Kochen, grillen, heizenSo installieren Sie eine Flüssiggasanlage

Wer erst einmal mit Gas gekocht hat, wird die Vorteile, wie schnelle und gut dosierbare Hitze, schätzen lernen. Das gilt auch für den Gaskocher an Bord.
Foto: Fridtjof Gunkel
Eine Flüssiggasanlage ist auf Booten weit verbreitet. Regelmäßige Wartung vorausgesetzt, ist der Betrieb absolut sicher. Die maritime Umgebung birgt aber Herausforderungen. Wir zeigen, worauf zu achten ist.

Die Tatsache, dass es kaum noch Serienschiffe ohne Gasherd gibt, spricht für die Zuverlässigkeit der Systeme. Im Alltagsbetrieb ist eine ordentlich installierte und gepflegte Gasanlage nicht gefährlicher als andere Brennstoffe. Die komfortable Benutzung lässt aber oft vergessen, dass für einen sicheren Betrieb ein Mindestmaß an Wartung und Kontrolle nötig ist. Im Gegensatz zum Petroleumkocher kann man eine leckende Gasleitung nicht mit bloßem Auge erkennen. Wie die Anlage auszusehen hat, regelt für privat genutzte Wasserfahrzeuge bis 25 Meter Länge die Internationale Norm ISO 10239 und hierzulande zusätzlich das Arbeitsblatt G 608 des Deutschen Vereins des Gas-und Wasserfaches (kurz DVGW). Wobei gemäß deutschen Vorschriften nicht nur die Erstinstallation geregelt ist, sondern auch alle zwei Jahre Wiederholungsprüfungen fällig sind. Gesetzlich verbindlich sind diese Vorgaben allerdings nicht.

Theoretisch muss sich also kein Skipper darum kümmern und kann eine Anlage ganz nach seinem Belieben einbauen und betreiben. Diese Taktik geht aber höchstens so lange gut, wie kein Schadensfall eintritt, denn spätestens dann fragt die Versicherung nach der Gasanlage und ob sie dem aktuellen Stand der Technik entsprochen hat. Hier gelten die DVGW-Vorgaben als Richtschnur.

Lagerhaltung

Je nach verwendetem Flaschenformat kommt an Bord entweder Butan – in den blauen Campingaz-Flaschen – oder Propan zum Einsatz. Die beiden Brennstoffe unterscheiden sich zwar chemisch und im Preis, in der Praxis aber kaum. Sowohl Heizung als auch Herd laufen mit beiden Energieträgern, ohne dass Änderungen vorgenommen werden müssten. Welches der Gase an Bord kommt, ist eine Frage der Platzverhältnisse und des Reviers. Denn Butan und Propan haben unterschiedliche Siedepunkte. Während reines Butan erst bei Temperaturen über null Grad Celsius gasförmig wird, verdampft reines Propan bereits, wenn es wärmer wird als minus 42 Grad, das ist hilfreich im Winter.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Daraus ergibt sich eine entscheidende Einschränkung: Butan ist nicht wintertauglich. Wer zum Beispiel an Ostern bei Frost mit einer blauen Campingaz-Flasche unterwegs ist, kann Probleme bekommen. Wird sie zu kalt, verdampft kein Gas mehr und Heizung und Herd bleiben kalt. Die Gewinnung von reinem Butan oder Propan ist aufwendig, deshalb hat man es in der Praxis immer mit Gasgemischen zu tun. Die blauen Campingaz-Flaschen funktionieren daher bis etwa minus fünf Grad. Das reicht den meisten Bootsleuten. Aufgrund der kalten Winter ist Butan in Skandinavien aber schlecht zu bekommen, dort setzt man auf Propan.

Thermische Ausdehnungen

Eine weitere Folge der verschiedenen Siedepunkte der beiden Gase sind die unterschiedlichen thermischen Ausdehnungen. Während in einer mit Propan gefüllten Flasche bei 20 Grad etwa 7 Bar Druck herrscht, sind es bei einer Butanfüllung nur 1,2 Bar. Die Campingaz-Flaschen können daher dünnwandiger und damit leichter ausfallen. Sie dürfen aber nie mit einem höheren Propananteil befüllt werden, da sie dem bei Erwärmung stark steigenden Druck nicht standhalten würden.

Sowohl Butan als auch Propan sind schwerer als Luft, ausgetretenes Gas sammelt sich also immer am tiefsten Punkt, bei Booten in der Bilge. Daher gehört das Behältnis in einen gasdichten Kasten. Der auf der Flasche sitzende Regler hat ein Sicherheitsventil, welches die Anlage vor Beschädigungen durch zu hohen Druck schützt. Bläst es ab, muss das Gas nach außenbords fließen können. Deshalb muss der Gaskasten an der tiefsten Stelle einen Ablauf von mindestens 19 Millimeter Durchmesser besitzen, der oberhalb der Wasserlinie endet. Mit einer Pütz Wasser im Kasten lässt sich das überprüfen. Der Behälter muss vollständig leer laufen, ohne dass Pfützen zurückbleiben.

