Gernot Apfelstedt
· 21.09.2015
In drei Tagen wollten drei Männer in einem 7-m-Rennboot die Ostsee umrunden – doch der Törn entwickelte sich anders als geplant.
In drei Tagen wollten Hagen Jerzynski, Jan Gerstenberg und Michael Franke in einem 7-m-Rennboot das Baltische Meer umrunden und diese Herausforderung mit sozialem Engagement verbinden. Doch der Törn entwickelte sich anders als geplant. Eine Grenzerfahrung in mehrfacher Hinsicht.
Als "Charity Racer" hat sich Hagen Jerzynski aus Neu-Venedig nahe dem Müggelsee bundesweit einen Namen gemacht. Gemeinsam mit seinem gleichgesinnten Kumpel und Nachbarn Jan Gerstenberg verbindet er seinen unbändigen Spaß am Motorbootfahren und seine Jagd nach immer neuen Rekorden seit Jahren mit einem guten Zweck. Ihr Projekt "1000in1day" steht für Spenden-Marathons auf dem Wasser.
2011 rocken die beiden Bootsverrückten den Rhein in einer 19-Fuß-Marshan, angetrieben von einem 175-PS-Yamaha. 17 Stunden brauchten sie für die gut 1000 Kilometer. Ihre Leistung wird von Firmen und vielen Einzelspendern mit fast 27 000 Euro honoriert, die an das Tages-Kinderhospiz "KinderLeben" in Hamburg fließen.
Ein Jahr später legen die beiden Berliner die "Latte" höher: 1000 Meilen (rund 1600 Kilometer) auf der Elbe innerhalb von 24 Stunden – für die Strecke von Dessau flussaufwärts bis zur tschechischen Grenze und wieder zurück, dann stromabwärts bis zur Elbmündung in die Nordsee, rund um Helgoland und zurück nach Dessau (BOOTE 8/2012).
Diesmal rasen sie in einem ehemaligen Offshore-Rennboot vom Typ Ring 21 Extreme gegen die Uhr. Wieder schaffen sie es! Ihr Lohn: etwa 13 000 Euro für das Berliner Kinderhospiz "Sonnenhof". Während die Pläne für ihre bislang größte Herausforderung reifen – die Umrundung der Ostsee in 3 Tagen! – touren der 39-jährige Baumpfleger (Hagen) und der 34-jährige Diplom-Ingenieur Mechatronik (Jan) 2013 von einem Wassersport-Event zum nächsten.
Überall bieten sie – gegen Spenden, versteht sich – Mitfahrten in ihrem Speedboat an. Die Einnahmen kommen jeweils Kinder- und Jugend-Einrichtungen vor Ort zugute. Stolze 8000 Euro stehen am Saisonende unter dem Strich. Den Sprit für ihren Spaß bezahlen die beiden Bootsenthusiasten aus der Hauptstadt stets aus eigener Tasche.
Auch wenn solche Extrem- und Highspeed-Törns naturgemäß Risiken bergen, Hagen Jerzynski will sie – besonders was die (Sicherheits-)Ausrüstung seines Bootes angeht – so weit wie möglich minimieren und nichts dem Zufall überlassen.
Dass die Ostsee seinem 7 m langen, mit einem Mercury 250 Optimax motorisierten Powerboat wesentlich mehr abverlangt als Rhein oder Elbe, ist Hagen klar. Deshalb unterzieht er die Ring einem umfassenden Refit, begleitet von Bootsbaumeister Kai Arendholz von M.u.H. von der Linden. Der Offshore-Renner wird komplett entkernt und mit modernen Bootsbaumaterialien neu aufgebaut und verstärkt.
Besonderes Augenmerk legt der Skipper auch auf die beiden unterschiedlich dimensionierten Kraftstofftanks: 120 l im Bug, 350 l im Heck. Sie versorgen nicht nur den 250-PS-Außenborder mit Sprit, sondern dienen gleichzeitig als Ballast. Der Clou: Während der Fahrt kann Sprit von Tank zu Tank gepumpt werden, um das Boot entsprechend der Wind- und Wellenbedingungen optimal zu trimmen.
