Unbekannt
· 17.10.2015
Die kalte Jahreszeit naht mit großen Schritten, und ohne Heizung wird’s im Boot jetzt empfindlich kalt. Wir zeigen, welche Heizsysteme es gibt.
Es ist merklich kühler geworden. Frische Winde und Temperaturen, schon deutlich unter 10 Grad, lassen uns spüren, dass auch die Bootssaison sich langsam dem Ende zuneigt. Wer dennoch den einen oder anderen Sonnentag an Bord genießen will, kommt um die Anschaffung einer Bordheizung nicht herum. Wärme, Kälte und Feuchtigkeit im Schiff spielen immer eine große Rolle, und es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten, um diese Faktoren im Griff zu behalten: regelmäßiges Lüften und eine wirksame Heizung. So stoppt man muffigen Geruch, Schimmelbildung und Schäden an den Polstern und den hölzernen Einbausegmenten und schafft gleichzeitig eine Atmosphäre der Behaglichkeit. Es gibt in unseren Breiten kaum noch ein Boot, das nicht über einen wie auch immer gearteten Ofen oder sogar ein komplettes Heizungssystem verfügt.
Groß ist die Palette der Möglichkeiten. Vom einfachen Kohleofen, wie er auf älteren Schiffen immer noch Verwendung findet, bis hin zur hochmodernen Zentralheizung für die Yacht der Oberklasse findet man für jeden Bootstyp mit Sicherheit das richtige Modell. Kohle, Holz, Petroleum, Gas, Strom und Diesel sind die gebräuchlichen Energieträger. Die Größe des Bootes und die räumlichen Verhältnisse an Bord entscheiden dabei über den zu verwendenden Typ, ganz abgesehen davon, dass natürlich auch das Budget eine nicht ganz unwichtige Rolle spielt. Kleine, aber recht wirkungsvolle Petroleumheizkörper erhält man im Zubehörhandel schon ab rund 40 Euro, für die ganz großen Brocken mit angeschlossener Zentralheizung werden es aber auch schon mal rund 4500 Euro. Allerdings gilt es, beim Betrieb bei jedem dieser Systeme ein paar elementare Sicherheits- und Funktionsregeln zu beachten, die je nach Konstruktion ganz unterschiedlich ausfallen, und natürlich bleibt da die Frage, wo kommt die Energie her, wie kann ich sie speichern und ist sie jederzeit verfügbar?
1. DER KOHLEOFEN
Holz gibt es als Treibgut an jedem Strand, Briketts im Baumarkt. Wenn man den Platz hat, diese gut in Folien verpackten Brennstoffe entsprechend zu stauen, ist man fein raus, denn die zierlichen Öfen passen selbst auf kleine Boote, wobei das Brennmaterial dabei wohl eher den meisten Raum beansprucht. Die schlichte Abgasführung und die sensible Zuluftregulierung erlauben selbst feinste Hitzesteuerung, und mit ca. 2 kW Heizleistung bekommt man einen durchschnittlich großen Salon schon ordentlich warm. Aber Achtung: Eine gute Belüftung des Raumes ist lebensnotwendig, denn solch ein Ofen braucht ordentlich Sauerstoff, um zu funktionieren, und der steht nur bei ausreichender Belüftung zur Verfügung. Im Klartext: Luken oder Niedergang immer einen Spalt offen lassen.
Natürlich gibt es da auch ein paar ganz kleine Unannehmlichkeiten, die man im Blick behalten sollte. Die Asche muss entsorgt werden, und das geht kaum ohne Staub ab. Außerdem sind die Nachbarn nicht glücklich, wenn ihnen der Ruß aus dem Abgasrohr das eben frisch geputzte Oberdeck schwarz einfärbt. Die richtige Auswahl des Liegeplatzes vermeidet unfreundliche Stimmung im Hafen. Fazit: Kohleöfen sind klein, einfach in der Handhabung und können billig beheizt werden. Die Nachteile, siehe oben. Die Preise liegen zwischen 600 und 1500 €.