Bei modernen Booten ist ein entsprechender Stauraum meist schon vorgesehen. Wer von Spiritus oder Petroleum umsteigt und nachrüsten muss, kann auf fertige Gaskästen zurückgreifen. Mit Preisen ab 150 Euro für eine Zwei-Kilogramm-Flasche sind diese zu bekommen. Alternativ kann man eine Sperrholzkiste auf Maß bauen und sie anschließend von innen mit GFK überziehen. Auch Selbstbaulösungen aus Abflussrohr mit 250 Millimeter Durchmesser sind möglich. Aus einem Stück mit Muffe und einem passenden Stopfen lässt sich ein runder Gaskasten leicht selbst zusammenstellen. Die Ersatzflasche sollte übrigens ebenfalls in der Gaskiste stehen, denn auch wenn sie nicht angeschlossen ist, kann bei einem defekten Ventil Gas austreten.

Wird der Flaschenkasten in der Backskiste oder einem anderen nicht zum Schiffsinneren abgedichteten Raum installiert, muss er einen dichten Deckel haben. Sitzt er im Ankerkasten, reicht es, wenn Anschlüsse und Flasche vom Ankergeschirr getrennt sind und ein eigener Abfluss gegeben ist. Die Installation im häufig feuchten Ankerkasten kann aber zu starker Korrosion an Druckregler und Flaschen führen. Auch dürfen sich auf keinen Fall Zündquellen im Flaschenkasten befinden. Wer also eine elektrische Ankerwinsch besitzt, sollte den Kasten komplett verschließen oder besser gleich achtern einbauen.

Druck bei der Flüssiggasanlage

Der Druck in der Flasche schwankt je nach Umgebungstemperatur. Propanflaschen beispielsweise haben bei 20 Grad etwa 7 Bar Druck, bei 15 Grad aber nur 5,5 Bar. Damit Kocher und Heizung gleichmäßig laufen, muss der Betriebsdruck konstant sein. Dafür sorgt der Regler. Er vermindert den Druck gleichzeitig auf die für die Geräte nötigen 50 oder 30 Millibar. Bis 1996 waren in Deutschland 50-Millibar-Anlagen vorgeschrieben, inzwischen hat man sich international auf 30 Millibar geeinigt. 50 Millibar sind aber weiterhin erlaubt. Wer einen alten Herd oder eine alte Heizung hat, muss also nicht umrüsten. Es darf aber nur ein Druck für alle Verbraucher an Bord gelten. Die meisten Herde für den Yachtgebrauch sind auch weiterhin in beiden Ausführungen erhältlich. Dennoch sollte man darauf achten. Bei Gasheizungen sieht es anders aus. Marktführer Truma ist inzwischen dazu übergegangen, nur noch 30-Millibar-Geräte zu produzieren. Ein Defekt der alten Heizung kann also zur Umrüstung der ganzen Anlage zwingen.

Welchen Druck der Regler liefert, lässt sich an der Farbe erkennen. 50-Millibar-Ausführungen sind orange und 30-Millibar-Modelle gelb gekennzeichnet. Druckregler sind Verschleißteile und müssen alle sechs Jahre getauscht werden.

Aber nicht jeder Regler ist auch für den Einsatz an Bord geeignet. Nur nach G 608 zugelassene Ausführungen sind sowohl außen als auch innen korrosionsgeschützt. Billigere Modelle aus dem Campingzubehör halten im aggressiven Seeklima nicht lange durch. Außerdem sollte der Regler ein Manometer besitzen. Damit lässt sich zwar nicht, wie oft behauptet, feststellen, wie viel Gas noch in der Flasche ist, es kann aber jederzeit die Dichtigkeit der Anlage überprüft werden: Einfach das Flaschenventil nach dem Kochen abdrehen und den Zeigerstand markieren. Solange sich die Temperatur nicht stark ändert, sollte der Zeiger auch nach ein paar Stunden noch an derselben Stelle stehen. Ist der Druck jedoch abgefallen, leckt die Anlage und ein Fachmann sollte zurate gezogen werden.

