeräumt aber relativ statisch wirkt (Belichtungszeit: 1/60), scheint die Trader 42 auf dem zweiten Bild (selbst bei „nur“ sieben Knoten Geschwindigkeit) über das wie gemalt wirkende Wasser der Nordsee zu gleiten.
Einzelne Objekte, wie der Leuchtturm Paard von Marken in Markermeer auf diesem Bilderpaar, können in leerer Umgebung vor konturlosem Horizont recht verloren wirken. Wie man unten sieht, verstärkt ein Weitwinkelobjektiv mit geringer Brennweite diesen Effekt noch. Setzt man dagegen ein Teleobjektiv (oder Zoom) mit größerer Brennweite ein (zweites Bild), werden beim vergrößerten Objekt nicht nur mehr Details erkennbar, das Motiv wirkt auch in der Distanz verdichtet. So schaffen selbst kleine Wellen eine Struktur, die beim Weitwinkel fehlt.
Sonnenuntergänge über dem Meer sind ein besonderes Erlebnis auf jedem Törn. Auf Fotos haben sie jedoch den Nachteil, dass sie häufig gleich aussehen und die Dynamik der Farbwechsel am Himmel und auf dem Wasser leicht verloren geht. Wer den Moment dennoch festhalten möchte, kann sich mit ein bisschen Kreativität eine neue „Sichtweise“ auf das Geschehen suchen – etwa durch die Glaskuppel des Kompasses, die das Bild auf dem Kopf erscheinen lässt.
Natürlich gibt es Bilder, die man am besten gar nicht macht – außer um zu zeigen, wie trostlos etwa der Nieuwe Waterweg (von Rotterdam zur Nordsee) bei trübem Wetter wirkt. Aber selbst so ein plattes Weitwinkelpanorama kann man etwas interessanter gestalten, indem man den Vordergrund füllt und mehr Räumlichkeit erzeugt. Beispielsweise mit dem Bugkorb des eigenen Bootes, der in diesem Fall durch das weiße GFK, die rote Gösch und die Lichtreflexe auch noch für mehr Farbe und Kontrast sorgt.
Bei Fotos von Personen, die sich unter Deck oder in der „Kuchenbude“ befinden, muss man bedenken, dass es draußen fast immer heller ist und die automatische Belichtung damit ihre Probleme hat. Ohne Blitz kommt dabei ein wenig aussagekräftiger Schattenschnitt heraus (erstes Bild). Mit einem gut positionierten Blitz (oder direktem Sonnenlicht) ist das Ergebnis schon deutlich besser (zweites Bild). Das dritte Bild zeigt jedoch, dass man manchmal zusätzlich nur ein paar Schritte um das Motiv herumgehen muss, um ein interessanteres Gesamtbild mit zusätzlichen Effekten (hier: Spiegelungen und Lichtreflexe) zu bekommen.