Johannes Erdmann
· 08.06.2018
Durch den geschickten Einsatz von LED-Technik können dunkle Innenräume freundlicher gestaltet werden. Die Lampen sparen aber nicht nur Strom – sie machen an Bord völlig neue Eindrücke möglich
Alte Schiffe haben Stil, keine Frage. Nicht allein durch ihre klassischen Linien, sondern vielfach auch von innen heraus – durch behaglichen Maha goniausbau, wie er heute kaum noch gefertigt wird. Doch leider kommt das schöne Holz mit seiner rötlichen Maserung in den wenigsten Booten wirklich zur Geltung, weil zu kleine Fenster in den flachen Aufbauten zwar schiffig aussehen, aber viel zu wenig Licht unter Deck lassen.
Die Yachten wirken deshalb oft dunkel und eng, geradezu höhlenartig. Der Eindruck rührt vor allem daher, dass es insbeson dere in den Kajüten zu viele Schattenbe reiche gibt.
Helles Licht kann hier Abhilfe schaffen. Leider wurden die Schiffe aber zu einer Zeit gebaut, als die Kajütbeleuchtung noch zu den größten Stromfressern an Bord zählte – deshalb wurde bei Lichtquellen in puncto Anzahl und Leistung gegeizt.
Die seinerzeit gebräuchlichen 10 Watt Lampen hatten kaum die Strahlkraft, das Innere der Mahagoni oder Teakkajüte auszuleuchten. Oft wurde abends sogar zur Petroleumlampe gegriffen, nicht wegen der Stimmung, sondern um die Batterie zu schonen.
Ein geselliges Beisammensein mit Freunden in der Kajüte mit sämtlichen verfügbaren Lichtquellen hätte einen Verbrauch von 30 bis 40 Ampere bedeutet und damit damals gängige Batteriekapazitäten überfordert.
Im Hafen und bei Landstrom waren stärkere 25 Watt Birnen eine Alternative, auf See aber fanden sie kaum Verwendung. Mancher Eigner, der mehr Licht bei geringem Stromverbrauch wollte, griff deshalb zur Leuchtstoffröhre, die einer Kajüte jedoch das Flair einer Turnhalle verleiht. Auch die LED Lampen der ersten Generation hatten den Ruf, ein kaltes Licht zu produzieren, das mit Gemütlich keit nichts zu tun hat.
Doch das ist Vergangenheit. Moderne LEDLampen sind mittlerweile die ideale Lösung an und unter Deck, denn ihr Licht steht dem einer Glühbirne – bei wesent lich geringerem Stromverbrauch – in Sachen optischer Wärme nicht mehr nach.
Und LEDs können noch mehr: Durch den geschickten Einsatz ist es möglich, das Schiff nicht nur größer und freundlicher wirken zu lassen, sondern das ganze Erscheinungsbild zu verändern.
Dafür reicht es allerdings bei Weitem nicht, die alten Glühlampen gegen neue LED-Einsätze zu tauschen; es kommt vielmehr auf deren richtige Positionierung an. Das Schöne: Mittlerweile kann auch an Bord eines kleineren Bootes mit Beleuchtung geradezu geaast werden.
Die neue Technik schafft aber nicht nur ein schöneres Ambiente unter Deck, sondern auch Funktion an Orten, an denen früher die Montage einer Lampe nicht infrage gekommen wäre: etwa in Form einer Beleuchtung des Maschinenraums, die die Taschenlampe zwischen den Zähnen überflüssig macht, oder als Arbeitslicht im Cockpit, das bei nächtlichen Manövern die Laufflächen mit blendfreiem rotem Licht ausleuchtet.
In Kombination mit einem Dimmer ist es sogar möglich, die Helligkeit des Rotlichts bei Nachtfahrten zu regulieren. Die indirekte Beleuchtung kann stattdessen auf ein Minimum reduziert werden. Sie blendet nicht, liefert aber genug Licht, damit sich der Skipper unter Deck orientieren kann. Es wird also hell an Bord. Doch wo platziert man die neue Technik am besten?
