PraxisDas ist zu tun bei Ungeziefer an Bord

Michael Rinck

 · 04.09.2025

Ungebetene Gäste: Bitte nicht an Bord kommen!
Foto: privat
Ungeziefer an Bord kann den Sommertörn stören und im schlimmsten Fall der Gesundheit der Crew und der Substanz des Bootes schaden. Was man dagegen tun kann.

​Mit einem Boot ist man mitten in der Natur: Wasser, Vorräte im Schapp, und oft liegt das Boot unbewohnt am Steg – oder doch nicht ganz unbewohnt? Die Bedingungen für ungebetene Gäste sind ideal, denn es gibt genügend Nahrung und abgeschiedene Ecken. Besonders in tropischen Gebieten kann Ungeziefer schnell zur Plage werden. Ob Kakerlaken, Fliegen oder Mäuse, Ungeziefer birgt stets Infektionsgefahr.

Es gibt grundsätzlich zwei Ansätze gegen Plagegeister: Vorbeugung und Bekämpfung. Am besten ist es, alles zu tun, um Ungeziefer gar nicht erst an Bord kommen zu lassen. Doch das gelingt nicht immer, daher sollte man vorbereitet sein. Fruchtfliegen, Motten und Kakerlaken kann man durch richtiges Verstauen und Lagern von Lebensmitteln sowie den ordentlichen Umgang mit Abfällen abhalten. Einmal an Bord, vermehren sie sich sonst explosionsartig.

Mäuse oder Ratten kommen glücklicherweise seltener vor, das Risiko steigt aber im Winter, wenn das Boot leersteht und noch Vorräte im Schapp sind. Die Nager können beim Nestbau und mit ihren Hinterlassenschaften erheblichen Schaden anrichten. Hier hilft es, Zugänge zu versperren und Vorräte zu entfernen.

Am häufigsten und störenden sind Mücken im Sommer. In tropischen Revieren sind sie auch Krankheitsüberträger, auf Nord- und Ostsee meistens nur nervig. Am besten helfen hier Netze und spezielle Sprays. Spinnen gelten eigentlich als nützlich, allerdings stören die Netze, wenn sie etwa den Verklicker blockieren. Wir haben im Folgenden Tipps gegen Ungeziefer zusammengetragen.

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Kakerlaken

Kakerlaken-Falle mit Bordmitteln: Ein Glas mit etwas Rohrzucker und Rum wird zur einfach improvisierten Falle. Vom Zucker angelockt, wird die Kaker­lake dann vom Alkohol benebelt und bleibt im Glas liegen.Foto: J. PeschkeKakerlaken-Falle mit Bordmitteln: Ein Glas mit etwas Rohrzucker und Rum wird zur einfach improvisierten Falle. Vom Zucker angelockt, wird die Kaker­lake dann vom Alkohol benebelt und bleibt im Glas liegen.

Diese kleinen Krabbler wirken beinahe wie Superhelden: Sie können fliegen, verstecken sich in winzigen Spalten und sind so robust, dass sie kaum zu zerstören sind. Niemand möchte sie jedoch an Bord haben. Daher sollten bei der Lagerung frischer Lebensmittel besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Kartonverpackungen sollten nicht mit an Bord genommen werden. Kakerlaken legen ihre Eier gerne in Obstkartons ab, und selbst wenn nichts Auffälliges zu sehen ist, können die Kleinen schlüpfen und zur Plage werden. Daher alle Kartons schon am Steg leeren und unverpackte Lebensmittel an Bord verstauen.

Kakerlaken können auch fliegen, weshalb ein Ankerplatz zu nah an der Küste problematisch sein kann. Sind sie erst einmal an Bord, sind sie schwer zu fangen. Spezielle Fallen können Abhilfe schaffen. Man kann auch eine einfache Falle mit Bordmitteln herstellen: Etwas Zucker und hochprozentigen Alkohol in ein Glas geben und offen stehen lassen. Die Kakerlake wird vom Zucker angezogen und durch den Alkohol betäubt. So kann sie über Bord entsorgt werden.


Motten und Fruchtfliegen

Doppelter Schutz für den Proviant: Kunststoffboxen schützen Lebensmittel vor Feuchtigkeit und stellen so die Haltbarkeit sicher. Zudem werden auch Schädlinge ferngehalten.
Foto: K. Müller

L​ebensmittel-Motten oder Fruchtfliegen können die Vorräte zerstören und auch einfach durch ihr zahlreiches Vorhandensein stören. Ein Befall mit diesem Ungeziefer ist meistens ein selbstgemachtes Problem, wenn Nahrungsquellen wie Mehl, Müsli, Obst und auch Abfall einfach zugänglich sind. Alle Lebensmittel sollten in verschließbaren Containern oder in einem Schapp gelagert werden. Wenn Obst verdirbt, schnell entsorgen und auch den Müll verschlossen lagern.

Schwirrt es schon an Bord, helfen auch hier Fallen. Die können im Fachhandel oder online gekauft werden. Zudem gibt es Möglichkeiten, mit Bordmittel zu improvisieren. Essig oder süße Getränke locken Fruchtfliegen an. Ein Tropfen Spüli reduziert die Oberflächenspannung der Flüssigkeit, sodass die Fliege beim Trinken darin versinkt. An Bord ist wichtig, dass die Falle befestigt wird, da sie sonst bei Lage ihren Inhalt im ganzen Boot verteilt.


