Alexander Worms
· 07.02.2020
Schläuche leiten See- und Süßwasser, Kraftstoffe, Gase und Fäkalien quer durchs Boot. Sind sie defekt, folgen diverse Probleme. Gute Gründe für einen jährlichen Schlauch-Check.
Das war knapp: In buchstäblich letzter Sekunde konnten die Feuerwehrleute im Hafen von Glückstadt die zwölf Meter lange "Elena" vor dem Sinken bewahren. Drei Pumpen waren nötig, um die teils bis zu anderthalb Meter Wasser aus dem Schiff zu befördern. Der Eigner war nicht an Bord, die Luken jedoch zum Glück offen.
Offen waren auch die Seeventile, sodass ein unscheinbarer Riss im Zulaufschlauch des Pump-WCs zur Beinahe-Katastrophe führte. Das war im Oktober des vergangenen Jahres.
Mal ganz ehrlich: Wer schließt schon immer alle Seeventile, bevor er das Schiff verlässt?
Auf manchen Booten können gar nicht alle Ventile verriegelt werden: Wer ein offenes Sportboot mit Cockpitlenzern hat und diese schließt, sieht spätestens bei einem ordentlichen Regenguss das Wasser in der Plicht steigen. Keine Frage: Die Ventile müssen offen bleiben in solch einem Fall.
Und was dann das Schiff über Wasser hält, sind funktionierende Schläuche. Gerade einmal 5 Millimeter PVC machen den Unterschied zwischen Wohl und Wehe.
Doch auch andere Leitungen an Bord sind von großer Wichtigkeit: Ein poröser Gasschlauch etwa kann auf mehrere Weisen Grund für einen schweren Seenotfall sein. Nach einer Gasexplosion an Bord hilft womöglich nur noch der Sprung ins Wasser, weg vom brennenden Schiff. Denn das Gemisch aus Propan oder Butan und Luft ist sehr leicht entzündlich.
Auf den Gasschläuchen sind die Wechselintervalle teils sogar angegeben. Wegen der widrigen Umstände an Bord, wie die starken Temperaturschwankungen, Seewasser und die Schiffsbewegungen, werden sechs Jahre als die maximale Lebensdauer der Schläuche angesehen. Und wie ist es bei Ihnen? Wann wurde zuletzt getauscht?
An der Flasche? Am Kocher? Auch Kraftstoffleitungen sind entscheidende Komponenten der Antriebsanlage, sie tun ihren Job in der Versenkung des Motorraums. Doch wenn der Innendurchmesser nicht zur Tülle passt und
sich Luft ins System verirrt, droht Maschinenausfall.
Auch nicht ausreichend befestigte Schläuche, die bei Vibration an scharfen Teilen des Motors schamfilen, können den Stillstand bedeuten.
Bei Dieselmotoren ist das zwar ebenso wenig wünschenswert, aber nicht direkt lebensbedrohlich. Wer jedoch Benzin in der Bilge hat, fährt auf einem Pulverfass. Denn auch das Gemisch von Benzindämpfen und Luft ist explosiv. Das gilt natürlich auch für Einbautanks von Außenbordern.
Gleichsam wichtig und ebenfalls im Versagensfall lebensgefährlich sind die Abgasleitungen der Heizung. Sie führen häufig durch Backskisten oder Stauräume, aus denen oftmals die Luft angesaugt wird, die in der Heizung erwärmt und sodann in den Innenraum geblasen wird. Ist der Abgasschlauch undicht, schließlich unterliegt er immensen Temperaturschwankungen, kann Kohlenmonoxid in die Atemluft gelangen – und der Tod träte dann etwa völlig unbemerkt im Schlaf ein.
Eine regelmäßige Kontrolle, kombiniert mit einem CO-Melder, tut daher not.
Um bei der Heizung zu bleiben: Auch die Heißluftschläuche sind entscheidend. Sie befördern warme Luft vom Gerät ins Schiffsinnere und verlaufen dabei auch meistens durch Backskisten und Stauräume. Die Folge: Fender, Schlauchboote, Leinen und anderes Staugut lagern auf dem Schlauch. Das muss er aushalten. Wird er zusammengedrückt und sinkt der Volumenstrom, kann die Heizung ihre Wärme nicht abführen und geht in den Störungsmodus. Wieder ist es ein Schlauch, der den Unterschied ausmacht.
Die Beispiele zeigen, dass es durchaus lohnt, sich einige Gedanken zum Thema zu machen. Denn Schläuche altern genau wie elektrische Leitungen oftmals mit dem Boot. Solange alles funktioniert, ist das kein Problem.
Ebenfalls genau wie bei den Kabeln gibt es limitierende Faktoren für die Lebensdauer von Schläuchen. UV-Belastung ist einer davon. Oder die Substanz, die im Schlauch geführt wird. Aggressive Reinigungsmittel etwa werden, regelmäßig verwendet, einfache Schläuche an den Rand des Versagens führen.
Alarmsignale sind schon kleine Risse in den Schläuchen, auch wenn sie nur geringfügig erscheinen, starke Verfärbungen, Dellen und eine klebrige Oberfläche – alles Hinweise auf fehlende Weichmacher, was zur Versprödung des Materials führt. Ein Austausch ist dann unumgänglich, schließlich wäre es wenig sinnvoll, das Schiff, das Hunderte oder mehrere Tausend Euro wert ist, für ein Bauteil zu gefährden, das nur wenige zehn Euro kostet und dessen Einbau beileibe kein Hexenwerk ist.
Zunächst muss der richtige Ersatz gefunden werden, also das passende Material für die Anwendung und der richtige Durchmesser, der zu den Anschlüssen im Schiff passt. Da kann es sinnvoll sein, die Schlauchschellen gleich mit auszutauschen, umso mehr, wenn ursprünglich Exemplare verwendet wurden, die nicht aus rostfreiem Stahl gefertigt sind. Wer etwa beim WC-Schlauch von einem herkömmlichen PVC-Material auf dickeres EPDM wechselt, sollte bei den Klemmen gleich auf Schwerlastexemplare umsteigen.
Die haben eine größere und gleichmäßigere Anpresskraft und sind breiter, sodass auch unter der Wasserlinie nur eine Klemme erforderlich ist.
Bei der Verlegung gilt es, darauf zu achten, dass die Radien, in denen es um die Ecke geht, nicht zu eng sind. Als ganz grober Daumenwert gilt ein doppelter bis dreifacher Durchmesser als kleinster Radius. Keinesfalls darf der Schlauch an der Innenseite der Kurve einknicken, da dann der Durchfluss behindert wird. Für kritische Radien gibt es eigens Kunststofmanschetten, die den Schlauch in Form halten.
Bei der Verwendung im Bereich eines Warmwasserboilers muss man auf die Temperatur- und Druckbeständigkeit achten. Bis zu 90 Grad Celsius kann das Kühlwasser warm werden. Im Falle eines Kühldefekts auch wärmer. Wenn das System dann nicht über ein Ausgleichsgefäß verfügt, kann auch der Druck ansteigen. Das muss der Schlauch aushalten können, sonst drohen Verbrühungen durch heißes Wasser.
Bei der Überprüfung oder dem Austausch der Schläuche kann es durchaus sinnvoll sein, ebenfalls einen Blick auf die Seeventile zu werfen, denn auch sie unterliegen einem Verschleiß. Schläuche sind also ein vielfältigeres Thema, als man zunächst annehmen mag, tun sie doch ihren Dienst meist unbemerkt im Verborgenen. Versagen sie jedoch, sind die Folgen schnell katastrophal.