Einsatz von Lichtquellen
Die meisten Schiffe der Siebziger- und Achtzigerjahre wurden mit lediglich zwei Lampen in der Mitte des Salons und zusärtlich mit zwei Leselampen an den Enden der Sitzbänke ausgeliefert. Die Lichtausbeute war entsprechend gering. Häufig war nur der unmittelbare Umkreis der Lampen erleuchtet, der Rest lag im Schatten. Ein System, das ein Leben unter Deck zwar möglich macht, aber keine Atmosphäre schafft.
Bei der Anordnung der neuen LED-Beleuchtung geht es deshalb vor allem um zwei Dinge: die Reduzierung von Schattenflächen und die Beleuchtung der schönen hölzernen Einbauten, die mit ihrer rötlichen Farbe Wärme ausstrahlen.
Zu den Schattenflächen gehört zum Beispiel der Salonfußboden, den das Licht von der Deckenlampe nie erreicht, weil sich ein Tisch darüber befindet oder die Deckenlampe schlicht zu schwach ist. Auf älteren Schiffen ist der Boden häufig aus schweren, massiven Teakbohlen mit ansprechender Maserung gefertigt – viel zu schön fürs Schattendasein.
Hier mit Strahlern von der Decke zu arbeiten wäre unpraktisch, denn regelmäßig stünde ein Crewmitglied unter der Lichtquelle, und der Boden läge im Schatten. Der Einsatz von nach unten gerichteten Lichtleisten im Fußraum verhindert dies.
Das gilt ebenso für Bücherregale, Gewürzborde und Geschirrfächer in der Pantry, die wie kleine Höhlen wirken, wenn sie von der Deckenleuchte nicht erfasst werden. Es schadet nicht, ihren Inhalt ein wenig in Szene zu setzen.
Eine weitere Fläche, die auf jedem Schiff im Schatten liegt, ist die Decke. Deshalb wirkt eine Kajüte schnell bedrückend und flach.
Früher wurde bei der Beleuchtung eines Salons vor allem versucht, stromsparende Multilösungen zu finden. Deshalb kamen an den Decken zumeist Rundstrahllampen mit 10 Watt Leistung zum Einsatz. Ihr Stromverbrauch ist überschaubar, und das Licht hat einen breiten Streuwinkel.
Es wird durch den Reflektor vor allem nach unten abgegeben, doch das Streuglas zweigt einen Teil davon auch an die Wände ab. Die Decke selbst ist jedoch nur schwach im unmittelbaren Umfeld der Lampe beleuchtet. Für die Deckenbeleuchtung eignen sich Lichtleisten kaum, denn schnell können die nach oben gerichteten Leuchten blenden.
Deshalb hilft es, bei ihrem Einsatz "über Bande" zu spielen: Optimal ist der Einsatz eines Halogenstrahlers, der sein Licht bei einem Öffnungswinkel von 120 Grad konzentriert auf die Mitte des Salontischs strahlt, vondessen glatter Oberfläche es reflektiert wird und die Kajütdecke aufhellt. Bislang wurden derart starke Strahler im Bootsbau selten eingesetzt, weil sie sehr viel Strom benötigen.
Außerdem läge bei solch einer punktuellen Lichtquelle der übrige Teil der Kajüte im Schatten. Werden statt Halogenlampen jedoch moderne LED-Spots verwendet, ist der Stromverbrauch deutlich geringer. Ihre Leistung von gerade mal 2 Watt bedeutet im 12-Volt-Bordnetz einen Verbrauch von nur 0,17 Ampere – wenig genug, um sich den Einsatz weiterer Lichtquellen leisten zu können, die alle Nachteile des Spots überwiegen.
Das können beispielsweise Strahler sein, die von oben direkt auf das Mahagoniholz gerichtet sind, mit dem einzigen Zweck, das edle Material ins richtige Licht zu setzen.
Dazu eignen sich wieder hervorragend die LED-Bänder, etwa unter dem Seitendeck über den Holzeinbauten montiert. Sie leuchten das Holz aus und schaffen ein warmes, wohnliches Flair. Werden dazu noch indirekte Lampen in den Regalen montiert, bleiben kaum mehr Schattenbereiche unter Deck.
Achtung, Spannungsspitzen!