Die Gasinstallation im Überblick

Der Regler und das Fernschalter-Magnetventil sitzen im Gaskasten. Der orange Aufkleber weist auf eine 50-Millibar-Anlage hin.Aus dem Gaskasten führt die Leitung mittels Schottverschraubung nach außen.
Foto: Nico Krauss

Anleitung zur Installation der Flüssiggasanlage

Damit das Gas aus der Flasche zum Verbraucher kommt, müssen Leitungen verlegt werden. Rohr­leitun­gen sind robust und wartungsarm. Nach den Regeln des Arbeitsblatts G 608 sind Edelstahl- oder Kupferrohre zugelassen. Stahl, wie in Wohnwagen üblich, ist nicht mehr erlaubt. Meist werden Kupferrohre mit acht Millimeter Durchmesser verwen­det, sie lassen sich einfach biegen und leicht verlegen. Da das Material mit jeder Verformung spröder wird und somit die Bruchgefahr steigt, sollte das Rohr beim Verlegen möglichst wenig hin- und hergebogen werden. Um Schwin­gungsbrüche zu verhindern, muss die Leitung zudem alle 50 Zentimeter mit einer Schelle abgefangen werden. An den Schotten wird entweder eine Verschraubung verwendet oder ein so großer Ausschnitt ins Holz gesägt, dass das Rohr nicht an den Wänden oder Schotts scheuern kann.

Als Kupplungselemente setzt man Schneidring-Verschraubungen ein. Diese metallischen Verbinder können einfach selbst montiert werden und lassen sich leicht wieder öffnen. Ganz ohne Schläuche kommt auch eine solche Installation nicht aus, schließlich soll die Gasflasche ja gewechselt werden und ein gegebenenfalls kardanisch aufgehängter Herd frei schwingen können. Deshalb ist im Flaschenkasten sowie am Herdanschluss ein 40 Zentimeter langer sogenannter Mitteldruckschlauch erlaubt. Mit solch kurzen Zuführungen funktionieren kardanische Kocher jedoch oft nicht richtig. Im Zuge des Bestandsschutzes sind daher auch längere Schläuche möglich. Diese sind aber nur über den Fachmann zu beziehen, die üblichen Schiffsausrüster haben lediglich Standardlängen im Angebot. Jeder Verbraucher muss sich mit einem Schnellschlussventil von der restlichen Anlage trennen lassen. Das funktioniert aber nur, wenn es auch im Betrieb zugänglich ist. Es darf also nicht, wie auf vielen skandinavischen Schiffen üblich, hinter dem Herd eingebaut werden. Im Zweifelsfall verhindern die Flammen des außer Kontrolle ge­ratenen Kochers sonst die Notabschaltung. Sitzt der Absperrhahn in einem Schapp oder Schrank, muss mit einem entsprechenden Aufkleber darauf hingewiesen werden. Selbst wenn die Ventile häufig bewegt werden, halten sie im Normalfall ein Schiffsleben lang. Solange kein Gas verbraucht wird, sollte das Flaschenventil immer geschlossen sein, damit selbst bei einer Leckage in der Anlage kein Gas ausströmen kann.

In der Praxis verhält es sich aber oft anders: Damit die Gasflasche keinen wertvollen Stauraum verbraucht, wird sie meist in der hintersten Ecke installiert. Das heißt aber auch, dass das Entnahmeventil weit weg liegt. Und wer kriecht schon nach dem Abendessen noch einmal im Cockpit herum und dreht die Flasche zu, vor allem wenn sie fürs Kaffeewasser am nächsten Morgen wieder aufgedreht werden muss? Komfortable elektrische Gasfernschalter lösen dieses Dilemma, sind aber mittlerweile auf Booten nicht mehr zulässig. Für alte Installationen besteht allerdings ein Bestandsschutz. Für noch mehr Sicherheit sorgt ein Gaswarner. Propan und Butan wird zwar ein charakteristischer Duftstoff beigemischt, dieser kann aber leicht von anderen Ge­rüchen überdeckt werden. Zudem muss das Gas im Salon nicht zwangsläufig zu riechen sein, wenn es sich erst in der Bilge gesammelt hat. Ein Gaswarner schlägt auch in solchen Situationen zuverlässig an. Je nach Modell kosten diese elektronischen Schnüffler zwischen 30 und 150 Euro.

Prüfungsfrage

Wenn alle Bauteile der Anlage für die Verwendung auf Wasserfahrzeugen zugelassen sind, sollte der Abnahme durch einen Sachverständigen nichts im Wege stehen. Diese umfasst unter anderem eine Dichtigkeitsprüfung. Dazu wird anstelle des Druckreglers eine Luftpumpe mit Manometer angeschlossen und ein Überdruck von 150 Millibar auf die Anlage gegeben. Nach fünf Minuten Wartezeit muss der dann angezeigte Druck weitere fünf Minuten konstant bleiben. Diese Prüfung ist wesentlich empfindlicher als die Suche mit Leckspray und lässt auch kleinste Undichtigkeiten deutlich werden.

