Sarah Kroker heuerte mit 21 Jahren in Fort Lauderdale als Stewardess an. Später war sie als Chefin für die kulinarischen Wünsche von Gästen und Crew zuständig. Die 34-Jährige fuhr auf Yachten von 24 bis 50 Metern, sowohl auf Klassikern mit und ohne Segeln als auch auf werftneuen Formaten. Dabei erlebte sie Eigner und ihre Familien sowie Chartergäste, während Reisen ins Mittelmeer, aber auch in die Karibik, Bahamas und entlang der US-Ostküste. „Wenn an Deck eine helfende Hand gebraucht wurde, war das für mich auch kein Problem“, berichtet Kroker.
Wer den Weg nach Amerika auf sich nehmen möchte, dem kann ich die nördliche Ostküste absolut empfehlen. Wir sind über Newport, Nantucket, Block Island und Boston hoch nach Maine gefahren, und es war einfach wunderschön. Viele kleine Fischerörtchen, in denen man fangfrischen Hummer in der Sonne genießen kann. In Europa sind Sardinien und Korsika meine Empfehlungen, allein die Einfahrt nach Bonifacio ist atemberaubend. Auch Mallorca hat so viele schöne Buchten, in denen man gemütlich vor Anker liegt und im angenehmen blauen Nass mit den Kindern spielen kann.
Pauschal kann ich das natürlich nicht beantworten, aber man muss sich im Klaren sein, dass der Charterpreis sich nur auf die Yacht und Crew bezieht, alle anderen Kosten kommen hinzu. Pro Woche können das durchaus 30.000 Euro und mehr sein, wenn man von einer 30-Meter-Yacht ausgeht.
Die Advance Provisioning Allowance ist das im Vorfeld kalkulierte Budget für eine Charterreise, hiervon werden Treibstoff, Lebensmittel, Alkohol, Liege- oder Ankergebühren und alle anfallenden Kosten für die Charterreise bezahlt. In etwa sind das 20 bis 25 Prozent vom Charterpreis, bei Yachten über 50 Metern sogar 30 bis 35 Prozent. Das wiederum hängt natürlich stark von den Routen- und Aktivitätsplänen der Chartergäste ab. Die APA wird vor Antritt der Reise überwiesen.
Hier kommt es auf das Gebiet an, in Europa fällt der Tip geringer aus und liegt ungefähr bei zehn Prozent, in den USA und in der Karibik sind es eher 18 Prozent vom Charterpreis. Das Trinkgeld wird gleichmäßig zwischen der Crew aufgeteilt.
Für die Crew ist es immer schön, wenn man mit den Gästen eine Bindung aufbaut. Wenn man merkt, dass die Gäste sich auch für die Belange der Besatzung interessieren. Dann hat man sehr viel mehr Spaß bei der Arbeit. Und das macht bei Arbeitstagen, die gern mal 15 bis 18 Stunden lang sind, natürlich einen großen Unterschied.
Viele gibt es nicht, allerdings kann die festgelegte Route nicht wirklich signifikant abgeändert werden, da dies andere Charter- oder Trips des Eigners beeinträchtigen könnte. Auch bei Drogen an Bord hört der Spaß auf.
Ich würde schauen, dass der Eigner der Charteryacht diese in einer ähnlichen Familienkonstellation nutzt wie der Kunde. So kann man davon ausgehen, dass alles kindersicher ist. Eventuell ist hier auch schon eine Stewardess oder Nanny an Bord, die sich mit den Kindern beschäftigen kann. Wenn der Eigner allerdings ein Party-Animal ist, sieht das ganz anders aus.
Hier sollte ganz klar auf die Toyausstattung geachtet werden. Wenn man gern Kite surfen oder tauchen geht, sollte dieses Equipment an Bord vorhanden sein. Auch in diesem Fall ist dann meistens mindestens ein Crewmitglied an Bord, das einen Tauchschein oder Ähnliches hat.
Kulinarisch konnte und durfte ich mich frei entfalten, hier hatte ich auch keine abstrusen Sonderwünsche. Natürlich kennt man vorher die Präferenzen der Gäste und des Eigners. Hier ist es nicht ungewöhnlich, dass eine vorab angegebene „Allergie“ sich mitunter als nicht mehr allzu wichtig herausstellt, wenn das leckere Essen auf dem Tisch steht. Auf einer Yacht, auf der ich gearbeitet habe, wollte der Eigner unbedingt einen ganz bestimmten Hafen anlaufen, wovon der Kapitän energisch abriet, da sich das Wetter schnell verschlechterte. Dummerweise öffnete sich bei dem folgenden starken Seegang und trotz Sicherung der Weinkühlschrank, sodass der Rotwein durch den gesamten Salon floss. Mit einer anderen Yacht lagen wir in Miami vor Anker, und die Tochter des Eigners feierte mit ihrem zukünftigen Mann eine Party. Die Gäste sind immer wieder vom oberen Deck gesprungen. Was eigentlich kein Problem ist, allerdings fuhren um uns herum viele Tender und Jetskis, sodass es echt gefährlich war. Als Crew hatten wir große Schwierigkeiten, den Spaß zu stoppen. Bei mir hört die Narrenfreiheit auf, wenn mein Leben und das Leben anderer in Gefahr ist, und natürlich bei sexuellen Übergriffen.
Es ist Erholung pur! Da ist die Crew, die sich rund um die Uhr um einen kümmert, sodass man sich um nichts sorgen muss. Hier kann man die Arbeit Arbeit sein lassen und sich voll und ganz auf den Familienurlaub konzentrieren. Der Urlaub auf einer Yacht erzeugt ein Freiheitsgefühl, das man nicht beschreiben kann, sondern erleben muss.
Dieser Artikel erschien erstmals in BOOTE EXCLUSIV 04/2022 und wurde für die Online-Version aktualisiert.