PraxistestAxiom-Kartenplotter - New Generation

Unbekannt

 · 03.07.2018

Praxistest: Axiom-Kartenplotter - New GenerationFoto: yacht/hauke schmidt

Mit der Axiom-Serie präsentiert Raymarine aktuelle Hard- und Software. Wir haben den Kartenplotter ausprobiert und konnten testen, wie viel Oberklassentechnik im neuen Einstiegsmodell steckt

Norditalien im Frühling. Sonne und Himmel über dem Lago Maggiore verbreiten die Illusion von Sommer – zumindest vom windgeschützten Fahrstand des Testbootes aus. Draußen fegt ein eisiger Nord mit knapp 20 Knoten über den See.

Das zumindest meldet die Windanzeige des Axiom-Plotters, die per Fingerwisch als Datenfeld in der Karte erscheint. Wischen und Drücken sind in den nächsten Stunden die Hauptbeschäftigungen, denn Knöpfe sucht man an Raymarines neuester Plottergeneration vergebens. Stattdessen reagiert die schiere Glasfront spontan auf Fingerbewegungen.

Der Touchscreen steht dem hochwertiger Tablets in nichts nach
Foto: yacht/hauke schmidt

Der verwendete Touchscreen steht dem hochwertiger Tablets in keiner Weise nach und lässt sich auch bei Sonnenlicht gut ablesen. Die übrige Hardware erinnert ebenfalls stark an mobile Geräte. Der Vierkernprozessor stammt wie die Basis der neuen Lighthouse-III-Software auch aus dem boomenden Tablet- und Smartphone-Segment, das spart Entwicklungskosten.

Anleitung fast unnötig

Auffällig ist die intuitive Bedienung des Plotters. Selbst für ungeübte Raymarine-Nutzer ist eine Anleitung nur zur einmaligen Konfiguration nötig, wobei vorbereitete Profile für verschiedene Anwendungsbereiche dem Skipper schon einen großen Teil der Einstellungsarbeit im Vorfeld abnehmen – das ist kundenfreundlich.

Für die alltägliche Bedienung genügen die einfach zuzuordnenden Icons und die sehr übersichtliche und flache Menüstruktur. Gerade beim Einstellen von Radar oder Fishfinder ist die Live-Vorschau hilfreich. Dabei wird das Menü neben dem Livebild eingeblendet, sodass sofort zu sehen ist, welche Auswirkungen die geänderten Parameter auf die Anzeigen haben.

Dass die vier Prozessorkerne nicht nur gut fürs Marketing sind, zeigt sich beim sehr flüssigen Zoomen der Karten und wenn von einer Funktion zur nächsten gewechselt wird. Die einzelnen Anwendungen wie Radar, Kartenansicht, Fishfinder oder Instrumentenanzeige müssen nicht jedes Mal von Neuem gestartet und beendet werden, sondern laufen im Hintergrund weiter und stehen im Bedarfsfall blitzschnell wieder zur Verfügung.

Die Axiom-Reihe soll mittelfristig die bis­herige A-Serie ersetzen, die Geräte könnten dann als Einstiegsmodelle fungieren. Tatsächlich bieten sie aber den Funktionsumfang der weiter oben angesiedelten E- oder ES-Displays, es fehlen lediglich Knöpfe und Joy­stick. Teilweise ist die Axiom-Serie ihren Vorgängermodellen zurzeit sogar überlegen, da die neue Lighthouse-III-Software für die älteren Modelle noch nicht verfügbar ist. Das folgt erst im Laufe der nächsten Monate.

Nachtsicht mit Kollisionsalarm

Parallel zur neuen Plotterserie präsentiert Raymarine die Wärmebildkameras M100 und M200. Bisher mussten für derartige Technik mehr als 10 000 Euro investiert werden. Die neue M100-Kamera hingegen ist schon für knapp 3000 Euro zu haben, was ungefähr den Kosten einer Radar­antenne entspricht.

Der Vorteil einer Wärmebildkamera erweist sich bei Dunkelheit. Selbst bei völliger Finsternis liefert die Technik noch ein deutliches Bild und zeigt auch kleine Objekte wie Ankerbojen und auf dem Wasser schwimmen­de Möwen klar an. Das erhöht die Sicherheit bei Nachtfahrt enorm und lässt auch Ziele sichtbar werden, die das Radar nicht erfassen kann.

Die auf den ersten Blick gering erscheinende Auflösung von 320 mal 240 Bildpunkten genügt in der Praxis vollkommen. Wenn es um das Auffinden und Erkennen von Objekten wie Tonnen geht, sind feinere Details in der Regel nicht nötig. Da verschiedene Materialien selbst bei gleicher Temperatur unterschiedliches Abstrahlverhalten aufweisen, sind sogar im Wasser treibende Holzstücke zuver­lässig auszumachen.

Auf dem Testboot war die M200-Kamera für 4160 Euro installiert. Sie besitzt zusätzlich zur Höhenregelung eine Schwenkfunktion. Das wird im Zusammenspiel mit dem Axiom-Plotter interessant, denn so kann sie beispielsweise AIS- oder Radarkontakte problemlos mitverfolgen.

Aktiviert man die Clear Cruise genannte Funktion, scannt die Kamera einen zuvor festgelegten Sektor selbsttätig ab und markiert automatisch alle Objekte auf oder im Wasser. Droht eine Kollision, wird zusätzlich ein akustischer Alarm ausgelöst. Allerdings muss dazu auf dem Plotter ein Videofenster fürs Wärmebild geöffnet sein; im Hintergrund arbeitet der Kolli­sionsalarm leider nicht.

Beeindruckend sind die Fishfinder-Qualitäten der Axiom-Serie. Die neue, RealVision genannte Technik liefert eine feine, quasi dreidimensionale Darstellung des Meeresgrunds. Damit kann man nicht nur Fische, Bodenstrukturen und Wracks aufspüren, sondern auch deren Positionen relativ zum Schiff bestimmen. Vorausschauen kann die Technik allerdings nicht.

Axiom ist mit 7-, 9- und 12-Zoll-Bildschirmdiagonale erhältlich und kostet im Fachhandel ab 890 Euro. Neben Ethernet für Radar, Video und Wärmebild ist eine NMEA-2000-Schnittstelle vorhanden. Ältere NMEA-0183-Geräte lassen sich über einen als Option erhältlichen Adapter anschließen.

Außerdem verfügen die Plotter über Bluetooth, W-Lan und GPS-/Glonass-/Beidou-Empfänger. Derzeit werden Kartendaten von Navionics, Raymarine Lighthouse und Rasterkarten von NV und Delius Klasing unterstützt, C-Map soll in Kürze folgen.