TechnikKabeldurchführungen - Dicht gemacht

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 · 26.09.2017

Technik: Kabeldurchführungen - Dicht gemachtFoto: Olaf Schmidt

Kabeldurchführungen in Deck oder Dach sorgen oft für Feuchtigkeits- oder Korrosionsprobleme. Wir zeigen, welche Lösungen es gibt

Vor dem Problem steht man praktisch bei jeder neuen Elektronik: Wie kommen die Kabel vom Gerät unter Deck zum Geber am Aufbau? Anschlussleitungen werden heute meist in ausreichender Länge mitgeliefert, bei der nötigen Trennstelle nach draußen ist der Skipper jedoch auf sich gestellt.

Grundsätzlich ist zwischen zwei Varianten zu unterscheiden: Im einfacheren Fall muss das Kabel nur einmal wasserdicht nach außen geführt werden und kann für den Rest seines Lebens so installiert bleiben, beispielsweise bei Positionsleuchten. Dafür gibt es sowohl fertige Beschläge als auch Lösungen, die sich mit Bordmitteln erstellen lassen.

Schwieriger wird es, wenn eine trenn­bare Verbindung gewünscht ist, weil der Geber auf einem abnehmbaren Mast oder Gerätebügel sitzt, oder bei Geräten, die we­gen der Gefahr eines unvorhergese­he­nen Besitzerwechsels nicht dauerhaft drau­­ßen bleiben sollen.

Anschlusstechnik: Schraubklemmen (links) gibt es nur im Yachtzubehör, an Industriesteckern werden die Kabel meist gelötet (rechts).
Foto: Olaf Schmidt

Dann kommt es auf die Art des Kabels an. Bei Strom für Decks- oder Posi­tionsleuchten, Lautsprecher­leitungen und langsame Datenverbindungen wie NMEA oder SeaTalk sind die elektrischen Ansprüche gering, die Auswahl ist groß. Für UKW-Antenne und Radar etwa müssen aber unbedingt die passenden Verbindungen benutzt werden; zudem sind die mini­malen Biegeradien zu beachten, sonst leidet die Funktion der ganzen Anlage.

Feste Durchführungen

Ein Kabel ohne große Anschlüsse lässt sich notfalls einfach mit Dichtungsmasse in die Bohrung kleben. Das geht zunächst einmal schnell und gegebenenfalls auch mit Bordmitteln. Die Optik bleibt dabei natürlich sekundär. Muss das Kabel irgendwann doch raus, dann ist der Aufwand umso größer, je besser Ihre Dichtungsmasse war. Und heil bleibt es dabei garantiert nicht.

Geschickter ist es darum, selbst bei auf den ersten Blick endgültigen Einbauten eine demontierbare Durchführung zu verwenden. Das muss ja nicht ein teurer Stecker sein – ein Flansch mit Dichtung, welcher das Kabel wasserdicht abschließt, genügt völlig. Die elektrische Trennung erfolgt dann im Trockenen, beispielsweise mit Klemmen. Bei beiden Varianten sollte sich das Kabel im Bereich nahe der Durchführung nicht bewegen, weder innen noch außen.

Die Adern brechen sonst genau im Durchgang, und Sie müssen die feste Installation viel früher wieder demontieren als geplant. Für den Fall, dass das zu verlegende Kabel einen großen Stecker aufweist, gibt es auch Flansch-Durchführungen mit sehr großen Dichtungseinsätzen. Neben den Angeboten im Bootszubehörhandel lohnt ein Blick in den Industriebedarf: Das Stichwort lautet hier PG-Verschraubung.

Demontierbare Durchführungen

Leider gibt es auch Kabel, die nicht auf Dauer angeschlossen bleiben können, sondern, beispielsweise regelmäßig zum Winterlager, getrennt werden müssen. Dabei haben Sie zwei Optionen: Die Leitung wird durchs Deck geführt und im Trockenen angeschlossen. Das ist elektrisch leichter in den Griff zu bekommen, baut aber relativ groß. Oder die Trennstelle liegt als wasserdichter Decksstecker genau in der Durchführung.

Stecker

Konstruktiv ist das die Königsdisziplin, hier gilt es gleich vier Problemstellen zu beachten: die Abdichtung der eigentlichen Steckverbindung, die Einführung des Kabels in das Steckergehäuse, die Montage der Buchse im Deck oder Aufbau und die mechanische Belastung durch Tritt oder Bewegung.

Bei den Ausrüstern finden sich heute drei Typen von Deckssteckern: Die Version aus verchromtem Messing ist mit zwei bis vier Polen erhältlich und wegen der schiffigen Optik recht beliebt. Aufgrund der einfachen Konstruktion ist sie jedoch nicht immer zuverlässig. Die Abdichtung besteht lediglich aus einer Gummischeibe zwischen den Gehäusen.

Ist die Überwurfmutter nicht gut festgezogen oder befindet sich ein Krümel auf den Dichtflächen, dann kann Wasser bis zu den Kontakten gelangen. Also nicht gerade dort einbauen, wo die See bei handigem Wetter direkt bis zum Stecker übers Deck kommt. Bei geschützter Platzierung, sorgfältiger Montage und Wartung kann aber selbst diese günstige Verbindung lange Zeit ihren Dienst versehen.