Mäuse und Ratten

Bitte nicht an Bord kommen! Gibt es an Land ein bekanntes Mäuseproblem, können die Zugänge versperrt werden.
Foto: Tatiana Sidorova

​Mäuse und Ratten sind in der Saison an Bord normalerweise kein Thema. Hier kann nur die Liegeplatzwahl für böse Überraschungen sorgen. Wird neben einem Restaurant festgemacht und es stehen die Müllcontainer mit Lebensmittelabfällen direkt neben dem Liegeplatz, dann können auch die Nager den Weg an Bord finden. Das ist zwar unwahrscheinlich, dennoch bietet der Zubehörhandel sogenannte Rattenteller. Diese runden Abweiser werden über die Festmacherleine gezogen und blockieren den Weg an Bord.

Schon eher zum Problem können Mäuse und Ratten in den Wintermonaten werden, wenn das Boot länger unbewohnt ist. Doch hier gibt es zwei effektive Maßnahmen: alle Lebensmittel von Bord räumen, auch verpackte Dinge wie Nudeln oder Schokoriegel. Außerdem keine Festmacher auf den Boden hängen lassen. Das wäre ein willkommener Weg für die Nager. Haben sie sich erst mal an Bord eingerichtet, werden auch Polster zerstört (Material für den Nestbau). Deswegen Nahrungsquellen und Zugänge entfernen. Haben es Mäuse an Bord geschafft, helfen nur noch Fallen. Hier gibt es verschiedene Varianten.


Mücken und Wespen

Einfach und effektiv: Netze sind der beste Schutz gegen Mücken. Luft zirkuliert dennoch.
Foto: Hersteller

​Besonders bei leichtem Wind und dicht am Ufer vermögen die Blut­sauger den schönsten Abend jäh zu beenden. Die Flucht unter Deck kann helfen, doch mit geschlossenen Schotten und Luken wird es im Sommer schnell unerträglich warm – ein Horror. Meistens bleibt es nicht beim Ärger über den unerfreulichen Abend, auch am nächsten Tag können die juckenden Stiche noch stören. Als Gegenmittel kommen einem als Erstes Sprays wie Autan und Co. in den Sinn. Sie sind nicht nur wirksam gegen Mücken, sondern auch andere stechende Insekten und sogar Zecken. Auf die Haut gesprüht, vertreibt ein spezieller Duftstoff die Blutsauger, der Schutz hält über mehrere Stunden an. Die sogenannten Repellents enthalten häufig Icaridin (Autan) oder DEET (Anti Brumm). Letzteres steht im Ruf der besseren Wirksamkeit, allerdings kann DEET (Diethyltoluamid) zu Haut­reizungen führen. Es wird deswegen eher für tropische Gegenden empfohlen.



Im Mittelmeerraum oder in der Karibik gibt es Mücken, die Malaria oder Dengue-Fieber übertragen können. Deswegen überwiegt dort der Nutzen die eventuellen Nebenwirkungen deutlich. Im Nord- und Ostseeraum sind bisher keine Übertragungen von gefährlichen Viruserkrankungen durch Mückenstiche bekannt. Allerdings kann dieses Thema als Folge des Klimawandels künftig in Nordeuropa an Bedeutung gewinnen. Es gibt auch ätherische Öle, zum Beispiel vom Teebaum, die insektenvertreibend wirken sollen. Sie zielen wie die anderen Repellents auch auf den Geruchssinn der Mücken. Diese werden besonders vom Kohlendioxid in der ausgeatmeten Luft und Abbauprodukten aus dem Körperschweiß angelockt. Werden diese Gerüche überdeckt durch Aromen, die die Mücken nicht mögen, kann dies den Unterschied zwischen dem angenehmen Sundowner im Cockpit oder vollkommen zerstochenen Beinen bedeuten. Experten empfehlen deshalb eine Dusche, um den Schweiß abzuwaschen.

Bei Mückensprays sollte generell auch der Sonnenschutz nicht vergessen werden. Die richtige Reihenfolge: erst die Sonnencreme; nachdem diese eingezogen ist, das Mückenspray.

Sehr effektiv sind Netze für Niedergang und Luken. Auch im Cockpit kann mit großen Moskitonetzen eine mückenfreie Zone geschaffen werden. Netze helfen zudem gegen Wespen.


Spinnen

Spinnen sind keine Schädlige, dennoch meist nicht wilkommen.
Foto: stock.adobe.com/Cyril

​Spinnen sind keine Schädlinge, ganz im Gegenteil, Schädlinge wie Mücken und Fliegen sind ihre Beute. Dennoch sind Spinnen meist nicht willkommen. Besonders ihre Netze stören und können etwa den Verklicker blockieren. Besonders betroffen sind Eigner von Jollen oder Daysailern, die ihr Boot mit einer Vollpersenning schützen. Darunter sind ideale Bedingungen für Spinnen, und diese krabbeln bei jedem Entfernen der Persenning in großer Zahl darunter hervor. Unter Deck auf Yachten gibt es meist keine Probleme, wenn alle Luken während der unbewohnten Liegezeit im Hafen verschlossen sind. Um Spinnen im Rigg oder unter einer Persenning vorzubeugen gibt es Sprays, die Spinnen fernhalten sollen.


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