Michael Rinck
· 03.10.2019
Handliche LED-Taschenlampen sind eine gute Alternative zum klobigen Scheinwerfer mit Kabel. Wir haben sieben aktuelle Modelle ausprobiert. Das erstaunliche Fazit: Heller ist nicht unbedingt besser
Skipper, die auch in den dunkleren Monaten des Jahres auf Törn gehen, haben nur ein relativ kurzes Zeitfenster mit Tageslicht zur Verfügung. Da passiert es schnell, dass sie erst in der Finsternis im Hafen ankommen und eine freie Box unter erschwerten Bedingungen suchen oder in einem Fahrwasser eine unbeleuchtete Tonne finden müssen.
Eine gute Lampe sorgt dann für besseren Überblick, wo Pfähle, Bojen und Tonnen lauern und wo sich ein freier Liegeplatz für die Nacht findet. Dafür kann vielleicht auch der klassische Handscheinwerfer mit Glühlampe und Kabel mit 12-Volt-Stecker an Bord eingesetzt werden. Sehr viel flexibler einsetzbar und handlicher ist aber eine LED-Lampe.
Heller Schein
Voraussetzung für die Auswahl der Lampenmodelle in diesem Test waren: LED-Technik, wassergeschütztes oder besser -dichtes Gehäuse und ein Preis um 100 Euro, zumindest nicht viel darüber.
Daraus ergaben sich sieben Teilnehmer: Fenix TK15 Ultimate Edition, Kryolights LED-Handstrahler, Ledlenser MT14, Nitecore EC23, Olight S30R Baton III, Peli 3410M und von Aqua Signal der Handstrahler Cary.
Leider nicht erreicht, weil beim Versand verloren gegangen, hat die Redaktion die Viking Pro von Armytek. Von Lupine und Exposure Marine hätte es ebenfalls noch Lampen gegeben, die zumindest die ersten beiden Auswahlkriterien erfüllen könnten, leider aber waren sie zu teuer.
Ab aufs Boot
Um unter möglichst realistischen Bedingungen zu testen, ging es mit dem Boot in einen Seitenarm der Elbe. Vom Bord aus ließ sich mit allen Lampen selbst in die entlegeneren Winkel des Hafenbeckens leuchten. Der erste Eindruck offenbarte aber auch große Unterschiede in der Leuchtkraft und Helligkeitsverteilung. Damit diese Unterschiede deutlich vergleichbar und auch im Foto erkennbar festgehalten werden konnten, stellten wir Pylone im Abstand von fünf Metern auf den Steg und leuchteten mit jeder Lampe darauf. Anhand der Hütchen und der mehr oder weniger erkennbaren Details im Hintergrund treten die Unterschiede augenfällig zutage.
Das am weitesten entfernte Hütchen steht 30 Meter von Lampe und Kamera weg, der Abstand zur Fähre im Hintergrund beträgt 100 Meter. Dafür, dass diese nicht direkt angestrahlt wird, ist sie mit den Modellen von Kryolights, Ledlenser und Nitecore schon sehr gut zu sehen.
Zur Liegeplatzsuche ist das mehr als ausreichend, und eine Fahrwassertonne lässt sich damit auf 200 bis 300 Meter Entfernung erspähen. Die Fokussierung der Lampen zeigte sich besonders deutlich beim Anleuchten einer Flutschutzmauer auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens.
Helligkeit & Fokussierung
Die hellste Lampe war die Kryolights, das Modell von Nitecore zeigte sich aber fast ebenbürtig. Überrascht hat die Lampe von Olight, die trotz ihrer sehr kompakten Maße extrem hell war. Die Peli 3410M konnte unseren Testparcours am wenigsten ausleuchten.
Bei der testweisen Anstrahlung der Flutmauer zeigte sich, dass die Cary von Aqua Signal am stärksten fokussiert ist. Das hat den Vorteil, dass damit auch Ziele in großer Entfernung angeleuchtet werden können; dabei war die Cary nicht die hellste Lampe im Test. Allerdings wird dafür kaum etwas von der Umgebung sichtbar.
Insofern ist fast jede Lampe ein Kompromiss: Bei der Suche nach einem weit entfernten Seezeichen mag der stark gebündelte Lichtstrahl hilfreich sein, zum Ausleuchten der Box beim Anlegen beispielsweise hilft aber eher gestreutes Licht.
Die besonders hellen Lampen wie die Modelle von Kryolights, Nitecore, Ledlenser und Olight konnten trotz weniger starker Fokussierung auch Ziele in größerer Entfernung ausleuchten. Die Ledlenser MT14 ist dabei aber ein Sonderfall, weil sie die Möglichkeit bietet, den Fokus zu verstellen. Durch Drehen wird der Kopf entriegelt und dann durch Vor- oder Zurückschieben der Abstand zwischen LED und Linse variiert. So lässt sich zwischen Fernlicht und Streulicht stufenlos wechseln.
Für die Kategorie Ausleuchtung, die sich aus Helligkeit und Fokussierung zusammensetzt, gab es insgesamt 40 Punkte. Am besten konnte die Nitecore abschneiden, dicht gefolgt von der Kryolights, die sehr hell war, aber dafür kein so homogenes Leuchtprofil lieferte, und der Ledlenser, der nicht ganz so hell war, dafür aber durch den verstellbaren Fokus punkten konnte.
Dauerbrenner
Wichtig bei der Kaufentscheidung ist nicht nur die Helligkeit und das Leuchtprofil, sondern auch, wie lange der Akku durchhält. Nachdem alle Lampen vollständig geladen beziehungsweise bei dem Modell von Peli neue Batterien eingelegt waren, wurde dieser Gesichtspunkt untersucht.