Auch die Bord-Elektronik lässt kaum Wünsche offen: unter anderem ein 12-Zoll- Kartenplotter, ein Radarreflektor von Echomax, AIS, UKW-Funk und das Inmarsat-gestützte Tracking-System "DMR 800 D" von SatPro, das in der Berufsschifffahrt weltweit eingesetzt wird. Damit können Fans und Interessierte die "1000in1day"-Crew digital live verfolgen.
Freilich stürzen sich die "rasenden Spenden-Sammler" mit ihrer aufgerüsteten Ring 21 nicht ins Ostsee-Abenteuer, ohne sie vorher unter realistischen Bedingungen auf ihre Robustheit zu prüfen. Um ihrer selbst willen (heil ankommen!), und weil von den zurückgelegten Kilometern die "Arche Stendal" profitieren soll. Sie unterstützt Kinder aus sozial schwachen Familien mit Freizeitangeboten, schulischen Hilfen und kostenlosem Mittagessen.
Es ist der 26. April 2014: Auf zwei Trainingsrunden um Fehmarn bei aufgewühlter See und bis zu 6 Windstärken treibt die Baltic-Tour-Crew das Boot durch einen gnadenlosen Härtetest. Der Kartenplotter fällt aufgrund der heftigen Schläge schon nach kurzer Zeit aus und die von Hagen in Leichtbauweise gefertigte Sitzbank für Fahrer, Co-Pilot und Navigator ist am Ende der Session gebrochen.
Also wird ein anderer Plotter besorgt (10-Zoll-Garmin mit Autorouting und komplettem Ostseekartensatz in SD-Form) und Hagens Freund "Sturzi" (Bootswerft Sturzbecher am Rande Berlins) mit dem Bau einer unkaputtbaren Sitzbank beauftragt: aus Sperrholz, doppelt so schwer, mit 20 cm dicken Schaumstoffpolstern, die während der Tour – welch weise Voraussicht! – nochmal durch ebenso dicke Auflagen erhöht werden.
Ersetzen müssen Hagen und Jan unerwartet auch ihren für die 1000in1day Baltic Tour fest eingeplanten Navigator.
Der erfahrene Segellehrer sagt nach Fehmarn wegen eines angeknacksten Halswirbels ab. Während die beiden Berliner deshalb bei der Wahl des neuen Plotters bewusst auf einen mit Autorouting-Funktion setzen – auf die allein man sich allerdings nie verlassen darf, wie sich noch zeigen wird –, findet sich doch noch ein dritter Mann fürs Cockpit der Ring: Michael Franke (48), Bootsmechaniker bei Fichtner Marine in Deetz an der Havel. Er kennt Hagen von den Verado Days 2013 in Schwerin und erfährt über Facebook vom Ausfall des Navigators. Neben technischem Know-how und seinem "Diagnose-Laptop" fürs Auslesen der Motordaten bringt er reichlich Ostsee-Erfahrung mit. In der Geltinger Bucht aufgewachsen, ist er seit seinem 6. Lebensjahr mit Booten unterwegs und sturmerprobt.
16. Juni: Auf dem Werftgelände der Marina Boltenhagen – mittlerweile umbenannt in "YachtWelt Weiße Wiek" – sieht es am Tag vor dem Start aus wie in einem Expeditionscamp: Die ein weiteres Mal nachgebesserte Ring 21 Extreme liegt auf ihrem Ohlmeier-Trailer und wartet darauf, törnklar beladen zu werden. Das Equipment umfasst 33 Reservekanister mit 220 Litern Benzin und 62 Litern Zweitakt-Öl, Benzinschläuche, diverse Kisten mit Werkzeug, Schrauben und Ersatzteilen, einen Elektrik-Koffer, Reparatur-Kits für Rumpf (Glasfasergewebe, Sikaflex etc.) und Lenkung, nicht zu vergessen zwei Ersatzpropeller (einen zweiten 23er Vierblatt Marke Mercury Trophy Plus und ein 25er Dreiblatt Mirage, der 2012 auf 1000 Meilen das Wasser der Elbe "quirlte") sowie ein 5-PS-Mercury als Hilfsmotor.
