Uwe Petersen
· 08.03.2020
Lenzpumpen sollen das Boot im Notfall über Wasser halten. Wir testeten, ob sogenannte Hochleistungspumpen dieser Anforderung auch gerecht werden
Neben Mensch über – und Feuer an – Bord ist der dritte Albtraum jedes Skippers und seiner Crew steigendes Wasser im Schiff – unkontrolliert einströmend durch ein Leck, das kaum sofort lokalisiert, geschweige denn umgehend gestopft werden kann.
Ohne wirkungsvolle maschinelle Hilfe geht dann nur noch die schnelle Pütz von Hand zu Hand, wenn die dann an Bord vorhanden ist.
In Boote 8/2019 beschäftigten wir uns mit kleineren Tauchpumpen mit Förderleistungen bis zu 40 Liter pro Minute
(l/min) und stellten fest, dass sie aufgrund der teils erschreckend geringen Leistungen nicht als Retter in der Not infrage kommen.
In diesem Test geht es deshalb nun um sogenannte Hochleistungspumpen, auch "Heavy Duty" genannt, die einen Wassereinbruch in Schach halten, beziehungsweise für Zeitgewinn zur Lecksuche sorgen sollen.
Orientiert man sich an den Empfehlungen des Germanischen Lloyd (GL), sollten Lenzpumpen im Fall der Fälle rund 100 l/min aus dem Boot befördern können. Doch erreichen Lenzpumpen für den Sportbootgebrauch diese Leistung überhaupt ?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, ließen wir acht Hochleistungspumpen, allesamt laut Hersteller mit Förderleistungen jenseits der geforderten 100 l/min, gegeneinander antreten. Wir wollten wissen, ob sie halten, was die Hersteller versprechen.
Alle Hersteller machen Angaben zur Förderleistung bei offenem Ausfluss ohne Schlauchanschluss. Das irritierte uns, wie eventuell auch den Anwender, denn diese Angabe ist letztlich in der Praxis ohne Relevanz, da die Pumpe immer am tiefsten Punkt der Bilge montiert sein wird und sich der Auslass mindestens einen Meter darüber befindet, um über der Wasserlinie zu liegen. Einen "offenen Ausfluss" gibt es in der Bordpraxis schlichtweg nicht.
Nur bei vier Pumpen wird von den Herstellern eine Mengenangabe für eine Förderhöhe von einem Meter gemacht. Hinweise zu einer Förderhöhe von zwei Metern fehlen bei allen Pumpen.
Bei den vier verbleibenden Pumpen wird eine maximale Förderhöhe angegeben, ohne zu benennen, wie viel Wasser dann noch außenbords befördert wird – in unseren Augen also ebenso nutzlos. Getestet haben wir die Leistungen von acht Pumpen von sechs Herstellern bei ein und zwei Meter Förderhöhe. Ein weiteres wichtiges Testkriterium stellt die maximale Stromaufnahme beim Einschalten dar.
Für den Förderhöhen-Test bauten wir eine Schlauchwand mit zwei Höhenstufen. Die von uns verwendeten Schlauchdurchmesser orientierten sich an den Anschlussstutzen, lagen also bei maximal 38 mm. Die Stromaufnahme ermittelten wir mittels Stromzange. Als Stromquelle diente uns dabei ein 90-Ah-12-Volt-Akku, der permanent an eine Stromquelle angeschlos- sen war und dauerhaft mit 13,2 Volt versorgt wurde.
Bei einer Förderhöhe von einem Meter lieferten die Pumpen Johnson L 4000 mit rund 115 l/min und die Whale Orca 2000 mit 110 l/min die besten Ergebnisse. Den schlechtesten Wert maßen wir bei der Marco UP 2000 mit 73 Litern pro Minute.
Der Hersteller war hier mit der Produktbeschreibung ebenso sparsam, wie es die Leistung der Pumpe
war.
Alle anderen Produkte lagen mit ihren Leistungen irgendwo dazwischen und bildeten somit das Mittelfeld. Mit
96 l/min und knapp 90 l/min kamen die Pumpen von Albin, Attwood und Rule (2000 Gold) den Anforderungen noch am nächsten.
Bei einer Förderhöhe von zwei Metern lag die große Johnson L 4000 wiederum an erster Stelle und erreichte
die vom GL empfohlene Leistung von 100 Litern pro Minute. Gefolgt von der Albin Heavy Duty 2250 mit rund
79 Litern und der Whale Orca 2000 mit 78 Litern pro Minute.
Bei der Stromaufnahme maßen wir den maximal erforderlichen Stromfluss im Einschaltmoment. Dieser ist deutlich höher als der Betriebsstrom und spielt deshalb eine große Rolle bei der Spannungsversorgung. Auch hier konnten wir, ebenso wie bei den Fördermengen, erhebliche Unterschiede feststellen, wobei bei allen Pumpen der Strom im Dauerbetrieb um ein bis zwei Ampere niedriger war.
Jedoch schnitt hier die leistungsstärkste Johnson, mit sieben Ampere über der vom Hersteller angegebenen Stromaufnahme, am schlechtesten ab. Nur bei drei Pumpen stimmten die Angaben oder waren sogar niedriger als im Datenblatt vermerkt. Eine sehr gute Figur machte hier die Whale Orca 2000, die 0,8 Ampere unter der angegebenen Stromaufnahme blieb.
Die hohen Ströme bei den leistungsstarken Pumpen von bis zu 20 A haben die Konsequenz, dass sie die Bordbatterien binnen ein bis zwei Stunden so stark entladen können, dass die Förderleistung abnimmt und man die Batterien über die Lichtmaschine nachladen muss. Das ist jedoch im Notfall nicht immer garantiert, bei Motorausfall gar unmöglich.
Fassen wir die Einzelergebnisse zusammen, dann liegt die Johnson L 4000 in puncto Förderleistung klar an der Spitze, sie erfüllt alle Anforderungen. An der Spitze liegt sie allerdings auch in Sachen Preis und Stromverbrauch. Knapp 240 Euro und 22 Ampere Anlaufstrom sprechen eine deutliche Sprache.
In der Förderleistung kaum schlechter ist die Whale Orca 2000. Sie erreicht bei einem Meter Förderhöhe ebenfalls deutlich mehr als 100 l/min, benötigt aber nur 9,2 A im Anlaufmoment und kostet rund 100 Euro weniger. Damit ist sie zusammen mit der Albin Heavy Duty (96 l/min für 106 Euro) der Preis-Leistungs-Sieger dieses Lenzpumpen-Vergleichstests.
Die geringsten Förderleistungen maßen wir bei den Pumpen Marco UP 2000 (73 l/min) und Rule 2000 Heavy (75 l/min). Bei der Marco-Pumpe kommt erschwerend hinzu, dass sie mit rund 21 A Anlaufstrom in Sachen Energieverbrauch kein Kostverächter ist.
Kommen wir zur Beantwortung unserer Eingangsfrage: Gibt es Pumpen, die den GL-Anforderungen gerecht werden?
Die Antwort: ja! Für wenig mehr als 100 Euro bekommt man Produkte, die einem im Ernstfall echte Hilfe leisten.