Dazu wurden alle Lampen auf der maximalen Helligkeitsstufe eingeschaltet und die Zeit gemessen, bis die Helligkeit deutlich nachließ oder die Lampe ganz erlosch. Nur bei der Cary von Aqua Signal ging das Licht ohne Vorankündigung in Form von stark abnehmender Helligkeit aus – allerdings nach über dreieinhalb Stunden Dauerleuchten.
Deutlich schneller, nämlich bereits nach einer Stunde und 40 Minuten, wurde die Lampe von Peli sehr dunkel. Die Lampen von Nitecore und Olight signalisierten durch rotes beziehungsweise blaues Licht im Einschaltknopf, dass der Akku geladen werden muss. Die Lampen wurden dann zwar sehr dunkel, leuchteten aber noch ein wenig.
Eine unerfreuliche Besonderheit zeigte sich in diesem Test beim LED-Handstrahler von Kryolights: Die Lampe wurde schon nach 40 Minuten Dauerbetrieb so heiß, dass man sie nicht mehr anfassen konnte. Nach einer zehnminütigen Pause zum Abkühlen konnte sie wieder eingeschaltet werden. Allerdings wurde nach 25 Minuten das nächste Ausschalten erforderlich. Diese Unterbrechungen eingerechnet, leuchtete der LED-Handstrahler lediglich eineinhalb Stunden lang. Ärgerlich ist dabei nicht nur die recht kurze Leuchtdauer, sondern dass die Helligkeit nicht automatisch bei Überhitzen gedimmt wird. Dafür haben wir 10 Punkte in der Wertung abgezogen.
Mit über zehn Stunden hielt die Ledlenser MT14 am längsten durch.
Schnell schalten
Neben Ausleuchtung und Leuchtdauer spielt die Bedienung eine wichtige Rolle – je einfacher die Handhabung, desto nützlicher ist die Lampe in der Praxis, und entsprechend mehr Punkte gab es in der Bewertung. Umständlich ist es, wenn zu viele Lichtmodi vorhanden sind, die beim Umschalten durchgeschaltet werden müssen.
Bei der 3410M von Peli gibt es zwei LEDs mit unterschiedlichen Reflektoren für Fern- und Streulicht. Jede dieser LEDs lässt sich einzeln nutzen, es können aber auch beide zusammengeschaltet werden. Für den Wechsel wird der Schalter gedrückt und gehalten. Dann sind in jedem Modus noch drei verschiedene Helligkeiten durch schnelles Betätigen des Schalters wählbar. Ein normaler Druck auf den Knopf schaltet die Lampe aus. Das ist in der Vielfalt gewöhnungsbedürftig.
Einfacher ist es da, wenn es drei Helligkeitsstufen und noch einen Blinkmodus gibt, die der Reihe nach durch Druck auf den Knopf ausgewählt werden können. Um die Lampe auszuschalten, muss dann aber durch alle Modi gedrückt werden. So funktioniert es bei Cary von Aqua Signal und dem LED-Handstrahler von Kryolights.
Besser ist hier eine Memory-Funktion, die beim Einschalten dafür sorgt, dass der Lichtmodus vor dem Ausschalten automatisch wieder gewählt wird. Noch besser ist eine LED im Knopf, die den Ladezustand anzeigt. Letzteres findet sich bei Ledlenser, Nitecore und Olight. Die Bedienung und die Lichtmodi gingen mit 20 Punkten in die Bewertung ein.
Sinnvolle Extras
Einige Lampen sind mit zusätzlichen Funktionen ausgestattet. Diese sind nicht in die Bewertung eingegangen, sollen aber nicht unerwähnt bleiben: Der Strahler von Aqua Signal hat als einzige Lampe eine Sicherung, die vor versehentlichem Ein- beziehungsweise Ausschalten schützt. Zudem gibt es einen verstellbaren Griff, der gleichzeitig als Ständer fungiert, und es kann ein rotes Blinklicht auf der Rückseite aktiviert werden.
Leider war keine Bedienungsanleitung beigelegt worden, das hätte Rätselraten erspart. Denn die Cary wollte nicht gleich leuchten. Erst als sich herausstellte, dass eine vermeintliche Schutzkappe an der Ladebuchse eigentlich eine Transportsicherung ist, die abgezogen werden muss, konnten wir sie benutzen.
Bei den Modellen von Ledlenser, Olight, Peli, Fenix und Nitecore sind Handschlaufen enthalten. Die beiden letztgenannten Hersteller legen sogar Ersatz-O-Ringe bei und bieten einen abnehmbaren Clip, um die Lampe am Gürtel zu sichern. Am vielseitigsten ist die 3410M von Peli. Bei ihr lässt sich der Kopf drehen, so kann sie mit dem auf der Rückseite angebrachten Clip an der Kleidung befestigt und als Arbeitslicht ähnlich einer Stirnlampe verwendet werden.
Außerdem befindet sich auf der Rückseite ein Magnet, um sie an metallischen Oberflächen zu befestigen. Und durch das fluoreszierende Gehäuse soll sie auch bei Dunkelheit leicht auffindbar sein.
Ein ungemein praktisches Detail ist die Ladestation bei der Olight. Sie hält dank kleiner Saugnäpfe auf glatten Oberflächen, die Lampe wird per Magnet auf Ladeposition gehalten und ist dort auch immer griffbereit.
Überragend hell, aber viel zu heiß war die Lampe von Kryolights. Die MT14 von Ledlenser konnte dagegen in allen Kategorien überzeugen.