Doch das ist noch längst nicht alles: Rettungsinsel, sechs automatische Rettungswesten (für jeden eine in Reserve), drei Integralhelme, Seenotsignalraketen, Treibanker, Doppelhub-Handlenzpumpe (zusätzlich zur eingebauten elektrischen Bilgenpumpe), Feuerlöscher, Verbandskasten und eine gut sortierte Bordapotheke, Hand-GPS, 50000-Lumen-Lampe, Hafenhandbuch, Seesäcke mit den persönlichen Klamotten des "1000in1day"-Trios und Verpflegung für eine ganze Woche: unzählige Trinkwasserflaschen und Dosen mit koffeinhaltigen Getränken, Müsli-Riegel, kalorienreiche, outdoor-taugliche Fertiggerichte. Tatsächlich findet all das in der Schlupfkabine und hinter der Sitzbank des 7-m-Bootes Platz. "Nur" eines haben Hagen & Co. vergessen: den kompletten Sportbootkartensatz Ostsee auf Papier. Ob er sie bewahrt hätte vor einem den Törn entscheidend beeinflussenden Fehler?
17. Juni, kurz nach halb fünf Uhr morgens: Am Steg des Fischereihafens Boltenhagen läuft der Countdown für das Unternehmen "Um die Ostsee in drei Tagen". Über Danzig, Riga, Tallinn, Helsinki, Stockholm, Kalmar und Kopenhagen zurück nach Boltenhagen, mehr als 3000 Kilometer – so der Plan. Die dreiköpfige "1000in1day"-Crew wirkt angespannt, entschlossen und gleichzeitig voller Vorfreude. Letzte Checks, "Boarding", um 4.51 Uhr startet Jan den 250 PS starken Mercury Optimax, drei Minuten später legt die Ring 21 Extreme ab. Während das Trio zur Ausfahrt der Marina tuckert, schraubt sich ein Feuerball über der Hafenmole hoch und taucht die spiegelglatte Bucht in goldenes Licht. Sechs Arme schießen mit dem Victory-Zeichen in die Höhe. "Der Sonne entgegen", höre ich Jan noch rufen. Dann schiebt er den Gashebel nach vorn und das Rennboot verschwindet im Sonnenaufgang.
Von jetzt an kann man den Kurs des Bootes nur noch über besagtes Tracking-System von SatPro verfolgen. Als rote Linie mit einem Schiffsymbol an der Spitze. Angezeigt wird unter anderem die gerade gefahrene Geschwindigkeit – um die 100 km/h sind auf der ersten Etappe keine Ausnahme. Gegen 9 Uhr ist die Ring schon an Rügen vorbei. Kurz nach 14 Uhr meldet sich Hagen per Handy mit einem ersten Statusbericht: "Wir sind kurz vor Danzig", höre ich und es schwingt Euphorie mit. "Bis jetzt hatte die Ostsee was von Elbe", kommentiert Jan. Er ist alles andere als unglücklich, dass sich das Baltische Meer vor der polnischen Hafenstadt nun rauer gebärdet: "Endlich mal Action – Offshore!" Auch wenn es hier noch mit den Wellen geht, das erste kleinere Duell mit der Ostsee auf den letzten 50 Kilometern kostet richtig Zeit, zumal bis ins Stadtzentrum noch etliche Fluss-Kilometer in Verdrängerfahrt zurückzulegen sind. Kurz vor 17 Uhr erreicht die "1000in1day" nach knapp 600 Kilometern die Tankstelle vor der Marina Danzig.
Bei einem normalen Törn wäre die erste Etappe hier beendet. Doch bei diesem Trio läuft die Uhr. So bricht es nach einer kurzen Stärkung und dem Lüften der nassen Klamotten mit vollen Tanks wieder in die Danziger Bucht auf und will Richtung Tallinn noch so viel Strecke machen wie irgend möglich, zumal es kurz vor Mittsommernacht noch lange hell ist. Doch die Bedingungen werden zunehmend schlechter. Nun geht es gegen die Wellen, und die Ostsee zeigt dem Speedboot "zum ersten Mal, wer hier der Boss ist", erinnert sich Jan,
der bei diesem Törn als Größter und Schwerster oft ans Steuer muss, wenn’s brutal wird – aus Trimmgründen. Er bietet sein ganzes fahrerisches Können auf, spielt mit dem Gashebel bis er gefühlt Gummiarme hat. Vollgas, Sprung, Gas raus, beim Eintauchen Vollgas, Sprung, Gas raus – immer so, dass das Boot beim Sprung über die Wellen optimal getrimmt bleibt. Mörderisch anstrengend! Und bei etwa jeder zehnten Welle knallt es dann doch so heftig, "dass noch unsere Vorfahren den Schmerz in unseren Rücken spürten" (Jan). Bei rund einstündigen Offshore-Rennen mag man solche Strapazen wegstecken. Bei einem Extrem-Törn über mehrere Tage machen das auf Dauer weder Material noch Mensch mit. Fährt das Trio aber deutlich langsamer, ist das nächste Etappenziel vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr zu erreichen. Im Dunkeln weiterfahren will die Crew bei diesem Wetter unter keinen Umständen.