2. DER DIESELOFEN
Diesel haben wir ausreichend im Tank. Davon lassen sich ruhig geringe Mengen abzweigen, wenn es uns darum geht, das Schiff warm zu bekommen. Dieselöfen, wie beispielsweise jene aus dem Hause Refleks, sind unverwüstliche Heizwerke, die wochenlag problemlos und lautlos ihren Dienst verrichten. Die Regler lassen sich fein dosieren, und selbst bei einer Schräglage von bis zu 10° quittieren sie nicht den Dienst. Sie verbreiten eine behagliche Wärme und führen gleichzeitig die Feuchtigkeit im Raum über den Schornstein mit ab. Einige Produkte verfügen sogar über interne Heizschlangen, an denen sich eine kleine Zentralheizung anschließen lässt. Die Größe der Yacht entscheidet darüber, welches Modell wie viel Rauminhalt mit Wärme versorgen muss. Die Auswahl ist groß, und wer mehr darüber wissen will, fragt beispielsweise bei Topplicht in Hamburg nach. Dort gibt es eine große Auswahl entsprechender Heizgeräte für Preise zwischen 950 und 2200 €.
3. DER PETROLEUMOFEN
Am Anfang steht der Preis. Petroleum ist ein teurer Brennstoff, der zwar in jedem Baumarkt käuflich zu erwerben ist, der aber auch deutlich ins Geld geht, will man damit die ganze Heizperiode abdecken. Für 5 Liter muss man je nach Qualität schon mal 20 Euro auf den Tisch legen. So empfehlen sich zumeist die portablen Geräte wie der sogenannte "Chinesentopf", den es schon für kleines Geld (40 €) bei A.W. Niemeyer in Hamburg zu kaufen gibt. Dieser einfach zu bedienende Petroleumofen mit Langzeitdocht wird unter Skippern deshalb so genannt, weil Millionen von Chinesen mit diesem simplen Gerät nicht nur ihre Behausungen beheizen, sondern sogar ihr Mittagessen darauf zubereiten. Leicht zu verstauen, einfach in der Bedienung und mit enormem Heizwert, stellt man ihn genau dorthin, wo man die Wärme gern hätte. Vorsicht ist allerdings beim Anzünden geboten. Da schießt schon mal eine Stichflamme oben aus dem Deckel, die grundsätzlich ungefährlich ist, solange man genügend Abstand zu brennbaren Materialien hält. Glüht das Kugelsieb aber erst einmal, normalisiert sich die Lage, und man kann sich entspannt zurücklegen und sich ganz seinen Träumen hingeben. Preis etwa 40 €.
Fest installierte Petroleumöfen sind auf vielen Yachten zwar weit verbreitet, aber nicht ganz problemlos im Betrieb. Die Brenner sind umständlich anzuheizen und nicht immer ganz zuverlässig. Außerdem muss der Petroleumtank regelmäßig unter Druck gehalten werden, damit die Flamme genügend Brennstoff bekommt. Wer also das Boot bei laufender Heizung verlässt, muss sich nicht wundern, wenn nach der Rückkehr Salon und Kabinen kalt sind. Dennoch haben diese Öfen auch eine ordentliche Heizleistung und nehmen ganz besonders bei der Schottmontage nur wenig Montageraum im Boot ein. Die Preise liegen um 1700 €.
