Karl Heinz Dauth
· 31.08.2003
Diebstahlsicherungen: Überraschung auf der ganzen Linie. Auch der vierte Anlauf brachte ein ernüchterndes Ergebnis.
Die gute Nachricht zuerst: Keine Diebstahlsicherung war im intelligenten Test zu knacken. Und bis auf einen Newcomer bestanden alle den Korrosionstest. Die weniger gute Nachricht: Zehn Kandidaten waren zum Test angetreten, aber außer den drei Sicherungen von ABUS wurden alle anderen Diebstahlsicherungen im Gewalttest überwunden. Was ist passiert? Die Prüfbedingungen hatten wir ebenso wenig geändert wie den eingesetzten Werkzeugumfang. Den Test führte wie auch bei den drei früheren Tests Kriminal-Oberkommissar Manfred Wehner vom Landeskriminalamt Niedersachsen durch, bundesweit für die vorbeugende Verbrechensbekämpfung an Fahrzeugen zuständig. Da bei den überwundenen Sicherungen auch Teile waren, die in einem der vorherigen Tests bestanden hatten, fragten wir Manfred Wehner nach den Gründen für dieses Ergebnis (siehe dazu unser Interview). Erstmals mit von der Partie waren auch Experten vom VdS, dem Prüfinstitut der Versicherungswirtschaft. Wie bereits im letzten Testbericht (BOOTE 9/02) erwähnt, will der VdS in Zukunft auch Diebstahlsicherungen für Trailer in sein Prüfprogramm aufnehmen. Vom VdS geprüfte Teile bekommen dann wie von der holländischen Prüfgesellschaft TNO ein Gütesiegel „VdS-geprüft“. In Holland ist ein TNO-Gütesiegel Voraussetzung für die Anerkennung einer Diebstahlsicherung durch eine Versicherung. Es ist an der Zeit, dass auch die deutsche Versicherungswirtschaft entsprechend verfährt; denn die Diebstähle nehmen zu, und bei Gerichtsverhandlungen über gestohlene Trailer mit Booten kommt es auf Grund unklarer Versicherungsbedingungen mitunter zu abenteuerlichen Entscheidungen.
Interview mit Kriminal-Oberkommissar Manfred Wehner vom LKA-Niedersachsen
BOOTE: Dies war mittlerweile der vierte Test Diebstahlsicherungen für Pkw-Anhänger, den Sie für BOOTE durchführten. Ein schwarzer Tag für die Hersteller?
Wehner: Leider ja. Fast alle Diebstahlsicherungen konnten bei diesem Test überwunden werden.
BOOTE: Woran liegt es? Es waren doch auch Sicherungen dabei, die in einem früheren Test nicht zu überwinden waren.
Wehner: Unsere Testkriterien – Zeit und Werkzeugeinsatz – wurden nicht verändert. In diesem Test wurden aber die Angriffsversuche an den Sicherungselementen und am Material intensiviert. Hierbei wurde berücksichtigt, dass nach unseren Erfahrungen auch die Täter ihre Vorgehensweise geändert haben, um das Objekt zu knacken.
BOOTE: Wie beurteilen Sie den neuen Test?
Wehner: Das Ergebnis dieser Testreihe ist aus kriminalpolizeilicher Sicht so: Bei einer intensiveren Vorgehensweise traten Schwachstellen auf. Diese Schwachstellen ergaben sich einmal in der Materialzusammensetzung und in der Ausführung einzelner Sicherungselemente.
BOOTE: Gab es dabei irgendwelche Besonderheiten?
Wehner: Augenscheinlich war, dass alle Sicherungsmittel nicht über den „Intelligenztest“ zu überwinden waren, sondern im „Gewalttest“. Zu berücksichtigen ist auch, dass einige Sicherungsmittel nur im abgehängten Zustand des Trailers zu überwinden waren.
BOOTE: Was empfehlen Sie den Herstellern?
Wehner: Die Hersteller sollten den Kreislauf zwischen Herstellern und Tätern – Täter überwindet, Hersteller muss nachbessern – so weit wie möglich stoppen, in dem sie an den Materialzusammensetzungen und den Überwindungsmöglichkeiten Verbesserungen vornehmen. Außerdem wäre es für die Hersteller von Vorteil, wenn sie neue Produkte, bevor sie auf den Markt kommen, vorab unter den bekannten Kriterien prüfen lassen würden.
Den kompletten Artikel und alle Testergebnisse erhalten Sie über den PDF-Download.
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