Also "befragen" Hagen, Jan und Michael ihren Plotter, und der zeigt den einzigen Hafen weit und breit an: Baltijsk! Auch wenn bei manchem ostseekundigen Skipper nun sofort die Alarmglocken klingeln würden, den dreien sagt der Name nichts. Beim Ranzoomen entdecken sie neben den grafisch dargestellten Hafenbecken Tourismuszeichen: gekreuztes Besteck und ein Bett. Was der eingelegte Kartensatz verschweigt: Baltijsk gehört zur russischen Exklave Kaliningrad und ist militärisches Sperrgebiet! Nichtsahnend freut sich die abgekämpfte "1000in1day"-Crew auf eine warme Mahlzeit und ein weiches Bett, schaltet auf Autorouting und rast bei glatter werdender Ostsee mit Topspeed auf den russischen Militärhafen zu. Die Geschütze an der Hafeneinfahrt halten sie zunächst noch für "historische Deko" aus dem Zweiten Weltkrieg, bis Michael die Plastikabdeckungen auf ihren Läufen entdeckt.
Die sind noch in Betrieb! Große kyrillische Buchstaben an einem Gebäude beseitigen letzte Zweifel: "Wir sind in einem russischen Hafen!" Während sie ihr mit dem Aktions- und Bootsnamen www.1000in1day.de sowie zahlreichen Unterstützern bunt gebrandetes Rennboot an einer Kaimauer festmachen, nähert sich schon ein Schiff der russischen Marine mit unverständlichen Lautsprecheransagen. Während Hagen und Michael als "vertrauensbildende Maßnahme" und weil guter seemannschaftlicher Brauch den russischen Militärs beim Anlegen behilflich sind, gelingt es Jan noch, per Handy einen Hilferuf an ihren Webmaster Carsten Czech abzusetzen, der Facebook-Seite und App von 1000in1day mehrmals täglich mit Baltic-Tour-News updatet: "Solltest Du nichts mehr von uns hören, Du weißt ja ..." und Carsten weiß, was zu tun ist: Noch in der Nacht alarmiert er das deutsche Generalkonsulat in Kaliningrad, das sich trotz vorgerückter Stunde umgehend in den Fall einschaltet.
Währenddessen müssen die "Irrfahrer" ein Verhör nach dem anderen an Bord des Militärschiffs über sich ergehen lassen. Einzeln – die ganze Nacht hindurch – von immer neuen Fragestellern mit unterschiedlichsten Uniformen und Dienstgraden, aber auch in Zivil. Die Russen sind misstrauisch – vor allem wegen des mit üppiger Kommunikationselektronik und zahlreichen Kameras ausgestatteten Bootes, aber auch wegen des ungewöhnlichen Hintergrunds dieser Baltic Tour. Zig Protokolle werden gefertigt und alle drei müssen ihre Aussage selbst auf Deutsch niederschreiben.
Als das völlig übermüdete Trio den Törn schon fast aufgegeben hat, kommt es plötzlich zur Wende. Hagen, Jan und Michael erhalten all ihre konfiszierten Sachen zurück und werden am Vormittag des 18. Juli von dem Militärschiff hinaus auf die nun noch aufgewühltere Ostsee geleitet. Dem Verhör folgt ein realer "Horrortripp" nach Klaipėda. Das 7-m-Boot wird zum Spielball gewaltiger Wellen, doch die Crew schafft es nach 38 Stunden ohne Schlaf heil in die litauische Hafenstadt, wo sie im Kastellhafen einen Liegeplatz findet. Hier sind die drei willkommen, doch sie werden beobachtet.
