Hauke Schmidt
· 19.07.2024
Die Segeldrohne ist zwei Meter lang und navigiert autonom. Das Fahrzeug besitzt aber weder Positionslaternen noch AIS oder einen Radarreflektor. Vor allem nachts taucht es damit im Zweifel völlig unverhofft auf. So ging es auch Bernd Neumann, Leser unseres Schwester-Magazins YACHT, der die Drohne auf der Überfahrt nach Schweden sichtete.
Die Segeldrohne Sailbuoy wurde von der norwegischen Firma Offshore Sensing entwickelt und ist Teil des Forschungsprojekts Samba (Smart Autonomous Monitoring of the Baltic Sea). Es soll die Meeresbeobachtung in der Ostsee revolutionieren, indem es den umfangreichsten und detailliertesten Datensatz sammelt und diesen frei zugänglich macht. Die Drohne wird von der schwedischen Voice of the Ocean Foundation betrieben. Momentan operiert sie nordöstlich von Kriegers Flak und segelt zwischen den Wegpunkten 55° 8.345'N, 12° 57.557'E und 55°1.803'N, 13° 10.226'E hin und her. Dabei bleibt sie in einem vier Kilometer breiten Korridor.
Die Sailbuoy ist mit einer Vielzahl an Sensoren ausgestattet, die kontinuierlich wichtige Umweltparameter messen:
Die von der Drohne gesammelten Daten sollen helfen, das Ausmaß der sogenannten Windschleppen zu messen. Das sind die Bereiche hinter den Offshore-Windparks, in denen die Windgeschwindigkeit abnimmt. Außerdem wird untersucht, wie sich die Windschleppe auf das Meer auswirkt. Solche Daten sind wichtig, um die ökologischen Folgen von Windkraftanlagen besser zu verstehen und nachhaltige Energiegewinnung weiterzuentwickeln. Die Sailbuoy sendet kontinuierlich ihre Position und die gesammelten Daten über das Iridium-Netzwerk. Jeder Interessierte kann diese Daten auf der Website der Voice of the Ocean Foundation einsehen. Zudem kann man die aktuelle Position der Segeldrohne und aller weiteren Messplattformen der Voice of the Ocean Foundation über eine Live-Karte verfolgen.
Das schwedische Sjöfartsverket informiert in den “Nachrichten für Seefahrer” (NfS) über den Einsatz des Messgeräteträgers. Dort wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Sailbuoy keine Lichter, keinen Radardeflektor und kein AIS besitzt und nicht in der Lage ist, Hindernisse zu erkennen. Die NfS besagen auch, dass auf die Drohne keine Rücksicht genommen werden muss, da sie robust genug ist, um Kollisionen zu überstehen. Marcus Melin von der Voice of the Ocean Foundation bittet dennoch um Vorsicht: “Schiffe sollten versuchen, sich von der Drohne fernzuhalten, besonders Yachten und Sportboote. Außerdem sollte niemand in irgendeiner Weise mit der wissenschaftlichen Plattform interagieren. Es spricht jedoch nichts dagegen, Fotos aus respektvoller Entfernung zu machen; wir würden uns sogar freuen, die Sailbuoy im Einsatz zu sehen”, so Melin.