Boote Redaktion
· 16.07.2017
Dumm gelaufen: Eine Auswahl der herrlichsten Havarien und peinlichsten Patzer aus der BOOTE-Redaktion
Der Propeller-Killer von der Elbe
Erkenntnis: Propeller vertragen keine Ablenkung
Goldmedaillen bekommen in der Regel Sieger. Und wer wird mit einen goldenen Propeller geehrt? Mein Boote- und Motorflüsterer Manfred überreichte mir einen – den meiner Rio 580 Cabin „Rubinette“. Besser gesagt das, was von ihm übrig blieb nach meinem Propeller-GAU bei Krümmel am 17. Mai 2011.
Der nahezu flügellose Rest – in stundenlanger Feinstarbeit vergoldet – ziert seither als Mahnmal die Wand meines Redaktionsbüros. Das elbaufwärts hinter Geesthacht gelegene Atomkraftwerk hatte mich derart „verstrahlt“, dass ich die bald darauf folgenden Buhnen völlig vergaß.
Manfred hatte mich noch am Vorabend eindringlich gewarnt. – So was passiert mir nicht noch mal. Denkste! Seit Kurzem hängt neben dem goldenen Prop ein silberner, nur nicht ganz so schlimm verstümmelt. Am 17. August 2016 bei Hoopte erneut über eine Buhne gebrettert, als ich’s mir, nach Fahrerwechsel, mit meiner Liebsten auf der Sonnenliege gemütlich machte, statt Karte und Kurs weiter im Blick zu behalten.
Wann gibt’s Bronze? Nein danke! Noch ’nen Schuss hinter den Bug brauch ich nicht. – Gernot Apfelstedt
Fast wie im Horrorfilm…
Erkenntnis: Aufkleber können Leben retten
Sommer 2006, Familientour mit dem 6-m-Bötchen von Hamburg zum Schweriner See. Alles an Bord? Fast – die Badeleiter fehlt! Nach einigem Hin und Her landet sie zwischen dem zurückgeklappten Cabrioverdeck und der Außenborderwanne. In Hitzacker droht Regen, hektisch wird das Verdeck hochgeklappt – die Leiter verschwindet im trüben Hafenbecken.
Egal, kaufen wir halt ’ne neue … Drei Tage später sind wir am Ziel, die Familie braucht erst mal „Landgang". Endlich Ruhe! Die Gelegenheit für eine kleine Solo-Spitztour zu einem schön abgelegenen Anker- und Badeplatz. Noch während des Sprungs vom Vordeck fällt mir ein: Wo war noch mal die Badeleiter?
Zu spät … Voller Hoffnung drehe ich erst mal eine Runde ums Boot, muss aber einsehen, dass der scharfkantige Ruddersafe auf der Antikavitationsplatte den Außenborder als Einstiegshilfe hinfällig macht. Dann eben über die Bordwand!
Erstaunlich, wie hoch die erscheint, wenn die eigene Nase kaum 10 cm über der Wasseroberfläche liegt. Erinnerungen an den unlängst gesehen Kinostreifen „Open Water" fluten mein Gehirn. Erst nach mehrmaligen Versuchen und mit dem Mut der nahenden Verzweiflung gelingt es mir, das Cockpit zu erklimmen.
Notiz im Logbuch: „Aufkleber ‚Badeleiter!‘ ins Cockpit kleben." – Torsten Moench
Der mysteriöse Spritschlucker
Erkenntnis: Vertrauen ist gut, Kontrolle immer noch besser
Es sollte eine besondere Reisegeschichte werden, das versprach schon das ungewöhnliche, frisch überholte Boot. Aus Erfahrungen klug geworden, stellte ich auch hier die routinierte Frage: „Sind die Tanks beide voll?“ – „Ja klar, reicht für zwei Wochen.“ – „Die Tankanzeigen zeigen aber leer an.“ –„Die gehen nicht.“ Ach so!
Los geht’s, auf eine einwöchige Reise. Am zweiten Abend fällt eine Schräglage auf. Anruf beim Vercharterer: „Euer Boot liegt an Backbord 5 cm tiefer.“ – „Das ist normale Toleranz.“ Ach ja?
Am Folgetag mitten auf einem großen Binnengewässer ein Schütteln, der erste Diesel steht. Keine fünf Minuten steht auch der zweite. Am Rand des Fahrwassers treibend, bei fünf Meter Wassertiefe, werfen wir den Anker. Anruf beim Vercharterer: „Beide Diesel sind ausgefallen.“ Antwort: „Sch…“
Nach kurzem Rätselraten werden die Filter verdächtigt. Gut drei Stunden später erreicht uns unser Partner mit seinem Arbeitsboot. Aber beim Filterwechsel kommen saubere Bauteile zum Vorschein. Das war's also nicht. Vorsichtiges Klopfen am Steuerbordtank: „Der ist leer.“ – „Ja, isser!“ – „Ach nee – bei so wenig Betriebsstunden? Unmöglich!“
Also schnell ein Handyfoto von den drei Benzinhähnen gemacht und an einen Sachkundigen geschickt. Noch während wir uns zum nächsten Hafen mit Tankstelle schleppen lassen, kommt die Antwort. Ein Hahn steht falsch – also wurde nur der Steuerbordtank benutzt! Der Backbordtank war voll, daher die Schräglage. Trotzdem: Wie konnten wir in so kurzer Zeit den Steuerbordtank leerfahren?
Später kam heraus: Der Vercharterer hatte vorher jemanden mit einer Probefahrt beauftragt. Der hatte wohl viel Spaß gehabt und fast den ganzen Tank verblasen. Nachgetankt, wie behauptet, wurde nicht… – Dieter Wanke
Die restlichen Pleiten, Pech & Pannen lesen Sie in der Jubiläumsausgabe von BOOTE. Erhältlich ab dem 19.07.2017 (für Abonennten natürlich schon eher).