Offenbar ist ihnen einer der Männer aus Baltijsk auf dem Landweg gefolgt. Doch der Schatten verschwindet irgendwann und die Abenteurer lernen per Zufall in einer Pizzaria die sechsköpfige Segel-Crew der "Goding" aus Maasholm kennen, die den gleichen Törn vorhat – nur hat Skipper Karl-Otto Sporleder dafür sechs Wochen eingeplant. Ungläubig hören die akribisch navigierenden Segler – sie vollziehen die digitale Seekarte jede halbe Stunde auf der papierenen nach – die noch adrenalingespeisten Erzählungen aus Baltijsk. Die Begegnung zweier Bootswelten wird zu einem unvergesslichen Abend.
Auch wenn der ursprüngliche Zeitplan der "1000in1day"-Crew längst im Eimer ist, will sie weiterfahren. Doch der Tribut, den Hagen, Jan und Michael der Ostsee zollen müssen, wird nicht geringer. Auch weil die Wettervorhersagen, die sie täglich von ihrem ostseeerfahrenen "Wetterfrosch" Jörg Techam (recherchiert beim DWD, Windfinder etc.) geliefert bekommen, immer wieder von der Realität abweichen. So auch am 20. Juni, als sie nach einem Regenerationstag von Klaipėda Richtung Helsinki starten, aber nur gut 100 km weit nach Liepāja (Lettland) kommen, mit Zwischenstopp in Šventoji, einem nach dem gleichlautenden Fluss benannten litauischen Küstenort.
Vor allem am Anfang der Etappe bekommen sie von der Ostsee brutal auf die Mütze und müssen nach Motorproblemen auf offener See die Zündspule wechseln. Trotz Treibanker gerät das Boot dabei so ins Rollen, dass Hagen und Jan erstmals in ihrem Leben seekrank werden. Doch so sehr sie einstecken müssen, so sehr wird ihnen auch unter die Arme gegriffen. Der nette Hafenwart von Liepāja fährt gleich zweimal zur Autobahntankstelle, um 500 Liter Sprit für den Mercury Optimax zu holen. Der nicht selten ungünstige Drehzahlbereich treibt den Verbrauch in die Höhe.
21. Juni: Die Ring rast übers Baltische Meer wie seit dem ersten Törntag nicht mehr. Von Liepāja geht’s durch den Rigaischen Meerbusen nach Tallinn, von dort in Windschatten und Hecksee der "Superstar" (mit 55 km/h eine der schnellsten Passagierfähren der Welt) nach Helsinki (sündhaft teurer Tankstopp auf der Insel Lauttasaari, 2 € pro l) weiter im Insel-Slalom durch den Finnischen Meerbusen bis zur Insel Träskön, wo sie ein Blockhaus entdecken, anklopfen und mit Hanno und Pia einen zauberhaften Abend am Lagerfeuer erleben. Auch die Sauna wird eingeheizt, in der das Trio sogar übernachten darf.
22. Juni: Unerwartet endet die Baltic Tour nach etwa 1650 km im finnischen Hanko. Auf dem Weg dorthin bemerkt die Besatzung der Ring plötzlich starken Benzingeruch. Der vordere Kraftstofftank ist durch die permanenten Schläge geborsten! Eine Weiterfahrt ohne den zweiten Ballasttank erscheint mit Blick auf die extrem rauen Bedingungen zu riskant. Der Rest fügt sich innerhalb von zwei Stunden, als ob es nie anders geplant war: Der Betreiber des Hafencafés, das die drei nach dem Festmachen in Hanko ansteuern, arbeitet hauptberuflich als Disponent in einer Schiffsspedition. Während die Ring zur Seereise nach Rostock – hoch und trocken – abgeholt wird, fahren Hagen, Jan und Michael per Taxi zum Flughafen Helsinki, von wo sie noch am selben Abend reich an Erfahrung nach Berlin zurückfliegen. Auch wenn sie "nur" die halbe Ostsee-Runde geschafft haben – die "Arche Stendal" darf sich über mehr als 9000 Euro Spenden freuen!