4. DIE DIESEL-LUFTHEIZUNG
Hier wird’s technisch. Eine Diesel-Luftheizung ist mehr, als nur ein einfacher Brenner. Eine aufwendige Systeminstallation ist notwendig, um diese auf vielen Yachten verbreitete Heizung in Betrieb zu nehmen. Dafür wird die Crew aber auch mit einem sehr komfortablen Raumklima belohnt, und zwar rundum auf dem ganzen Schiff. Ein an die Brennkammer angeschlossenes Rohrsystem lässt sich leicht in jede Sektion des Schiffes verlegen, wodurch die Warmluft buchstäblich jeden Winkel erreicht. Der Diesel wird mittels Pumpe aus dem Tank gefördert, das Gebläse mit Strom aus den Batterien gespeist. Das bedeutet aber auch, dass das Powermanagement der Batterien im Auge behalten werden muss, sonst geht nicht nur das Licht aus, sondern es wird auch kalt im Salon. Der Brennstoffverbrauch liegt je nach Modell bei etwa 0,12–0,24 Liter/Std, der Stromverbrauch zwischen 15 und 40 Watt. Die Vorteile: sparsam, sofortiges Ansprechen, Kaltstartautomatik, stufenlose Lüftungsfunktion, problemloser Dauerbetrieb. Nachteilig, der recht aufwendige Einbau und der nicht ganz lautlose Betrieb. Dieselluftheizungen von Eberspächer, Webasto, Aeroheat oder Wallas gibt es schon ab ca. 1000 € aufwärts. Komplett, jedoch ohne Einbau.
5. DER ÖLHEIZKESSEL
Die kompakten Ölheizkessel beispielsweise von Maritim Booster für Heizung und Warmwasser sind wahre Allrounder. Diese Systeme bestehen aus folgenden Komponenten: Druckkessel/Heizkessel, Brenner, Brennkammer, Wärmetauscher, Boiler, Heizungsrohren und Heizkörper. Das alles klingt nach viel benötigtem Raum, doch tatsächlich liegen die Außenmaße der Heizkesselanlage bei etwa L 65 cm, B 30 cm, H 45 cm. Auf einem Boot mittlerer Größe lässt sich dafür immer eine Einbauecke finden. Je nach Modell wird das zu erwärmende Wasser mit etwa 80 °C direkt dem Kühlwasserkreislauf des Motors entnommen, dann im Brenner auf 90 °C erhitzt, durch den Heizkörper geleitet und mit 70 °C wieder zurück in den Kühlwasserkreislauf geführt. Die andere Variante füllt einen Boiler mit Kaltwasser auf, der gibt das Wasser an den Kühlkreislauf weiter und produziert bei laufender Maschine auf dem Weg durch den Brenner warmes Wasser mit einer Temperatur von ca. 60 °C. Die Wahl eines bestimmten Typs Ölheizkessel hängt von verschiedenen Faktoren ab.
So spielt die Isolierung des Schiffes eine Rolle, dann die Frage, wie viele Menschen sich normalerweise an Bord aufhalten und natürlich wie viel Energie (Diesel/Öl) wird verbraucht. Eine Steuerelektronik regelt die Zirkulationspumpe, das Zweiwegeventil und den Brenner von einer Platine zentral, die im Übrigen unempfindlich gegenüber Spannungsschwankungen der Bordelektrik ist. So viel kompakte Technik hat natürlich ihren Preis. Immerhin zwischen 3300 € und 4900 € sind hier der Haushaltskasse zu entnehmen. Das ist jedoch gut angelegtes Geld für eine komfortable Bordheizung.
6. DIE ELEKTROHEIZUNG
Den Zwerg unter den Heizkörpern gibt es ebenfalls unter anderem bei A.W. Niemeyer in Hamburg, den elektrischen Keramikheizer "Thermal Plus". Dieser kompakte und kraftvolle Heizlüfter arbeitet mit einer sogenannten PTC-Keramik, die verhindert, dass brennbares Material sich an den Heizplatten entzünden kann, weil diese Elemente unterhalb feuergefährlicher Temperaturen arbeiten. Der eingebaute Überhitzungsschutz und der Bodensicherungsschalter, der beim Umkippen das Gerät sofort abschaltet, sorgen für hohen Sicherheitsstandard, und die doppelte Isolierung bietet zusätzlichen Schutz gegen Stromschläge. Das Gebläse arbeitet stufenlos, und ein Energiesparschalter reduziert die Leistung bei schwach abgesicherten Stromanschlüssen am Steg. Aus den oben genannten Gründen eignet der Heizlüfter sich ganz besonders gut zum schnellen sowie dauerhaften Heizen auf Schiffen kleiner und mittlerer Größe. Man ist erstaunt, was dieses Gerät an Wärme produziert, und das Beste: Man kann es Tag und Nacht durchlaufen lassen, auch wenn man nicht an Bord ist. Aber Achtung, der Heizlüfter benötigt 230-V-Landstrom.