LED-Leisten aus dem Baumarkt oder aus Möbelhäusern kommen häufig an Bord zum Einsatz, weil sie mit einem 12-Volt-Netzteil geliefert werden. Ihre Betriebsspannung liegt zwischen 11 und 12,5 Volt. Doch der direkte Anschluss an das Bordnetz ist nicht immer ratsam.
Bei kleinen Kajütbooten ohne große Verbraucher mag er problemlos funktionieren; bei größeren Yachten hingegen muss unbedingt ein 12-Volt-Spannungsstabilisator vorgeschalten werden, der bei Eingangsspannungen von 12 bis 30 Volt immer die nötige Spannung zur Verfügung stellt und die Lampen vor Überlast schützt. Auf Booten mit 24-Volt-Bordspannung braucht man ohnehin einen Spannungswandler.
Wenn kein Stabilisator vorgeschaltet ist und die Spannung unter 11 Volt fällt, setzt lediglich die Funktion aus. Werden aber die Lampen beim Laden der Batterien überlastet, können sie Schaden nehmen. Bei manchen LED-Leuchten, etwa Leselampen fürs Vorschiff, ist solch ein Stabilisator bereits im Gehäuse integriert.
Bei Lichtbändern oder -schläuchen sollte jedoch ein separat im Fachhandel erhältliches Bauteil vorgeschaltet werden. Eine weitere hilfreiche Ergänzung bei der Installation sind Dimmer. Bis vor einigen Jahren war ihr Einsatz bei LEDs noch sehr problematisch, weil die handelsüblichen Produkte für Leistungen jenseits der 40 Watt gebaut waren.
Damals konnte man sich derart sparsame Lichtquellen wie LEDs noch nicht vorstellen. Heute sind im Handel auch LED-taugliche Dimmer erhältlich. Damit können entweder einzelne Lampen oder sogar ganze Reihen in der Lichtstärke reduziert werden, etwa die indirekte Beleuchtung am Fußboden (Courtesy-Light) des ganzen Schiffes. Oder aber die Beleuchtung der Inneneinbauten einschließlich der Regale und Wände.
Lichtbänder und -Schläuche
Im Internet ist eine Vielzahl an Anbietern von LED-Technik zu finden. Die große Preisspanne verlockt natürlich dazu, auf günstigere Modelle zurückzugreifen. Beim Kauf sollte man jedoch darauf achten, dass die Lampen und Lichtleisten dem Einsatzzweck an Bord gerecht werden.
Offene Pole etwa bedeuten an salziger Luft, dass schnell Korrosion einsetzen wird. Der Kauf von geeigneten Lichtbändern und -schläuchen ist kein Problem, aber damit ist es nicht getan. Worauf es jetzt ankommt, sind passende Befestigungsmöglichkeiten – und die werden in den seltensten Fällen mitgeliefert.
Für die Montage von indirekter sowie Regal- und Wandbeleuchtung hat der schwedische Hersteller Båtsystem (Vertrieb in Deutschland über watski.de) clevere Lösungen gefunden.
Für die Bodenbeleuchtung liefert Watski einen Meter lange Mahagonileisten, die auf der oberen Seite gerundet und an der unteren Seite geschlitzt sind. Sie können zum Beispiel an den Seiten der Kojenbänke montiert werden. In den Schlitz wird anschließend ein einen Millimeter breiter Lichtschlauch hineingedrückt, dessen LEDs nicht wie handelsüblich flach auf das Band gelötet sind, sondern an dessen Seite.
Sie strahlen das Licht zur Seite ab. An beiden Enden befinden sich Anschlussmöglichkeiten für die Stromversorgung. Der zwei Meter lange LED-Schlauch kann verlängert oder verkürzt werden. Auf diese Weise entsteht eine leicht nachrüstbare Lösung einer stromsparenden Fußraumbeleuchtung.
Durch den Einsatz eines Dimmers kann sie auch auf See und bei Nacht permanent leuchten; sie sorgt dafür, dass jeder Schritt unter Deck auch wirklich da landet, wo er landen soll – ein Sicherheitsaspekt.