Nach der Dichtigkeitskontrolle folgen eine Brennprobe sämtlicher Verbraucher sowie die Überprüfung der Zündsicherungen. Zwischen dem Verlöschen der Flamme und dem Abschalten der Sicherung dürfen maximal 60 Sekunden vergehen. Sind alle Kriterien erfüllt, gibt es den Eintrag ins Gasbuch. Dieses blaue Heftchen gehört zu jeder Gasanlage. Wer es trotz Prüfplakette am Gaskasten nicht besitzt, sollte beim Prüfer nachfragen oder einen anderen Sachverständigen konsultieren.

Immer die passende Flasche

Bild 1
| Foot: Hersteller

Klein oder groß, blau oder grau, Stahl, Alu­minium oder Kunststoff – auf den ersten Blick stehen diverse Gasbehälter zur Wahl. Das gilt aber nur, solange der Törn lediglich durch Deutschland führt oder das mitgeführte Gasvolumen für die gesamte Reise ausreicht. Je nach den Platzverhältnissen kann sich der Skipper zwischen den mit Butan befüllten Campingaz-Flaschen mit 1,8 und 2,75 Kilogramm Inhalt oder Pro­pangas-Flaschen in den Größen 2, 3, 5 oder 11 Kilogramm entscheiden. Hinzu kommen noch die leichten 6- und 11-Kilo-Alugas-Flaschen sowie Kunststoff­-Flaschen mit 2 und 5 Kilogramm Füllung.

Der Blick auf die Preise lässt Käufer schnell mit den grauen Propanflaschen liebäugeln. Wenn es sich auch um Eigentumsbehältnisse handelt, sind doch sowohl Tausch als auch Fül­lung möglich, das Gas kostet gerade mal 13 bis 17 Euro für 5 Kilogramm. Bei den selteneren 2- oder 3-Kilogramm-Formaten hat man lediglich wenige Tausch­stationen zur Wahl, das Befüllen ist aber deutschlandweit möglich. Kunststoffflaschen muss man in der Regel füllen lassen. Sie haben zwar den Vorteil, dass sie sehr leicht sind, nicht korrodieren und dass man die Gasmenge jederzeit von außen erkennen kann, es gibt aber keine Prüf-Infrastruktur. Die Druckbehälter müssen alle zehn Jahre abgenommen werden. Bei Stahlflaschen wird diese TÜV-Abnahme von der Füllstelle organisiert und kostet jeweils etwa 15 Euro. Einige Betriebe führen die Prüfung für ihre Stammkunden auch kostenlos durch oder es wird bei jeder Füllung eine anteilige Gebühr mitberechnet. Kunststoffflaschen müssen dafür extra zum Hersteller geschickt werden.

Bleiben noch die von vielen Werften vor­gesehenen blauen Campingaz-Flaschen. Hier wird es teuer: Eine Füllung kostet zwischen 30 und 40 Euro, und zwar für 2,75 Kilogramm Gas. Ihr Vorteil: Die Versorgung ist laut Herstellerangabe weltweit sichergestellt. Zumindest für Europa gilt diese Aussage tatsächlich, wenn auch mit Einschränkungen – in Skandinavien, vor allem in Norwegen und Schweden, be­kommt man die Flaschen nicht überall ge­tauscht. Außerdem muss tief in die Tasche gegriffen werden. Der Ersatz ist dort leicht doppelt so teuer wie bei uns. Denn wer erwartet, dass es im Zuge der immer weiter fortschreitenden Vereinheitlichung eine EU-Norm für Gasflaschen und -anschlüsse gibt, wird enttäuscht.

Bei allen anderen Formaten sind Auslands­reisen tatsächlich problematisch. Zwar sind die Behältnisse sich äußerlich ähnlich, bei den An­schlüssen setzt ärgerlicherweise aber nach wie vor jedes Land auf seine eigene Norm. In der Praxis bedeutet das: Wer mit einer der in Deutschland gängigen grauen Propangas-Flaschen unterwegs ist, bekommt bereits in Dänemark ein Problem, sobald die Buddel leer ist.

Der in Deutschland übliche Umtausch ist nicht möglich, es bleibt somit nur das Nachfüllen. Dafür gibt es im Zubehörhandel sogenannte Euro-Adapter­sätze. Füllstationen sind aber seltener als Tauschgelegenheiten und meist nicht in Marina-Nähe. Und man ist auf die Gnade des Abfüllers angewiesen: In vielen Ländern dürfen eigentlich nur Flaschen befüllt werden, die der nationalen Norm entsprechen. Und dann besteht die Gefahr, dass die Buddel leer bleibt. Eine Über­sicht zum Gasnachschub im Ausland gibt es auf diversen Campingseiten im Internet, zum Beispiel hier. Allerdings finden sich dort nur Erfahrungs­berichte – ein Restrisiko bleibt.


Meistgelesen in der Rubrik Ausrüstung