TestSteeler NG 57 CS - Immer der Nase nach

Ralf Marquard

 · 15.03.2018

Test: Steeler NG 57 CS - Immer der Nase nachFoto: Morten Strauch
Test Steeler NG 57 CS

Niederländischer Stahlverdränger: Die neue Rumpfform der Steeler NG 57 CS reduziert die Bug­welle und das Spritzwasser

Auf Revieren mit Geschwindigkeitsbeschränkungen, etwa auf Kanälen und Flüssen oder in Hä­fen, trägt nicht nur der ge­ringe Speed zur Sicherheit bei, sondern auch der reduzierte Wellenschlag. Je kleiner er ausfällt, desto weniger Belastung für das Ufer und andere Wassersportler. Um die Bugwelle möglichst niedrig zu halten, hat sich Steeler bei unserem Testboot, der NG 57, etwas ganz Besonderes einfallen lassen – den sogenannten "steep flare bow".

Er sorgt dafür, dass die Bug­welle flach bleibt und möglichst wenig Spritz­wasser auftritt. Bei unserer Testfahrt fiel Erstere tatsächlich deutlich niedriger aus, und Spritzwasser konnten wir an Deck ebenfalls keines feststellen. Hierzu muss man allerdings sagen, dass sich das IJsselmeer am Testtag von seiner ruhigen Seite zeigte und wir es nur mit leichtem Kabbelwasser zu tun bekamen.

Motorisiert mit zwei Cummins à 480 PS, erreicht die Steeler eine Höchstgeschwindigkeit von gut 12 kn. Mit nur einer Maschine, also in simulierter Notfallfahrt, kommt sie immerhin noch auf fast 10 kn.

Um wirtschaftlich mit zwei Maschinen unterwegs zu sein, muss man das Tempo auf knapp 8 kn drosseln. Durch die Dieselleitungen laufen dann etwa 3,7 l/sm; mit einem Tankvolumen von 2500 l errechnen wir eine Reichweite von gut 500 sm plus 15 % Reserve, was dem BOOTE-Standard von 370 sm vollauf genügt. Reduziert man das Tempo auf weniger als 6 kn, sind sogar Reichweiten von über 1000 sm drin. Dass es bei dieser Fahrweise auch besonders ruhig zugeht, zeigt der Geräuschpegel von 52 dB(A) in langsamer- und 56 db(A) in Marschfahrt. Selbst bei Vollgas bekommt es das Fahrerohr nur mit 75 dB(A) zu tun.

Entspannt bleiben auch die Arme in Geradeausfahrt, denn die Steeler läuft wie an der Schnur gezogen stur der Nase hin­ter­her. Mehr Kraft am Steuerrad muss man dagegen aufwenden, wenn es aus einer schnellen Kurve herausgeht. "Das liegt an der Hydrauliklenkung – sie besitzt keine Servounterstützung", sagt uns Hans Webbink von Steeler Yachts. Leichter geht es mit der "Follow-Up-Fernbedienung" (Lenkhebel zum Steuern des Bootes) des Simrad-Autopiloten. Mit seiner Hilfe lässt sich das Boot kinderleicht schnell und langsam manövrieren.

Für die exakten Hafenmanöver nutzt der Skipper außerdem die Drehfreudigkeit eines Bootes mit unterschiedlich eingekuppelten Getrieben (eines vor, eines zurück) sowie die Schubkraft von Bug- und Heckstrahlruder.

Zusammen gibt das dem Fahrer ein hohes Maß an Sicherheit. Er sitzt dabei – wie sein Copilot – auf einer Art Pilotensitz. Für eine optimale Sitzposition lassen sich beide Sessel in alle Richtungen verstellen, und die Armlehnen geben guten Seitenhalt. Plus: die feste, aber dennoch angenehme Polsterung. Minus: Ein Bügel, um die Füße bequem abzustellen, war nicht installiert; er soll laut Werft aber bei zukünftigen Modellen vorhanden sein. Schaltung und Lenkrad kann der Fahrer sowohl im Sitzen wie auch stehend problemlos und entspannt bedienen. Damit das bei Regen so bleibt, installiert Steeler zwei Doppelarmwischer mit Wasch­wasser­dü­sen. In der Mitte der Windschutzscheibe bleibt jedoch ein ungereiniger Streifen stehen, der die Voraussicht stört.

Die Monitore, die alle Betriebszustände zeigen und über das Fahrgebiet (Kartenplotter) informieren, hat der Fahrer dagegen jederzeit gut im Blick.

Zum Wohnen: Die Steeler ist ein sogenannter Semi-Custom-Bau, was bedeutet, dass der Eigner den Unterdeck- und Deckbereich gestalten kann. Natürlich nur, soweit es die Konstruktion des Kaskos zulässt. Der Eigner unseres Testboots hat sich für einen Salon mit Fahrstand, L-Sofa, Tisch und Sideboards entschieden. Über einen Niedergang gelangt man in den Pantry-/Essbereich, der vier bis fünf Personen Platz bietet. Geschlafen wird in drei Kabinen, die Bugkabine ist für die VIP-Gäste vorgesehen, eine über die gesamte Breite liegende Kabine mittschiffs ist dem Eigner vorbehalten.

In einer weitere Mittelkabine steht ein Etagenbett, das sich besonders für Kinder und Jugendliche anbietet.

Der Eigner hat die größte Nasszelle an Bord; im zweiten Badezimmer fällt die kleine Toilettenschüssel auf, was die Werft jedoch noch ändern will. Im Cockpit stehen eine Zweier-Sitzecke mit rundem Tisch, eine Heckbank sowie eine Wetbar. Die große Doppelbank auf dem Vordeck eignet sich hervorragend als Aussichtsplatz; Badefreuden finden auf der Badeplattform am Heck statt. Mankos: Die Durchgänge zur Plattform haben keine Türen, und es gibt nur eine Badeleiter zum Einhaken. Wer vergisst, sie vor dem Sprung ins kühle Nass einzuhängen, bekommt beim Zurückklettern an Bord Probleme.

Der gut belüftete und mit einer Feuer­löschanlage gesicherte Technikraum befindet sich unter dem Cockpitboden. Um den Ab- und Aufstieg zu erleichtern, hat Steeler Bügelstufen installiert. Im Motorraum herrscht Kopffreiheit für den Techniker, und auch um die beiden Cummins-Diesel herum ist genug Platz – einem guten Service steht also buchstäblich nichts im Weg. Die Installationen machen einen ebenso guten Eindruck wie die gesamte Bootsverarbeitung.

Datenblatt: Steeler NG 57 CS

Werft: Steeler Yachts

Typbezeichnung: Steeler NG 57 CS

CE-Kategorie: A - Hochsee

Material von Rumpf und Deck: Stahl

Länge: 17,15 m

Breite: 5,30 m

Verdrängung: 44,00 t

Preis: 1.057.910,00 €