Natürlich leistet im Grunde genommen jede Art von Heizlüftern gute Dienste, nur die Sicherheit ist nicht ganz so gewährleistet wie bei einem System, das gezielt auf den Bootsbetrieb ausgelegt ist.
7. DER RADIATOR
So ganz heimlich hat er sich eingeschlichen, der elektrisch betriebene Ölradiator aus dem Baumarkt. Eine kleine Zentralheizung. Hört man sich zu diesem Thema um, gibt es erstaunlich oft begeisterte Zustimmung. Ganz unkompliziert und über die Maßen handlich, liefert er lautlos eine trockene Wärme ab, die selbst bei abgeschaltetem Gerät noch enorm lange vorhält und frei ist von Gerüchen oder störendem Gebläse. Eine echte Alternative für kühle Tage und klamme Nächte. Läuft aber nur mit 230 V Landstrom und ist für Preise ab etwa 50 € im Handel.
8. DAS GAS
Es gibt ja Zeitgenossen, die sich fürchten, mit Gas an Bord zu arbeiten. Das ist eigentlich unbegründet, wenn die Anlagen fachgerecht installiert sind, regelmäßig geprüft und abgedrückt und Schläuche und Regler alle sechs Jahre gewechselt werden. Dann kann man genauso bedenkenlos mit Gas heizen, wie das Hunderttausende von Campingwagen- und Wohnmobilbesitzern seit jeher gewohnt sind. Die heutigen fest installierten Heizungen arbeiten mit einem Betriebsdruck von 30 mb nahezu geräuschlos und sind mit funktionellen Thermostaten ausgerüstet, die selbst bei niedrigen Temperaturen ganz ausgezeichnet den einmal eingegebenen Level halten. Die Pizozündungen arbeiten simpel und zuverlässig. Die regelbaren Gebläse sorgen für eine flächendeckende Umverteilung der Wärme oder einfach für Frischluft im Sommer. So gesehen sind Gasheizungen durchaus eine praktische Alternative zu anderen Heizsystemen, solange man sie nicht zum anhaltenden Durchheizen nutzt. Auf den meisten Schiffen ist kaum mehr Platz als für eine 5-kg-Flasche, und die ist flott verbraucht, wenn man damit auch noch ein Mittagessen kocht.
Hier muss schon sehr genau kalkuliert werden, zumal es nicht in jedem Hafen Gas zu kaufen gibt und je nach Land auch noch die Qualität und die Anschlüsse variieren. So eignet sich eine Gasheizung am besten, wenn man in seiner Region unterwegs ist und rechtzeitig für einen Austausch der Flasche sorgen kann. Gasheizungen kosten je nach Typ etwa ab 750 € aufwärts.
Fazit:
Wir bekommen es warm in unserem schwimmenden Zuhause und müssen nicht immer gleich die wattierten Jacken hervorkramen, wenn das Thermometer mal in den Keller wandert. Doch etwas darf nie vergessen werden: beim Gebrauch von Heizsystemen mit Brennern oder offener Flamme ist es zwingend notwendig, dass grundsätzlich für ausreichende Belüftung gesorgt ist. Sauerstoff ist notwendig für eine gute Verbrennung, und natürlich auch für das Wohlbefinden der Crew!