Für die Beleuchtung der Inneneinbauten ist ein ähnliches System erhältlich: Mahagonileisten werden unter das Seitendeck geklebt, dahinter eine Plastikleiste, auf die ein selbstklebendes LED-Band befestigt wird. Darüber kommt ein weißer Deckel: Als Streublende sorgt er dafür, dass die einzelnen LED-Leuchten nicht punktuell, sondern gleichmäßig auf das Holz scheinen.
Funktionsbeleuchtung
LED-Lampen können an Bord auch als Orientierungshilfe dienen. Ähnlich wie bei Autoherstellern, die in den Rückspiegeln an der Windschutzscheibe einige auf das Armaturenbrett gerichtete Spots einsetzen, damit der Fahrer im Dunkeln die richtigen Knöpfe findet.
Auf einem Boot lässt sich ein solches "Ambient-Light" beispielsweise durch eine LED-Leiste über dem Schaltpaneel in der Naviecke erzeugen, die während der Nachtfahrt auf kleinstmögliche Lichtstärke heruntergedimmt wird.
Der Einsatz von kleinen Courtesy- Lights im Treppenbereich und im Cockpit kann unterwegs ebenfalls die Orientierung erleichtern. Ein weiterer guter Platz: über den Seeventilen der Bordtoilette – das Licht reicht aus, um sich im Bad zurechtzufinden, ohne geblendet zu werden.
Denn selbst wenn der Salon und der Kartentisch für die Nachtfahrt mit Rotlicht ausgestattet sind, so ist der Wachhabende nach einem Gang auf die Bordtoilette meist eine Viertelstunde lang nachtblind, weil dort eine 25-Watt-Birne über dem Schminkspiegel jede Bartstoppel auszuleuchten versucht.
Im Handel sind Lichtleisten erhältlich, die speziell für den Außeneinsatz vorgesehen und wasserfest mit Harz vergossen sind. Bei ihnen ist Korrosion kein Thema mehr. Sie können die Seitendecks oder das Vordeck bei Nachtfahrt ausleuchten.
Das Strippenziehen
Lichtquellen zu montieren ist häufig eine Sache von Minuten. Die nötige Stromverbindung zur Lampe herzustellen kann dagegen Tage dauern, vor allem, wenn zusätzlich der Umweg über den eingebauten Dimmer genommen werden muss.
Fast immer müssen ganz neue Stromkreise geschaffen und Wandverkleidungen für das Verlegen der Kabel demontiert werden. In manchen Fällen lassen sich geplante Beleuchtungslösungen nicht realisieren – zum Beispiel wenn das Schiff viele Innenschalen besitzt, durch die nur schwerlich neue Kabelstränge gelegt werden können.
Oft wurde die Kabelinstallation der Kajütbeleuchtung auf die Innenschale geklebt, bevor diese in den Rumpf gesetzt wurde; eine Erneuerung oder Ergänzung ist dann unmöglich. Deshalb sollte die Nachrüstung neuer Lichtquellen gut durchdacht werden.
Ältere Schiffe mit rein hölzernem Ausbau eignen sich hingegen meist hervorragend für die Nachrüstung von indirekter LED-Beleuchtung. Notfalls können neue Kabelkanäle aus PVC (in Holzoptik) entlang der hölzernen Schapps montiert werden. Es ist darauf zu achten, dass diese auch im Seegang nicht wackeln oder scheuern, denn schnell können sich Verbindungen lösen, woraus unter Umständen ein Kabelbrand resultiert.
Stromverbrauch
Wer früher in einer dunklen Höhle gesessen hat, wird verblüfft sein, wie wenig Strom die neu gestaltete, helle Kajüte verbraucht. Bei einem Verbrauch von ungefähr 5 Watt pro Meter Lichtleiste (etwa 0,42 Ampere) und 1,2 Watt pro Leselampe werden kaum 3 Ampere pro Stunde für den hell erleuchteten Salon benötigt.
Das ist sogar noch etwas weniger, als seinerzeit die zwei werftseitig montierten 10-Watt-Lampen an der Decke verschlangen. Außerdem ist nun das Ambiente ohne Schatten viel freundlicher.
Keine Frage: Die romantische Stimmung einer Petroleumlampe verbreiten LEDs nicht – aber das indirekte Licht erzeugt ein anderes Gefühl von Wärme. Wärmer kann elektrisches Licht jedenfalls nicht sein.