Der Navigator gehört zu den wichtigsten Crewmitgliedern. Er interpretiert mit Hilfe von Software die verfügbaren Wettermodelle professioneller Anbieter vor dem Hintergrund der eigenen Leistungsfähigkeit von Schiff und Crew und formuliert daraus die zu segelnde Route. Die führt längst nicht immer über den direkten Weg, denn um Flaute, Stürme oder hohen Seegang zu meiden, lohnen sich manchmal auch Umwege, um trotzdem früher oder eben sicherer am Ziel zu sein.
Für viele Fahrtensegler scheint das Nutzen solcher Dienste vielleicht in weiter Ferne zu liegen, doch auch für sie haben gute Wetter, und Routing-Programme viel zu bieten. Lange Zeit war solche Software jedoch nur in Form kostspieliger Laptop-Versionen wie Adrena, Expedition oder Ähnliches verfügbar; die Preise starteten ab etwa 500 Euro und können in ausgetüftelten Profi-Versionen mehrere Tausend Euro betragen. Doch es gibt seit einigen Jahren auch etwas abgespeckte Software-Lösungen für Tablets oder gar Smartphones. Mit Preisen sogar unterhalb von 50 Euro bieten diese einen weitaus günstigeren Einstieg in die Welt des Wetter-Routings. Gleichzeitig spart man es sich, einen Laptop an Bord mitzunehmen. Wir stellen zehn kostenlose und kostenpflichtige Wetter- und Routing-Apps genauer vor:
Die App des dänischen Wetterdienstes bietet hochauflösende Wind-, Böen-, Wasserstands-, Seegangs- und Strömungsvorhersagen in einer Kartendarstellung. Allerdings beträgt der Prognosezeitraum nur drei Tage. Das gilt auch für die ortsbezogenen Meteogramme, in denen sich Wind, Temperatur, Bewölkung und Niederschlag ablesen lassen. Regenradar und Niederschlagsprognose sind getrennte Grafiken, man kann also nicht einfach aus dem Verlauf in die Zukunft schauen.
Sehr leistungsfähige App mit sieben verschiedenen Wettermodellen. Die Basisversion ist kostenlos, beherrscht aber kein Routing. Wer den Service nutzen will, muss mindestens die Standardversion abonnieren, was 59 Euro pro Monat kostet. Neben der Wettervorhersage lässt sich über den Menüpunkt „Local Knowledge“ auf AIS-Daten und den Navily-Revierführer zugreifen. Für Etappen ohne Mobilfunkabdeckung gibt es eine datensparende, auf Satellitenverbindungen optimierte Offshore-Variante.
Schon die kostenlose Basisvariante bietet eine Wetterrouting-Funktion, allerdings nur für 50 Seemeilen und auf Grundlage von groben GFS-Daten. Wer mehr will, braucht ein Abo oder kann die Funktion per Einmal-Kauf dauerhaft freischalten. Sailgrib lässt sich mit der Boating-App von Navionics kombinieren, dann wird das Routing auch in der Seekarte angezeigt. Die Wetterdaten werden als Grib-Files übertragen, daher lässt sich die App auch gut mit Satellitenverbindungen nutzen.
Das Programm von Wetterwelt arbeitet mit den firmeneigenen Grib-Daten und bietet zwei unterschiedlich auflösende Modelle mit Vorhersagezeiträumen von 48 und 120 Stunden. Es werden Wind, Böen, Bewölkung und Seegang vorhergesagt. Außerdem kann eine Route angelegt werden, wobei die App eine Streckenwettervorhersage erstellt. Die Berechnung erfolgt mit konstanter Bootsgeschwindigkeit.
Die App des schwedischen Wetterdienstes basiert auf den gleichen Modellen wie die Apps von DMI und Yr und liefert vor allem für Nordeuropa sehr genaue Vorhersagen. In der Kartendarstellung ist die Auflösung des Windfeldes deutlich gröber als beim DMI, außerdem gibt es weder Böen- noch Strömungsprognosen. Dafür sind Regenradar und Vorhersage in einer Animation kombiniert, und die Meteogramme bieten einen Prognosezeitraum von zehn Tagen.
Leistungsfähige, einfach zu bedienende Routing-App mit günstigen, nach Regionen aufgeteilten Datenpaketen. Kostenlose Basisversion ohne Routing mit groben Modelldaten und kurzer Vorhersagedauer. Das hochauflösende Europa-Paket mit Routing kostet 33 Euro pro Jahr. Die fürs Routing wichtigen Polardaten lassen sich, anders als bei Predict Wind und Sailgrib WR, direkt in der App editieren. Auch als Desktop-Version für Windows und Mac verfügbar.
Für den schnellen Blick aufs Wetter eine gute Alternative, es werden Wind und Böen sowie Wellenhöhen vorhergesagt, aber keine Meeresströmungen. Es sollte die kostenpflichtige Plus-Version verwendet werden. Anschließend muss die Superforecast aktiviert werden, sonst basiert die Vorhersage auf groben Daten aus dem GFS-Modell und ist entsprechend unzuverlässig. Die Superforecast bietet einen Vorhersagezeitraum von drei Tagen.
Sehr schön animierte und leicht verständliche App mit unzähligen Parametern. Es kann zwischen unterschiedlichen Wettermodellen gewählt werden. Der Vorhersagezeitraum liegt in der Basisversion und je nach Modell bei bis zu fünf Tagen. Die kostenpflichtige Premium-Variante bietet eine neuntägige Prognose. Außerdem kann das Wetter entlang einer Route berechnet werden, allerdings nur mit einer fixen Geschwindigkeit.
Beim norwegischen Wetterdienst gibt es nur ortsbezogene Tabellen und Meteogramme. Animationen des Wind- oder Strömungsfelds sucht man vergebens. Dafür beträgt der Prognosezeitraum zehn Tage. Böen werden allerdings nur in den ersten drei Tagen vorhergesagt. Über die Umkreissuche zeigt die App nahe gelegene Wetterstationen und, soweit vorhanden, Webcams an, sodass man sich einen Eindruck von der aktuellen Situation vor Ort verschaffen kann.
Eine optisch ansprechende Alternative zum bekannten Regenradar. Es gibt standortbezogene Daten, teils mit Minutenansagen, wann Regen kommt. Leider nur für Deutschland.