Wesentlich professioneller kommt das als Philippi-Stecker bekannte schwarze Kunststoffmodell daher. Die Kammer mit den Kontakten ist hier per O-Ring abgedichtet, und dieser Wasserschutz funktioniert unabhängig von der mechanischen Verriegelung per Überwurfmutter.

Das System ist ein Industriestandard und, wenn einem nicht gerade grobe Schnitzer bei der Montage unterlaufen, sehr zuverlässig. Zwar gibt es diverse Hersteller, deren Produkte kompatibel sind, für den Selbstbauer kommen jedoch fast nur die Angebote vom Yachtausrüster infrage. Denn nur dort findet man die Ausführung, bei der die Adern im Stecker do-it-yourself-tauglich mit Schraubklemmen aufgelegt werden.

Im Industriebereich ist diese Methode nicht üblich, wenn derart hochwertige Stecker notwendig sind. Hier wird gecrimpt oder gelötet, was die meisten Bordwerkstätten nicht hergeben. Der Philippi-Stecker ist mit bis zu sieben Polen erhältlich, außerdem gibt es, beispielsweise für Radaranlagen, eine Variante mit zusätzlichen Koaxialverbindungen.

In der Abteilung "Landanschluss" führen viele Bootsausrüster einen Kunststoffstecker mit ovalem Querschnitt. Hier funktioniert die Abdichtung ähnlich wie beim Philippi-System, die Verriegelung erfolgt aber mittels eines Hebelmechanismus. Das Trennen und Verbinden geht schneller und bequemer als beim Schraub­system – für den Landanschluss sinnvoll. Da es nur ein dreipoliges Modell gibt, lässt es sich für andere Bereiche allerdings kaum verwenden.

Wasser auf der falschen Seite

Die beste Steckverbindung hält nur kurz, wenn die Montage zu wünschen übrig lässt. Geringe Undichtigkeiten bei der Kabeleinführung bewirken, dass Feuchtigkeit eindringt und wieder austrocknen kann – der Stecker damit aber nicht. Dann gammelt es – unsichtbar – von innen. Die Lampe an Deck bleibt dunkel, obwohl der Stecker an sich gut aussieht.

Das Desaster zeigt sich erst nach Öffnen des Gehäuses. Dabei helfen selbst hochwertige Materia­lien nicht, denn wenn das System eingeschaltet ist, liegt zwischen den Kontakten üblicherweise eine Spannung an. Zusammen mit Wasser entsteht so eine schöne Elektrolysezelle.

Was lässt sich also tun? Der wichtigste Schritt: Bei der Montage muss darauf geachtet werden, dass alle Dichtflächen sauber sind und der Kabeldurchmesser zur Dichtung in der Ein­führung passt. Viele Eigner versiegeln zu­sätzlich – gewissermaßen als zweite Sicher­heits­ebene – die Anschlüsse im Steckergehäuse mit wasserabweisenden Mitteln wie Silikonfett.

Wer ganz sicher gehen will und die Möglichkeit hat, sollte die Anschlüsse mit Dichtungsmasse vergießen; das verhindert auch, dass eingedrungenes Wasser den Weg in die Adern findet und das Kabel auf längeren Strecken schädigt. Einmal jährlich sollten Sie kontrollieren, ob alle Verschraubungen fest sind und das Kabel noch richtig sitzt. Denn die runde Dichtung funktioniert nur am runden Kabelmantel und nicht, wenn nur noch die einzelnen Adern hindurchlaufen.

Schwanenhals

Wer Platz an Deck hat, kann auf eine weniger anspruchsvolle Technik ausweichen. Die Kabel werden mitsamt Stecker durch einen Schwanenhals nach innen geführt und dort angeschlossen. Das Prinzip beruht auf der Schwerkraft: Im Schwanenhals führen die Leitungen von außen nach innen zunächst nach oben, sodass kein Wasser daran hineinlaufen kann.

Wenn das Ganze permanent U-Boot fährt, funktioniert es natürlich nicht mehr. Gegen viel Wasser an Deck genügt es aber im Allgemeinen, die verbleibenden Hohlräume im Schwanenhals ganz rustikal mit einem Lappen auszustopfen. Das Schwanenhals­prinzip muss nicht zwangsläufig die gleichen Dimensionen wie bei einem Fischkutter aufweisen.

Für Sportboote gibt es kompaktere Ausführungen, die selbst den Lappen arbeitslos machen. Auch hier werden die Kabel zunächst nach oben geführt, jedoch ist das ganze Bauteil zweigeteilt. Nach dem Durchfädeln der Stecker verschließt ein Deckel den größten Teil der Öffnung, die Leitungen liegen dann in weichen Dichtungen.

Besonders praktisch an den Schwanenhalslösungen: Sie kommen meist mit einer einzigen Durchführung für alle Leitungen aus. Damit haben Sie nur ein Loch im Deck oder Dach und benötigen bei späteren Erweiterungen nicht gleich den großen Bohrer.

Fazit

Für den Weg durchs Deck gibt es zufriedenstellende Lösungen. Wenn dauerhaft Probleme auftauchen, dann lohnt es sich, über einen Wechsel des Systems nachzudenken – beispielsweise auf ein anderes Steckerfabrikat oder direkt auf ein anderes Prinzip.Olaf Schmidt