FernglasSchärferes Bild durch Stabilisator?

Torsten Moench

 · 11.07.2023

Fernglas: Schärferes Bild durch Stabilisator?Foto: Boote/T. Moench
Canon bringt die bildstabilisierten Gläser in zwei Ausführungen
Ferngläser mit Bildstabilisierung sollen auch stärkere Vergrößerungen als üblich ermöglichen. Wir haben zwei von Canon ausprobiert

Ein Fernglas für den Bordgebrauch hat eine siebenfache Vergrößerung und der Durchmesser der Eintrittspupille beträgt 50 Millimeter. In Kurzform: 7x50. Basta, ist so. Die Gründe liegen in der Bordpraxis: Bei Seegang lässt sich eine siebenfache Vergrößerung gerade noch von Hand ruhig halten, ohne dass das Bild all zu sehr verwackelt. Und der Durchmesser von 50 mm gewährleistet ein klares und helles Bild bei eben noch handlicher Größe und annehmbarem Gewicht.

Fernglas mit Mikroprozessor

Seitdem auch bei Ferngläsern die Mikroelektronik Einzug hielt, verschieben sich jedoch die Grenzen, des technisch machbaren. Moderne Gläser wie beispielsweise die von uns ausprobierten Canon 10x42L iS und das größere 15x50 IS All Weather arbeiten mit einem so genannten Bildstabilisator, englisch Image Stabilizer, der auch höhere Vergrößerungswerte zulässt. Technisch gesehen erkennt ein Beschleunigungssensor die Bewegung. Die erfasste Bewegungsinformation wird dann an einen Mikroprozessor weitergegeben, der die Informationen verarbeitet und die notwendigen Anpassungen vornimmt, um das Bild zu stabilisieren. Der Bildstabilisator in den Canon-Gläsern arbeitet mit dem so genannten "Vari-Angle Prism-System“. Dieses verwendet Sensoren, die kleinste Bewegungen wie Handzittern erkennen. Diese Bewegungen werden dann an Mikroprozessoren weitergeleitet, die eine sofortige Anpassung der Position von beweglichen Prismen innerhalb des Fernglases vornehmen.

Liegt gut in der Hand, wiegt aber 1,1 Kilogramm: Canon 10 x 42 L iSFoto: BOOTE/Julian FietzeLiegt gut in der Hand, wiegt aber 1,1 Kilogramm: Canon 10 x 42 L iS

Technik verhindert Zittern

Die Verschiebung der Prismen korrigiert die Lichtwege und stabilisiert dadurch das Bild. Das Ergebnis ist ein stabileres, weniger verwackeltes Bild im Fernglas. Bei unserem Praxistest auf der Elbe konnten beide Modelle moderate Bootsbewegungen und vor allem das störende „Zittern“ perfekt ausgleichen. In der Praxis konnte man also die nächste Tonne, die Lichtzeichen an Schleusen oder Hafeneinfahrten nicht erst auf 200 Metern, sondern schon auf 300 oder 400 Metern Entfernung klar identifizieren. Wer jedoch glaubt, jedwede Bootsbewegung durch Prozessorhilfe eliminieren zu können, der irrt. Hervorzuheben ist, dass insbesondere das 15x50 Glas eine Vergrößerung bietet, die ohne elektronische Stabilisierung keinesfalls praktikabel wäre.

Mit Gewichten von 1,1 Kilogramm (10x42) und 1,2 Kilogramm (15x50) gehören beide Gläser nicht zu den leichten ihren Zunft. Das Sehfeld auf 1000 m Entfernung ist naturgemäß beim 10x42 mit rund 114 Metern grösser als beim 15x50 mit 79 Meter. Die Scharfstellung beider Gläser erfolgt über einen exakt zu bedienenden Mitteltrieb. Während das Fernglas 10x42 von Canon als „wasserdicht“ eingestuft wird, ist das 15x50 nur gegen Regen und Spritzwasser geschützt.

Fernglas in zwei Varianten

Nicht gefallen haben uns die ungesicherten Objektivdeckel und zu locker sitzende Okularkappen. Die Aufgrund der aufwendigen Technik ungewöhnliche Bauform liegt zwar gut in der Hand, sollte aber beidhändig gehalten werden. Die Preise der Canon-Gläser liegen, je nach Bezugsquelle, zwischen 1100 und 1300 Euro.

Fazit: Mit den Image-Stabilizer-Modellen 10x42 L IS und 15x50 IS bringt Canon zwei High-Tech-Ferngläser aufs Boot, die Ihres Gleichen suchen und eine große Verbesserung in der Benutzung an Bord darstellen. Wie jedes elektronische Gerät funktionieren sie natürlich nur so lange, wie auch die Batterien halten. Hier gibt der Hersteller bis zu acht Stunden Nutzungsdauer an. Ersatzbatterien für das Fernglas sollten also stets an Bord sein.


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