Walkie-TalkieDie ganze Crew auf einer Wellenlänge – vier Geräte im Test

Michael Rinck

 · 16.11.2023

Bei Manövern kann ein Walkie-Talkie oder Headset sehr hilfreich für die Kommunikation sein. Auch beim Ankern ist viel Kommunikation zwischen der Crew auf dem Vorschiff und der am Steuer nötig: Wo ist der Sandgrund auszumachen? Passt der Abstand zu anderen Booten? Wie tief ist es hier?
Foto: istockphoto/victorass88
Walkie-Talkies ersparen simpel und meist günstig Gebrüll und Missverständnisse im Manöver. Vier Geräte im Test

Lautes Geschrei beim Anlegemanöver ist kein Zeichen souveräner Schiffsführung. Schnell vermuten andere Crews im Hafen, meist zu Recht, dass das geplante Manöver gerade schiefgeht. Eventuell wurde das Anlegen vorher nicht ausreichend besprochen oder die Situation im Hafen hat den Rudergänger zu einer spontanen Planänderung bewogen. Dann kann die Kommunikation selbst auf kleinen Booten durch Wind oder laute Motorgeräusche beeinträchtigt werden. Auf großen Motoryachten erschwert schlicht der Abstand zwischen Steuerstand und Vorschiff das klare Verstehen von Kommandos.

Klappt das Ablegen meistens noch problemlos, kann es besonders bei Anlegemanövern in unbekannten Häfen zu Situationen kommen, die dann eine neue Absprache mit der Crew nötig machen. Dabei können Funkgeräte oder auch Bluetooth-Headsets helfen.



PMR steht für Private Mobile Radio. Besser bekannt als Walkie-Talkie. Solche Geräte dürfen an Bord auch ohne Lizenz oder Anmeldung betrieben werden.

Doch wie bei UKW-Funkanlagen auch, arbeiten sie simplex, es steht nur ein Kanal zur Verfügung. Gleichzeitiges Sprechen funktioniert nicht, wer etwas sagen will, muss den PTT-Button (Push to Talk) drücken. Dabei ist ein gewisses Maß an Funkdisziplin nötig. Wer dem anderen ins Wort fallen möchte, wird nicht gehört. Wer zu lange monologisiert, blockiert den Kanal und bekommt keine Antwort.

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Walkie-Talkie-Test: Diese Geräte haben wir getestet

Im Test dabei waren mit dem Motorola T92H2O, dem Retevis RT647 sowie dem WT-320 und WT-330 von Simvalley vier PMR-Funkgeräte. Zusätzlich nahm noch ein Headset für die Simvalley-Geräte teil. Neben der unterschiedlichen Funktionalität variieren auch die Preise stark zwischen 40 und 123 Euro.

Die Funkgeräte machten ihre Sache alle gut. Einschalten, gleichen Kanal wählen, Taste drücken und sprechen – kein Problem. Als schwieriger stellte sich der Betrieb im VOX-Modus heraus. Theoretisch erkennt das Gerät dann Sprache, öffnet selbstständig den Kanal und gibt ihn, sobald nicht mehr gesprochen wird, wieder frei. Dann kann die andere Person antworten. In der Praxis reichen aber schon schwache Windgeräusche oder Rascheln von Kleidung, um den Kanal zu öffnen. Dadurch ist der Kanal aber für das andere Gerät belegt.

Die Empfindlichkeit der Geräuscherkennung kann geregelt werden, das half aber kaum. Wenn es dennoch funktionierte, verschluckte das Gerät meist den Satzanfang, es muss ja erst das Geräusch identifizieren und den Kanal öffnen, und das braucht etwas Zeit. Deswegen kann es sinnvoll sein, jeden Satz mit einem langen „Ähm“ zu beginnen. So gehen keine Informationen verloren. Ein normaler Austausch kommt aber nicht zustande. Auch mit dem Headset von Simvalley änderte sich an diesem grundlegenden Problem nichts.

Großer Vorteil: PMR-Funkgeräte sind unabhängig vom Mobilfunknetz

Die Funkgeräte von Retevis lassen sich laut Anleitung auch in einen VOX-Modus schalten, das gelingt aber wohl nur mit angeschlossenem PC und nicht per Tastenkombination.

Deutlich flüssigere Kommunikation ist daher unter anderem mit Headsets möglich, die wir ebenfalls kürzlich getestet haben. Allerdings sind diese in Verbindung mit dem Smartphone (per Anruf) abhängig vom Mobilfunknetz. Die PMR-Funkgeräte sind günstiger und unabhängig vom Mobilfunknetz. Sie eignen sich auch, um mit den Kindern, die einen Ausflug mit dem Beiboot machen, in Kontakt zu bleiben. Bei den Modellen von Motorola und Retevis muss man sich ebenfalls keine Sorgen über möglichen Wasserkontakt machen. Die Geräte sind gut geschützt und sehr robust. Die Bedienung ist simpel. Außerdem können bei größerer Crew beliebig viele weitere Geräte an der Kommunikation teilnehmen.

Die PMR-Funkgeräte von Simvalley sind günstig, hier gibt es ein Set mit zwei Walkie-Talkies schon ab 40 Euro. Allerdings überzeugen die Funksysteme von Motorola und Retevis mit besserem Schutz gegen die Elemente, erstere schwimmen sogar. Für etwas über 100 Euro haben die Modelle ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Außer Frage steht, dass die robuste und bewährte Funktechnik der Walkie-Talkies hilfreich sein kann. Der kurze Griff zum PTT-Button muss nicht immer hinderlich sein.


Walkie-Talkie-Test: die Ergebnisse

Getestet wurde unter realistischen Bedingungen, an Bord bei Hafen- und Ankermanövern.

Motorola T92H2O

Motorola T92H2OFoto: YACHT/Hauke SchmidtMotorola T92H2O

Der Name sagt es schon: H2O weist darauf hin, dass die PMR-Funkgeräte von Motorola für Wassersportler gemacht sind. Sie sind nach IP67-Standard wasserdicht, schwimmen und verfügen über ein Notlicht, das sich bei Wasserkontakt aktiviert. Das erhöht die Chance, ein außenbords gegangenes Walkie-Talkie auch im Dunkeln wiederzufinden. Der VOX-Modus funktioniert nicht zuverlässig, sonst top!

Technische Daten

  • Hersteller: Motorola
  • Modell: T92H20
  • Ladeanschluss: USB
  • Gewicht: 246 g
  • Preis: 104,95 Euro
  • Bewertung: Sehr gut (*****)
  • motorolasolutions.com

Retevis RT647

Retevis RT647Foto: YACHT/Hauke SchmidtRetevis RT647

Die PMR-Walkie-Talkies von Retevis kommen in sehr robustem und reduziertem Design, so gibt es kein Display. Gewählte Kanäle werden per Sprachausgabe mitgeteilt. Das macht die Bedienung etwas weniger intuitiv, funktioniert aber trotzdem gut. Technische Daten Die Geräte sind nach IP67-Standard wasserdicht. Ein Headset mit proprietärem Anschluss ist verfügbar, auch ein VOX-Modus. Praktisch: Ladestation mit USB.

Technische Daten

  • Hersteller: Retevis
  • Modell: RT647
  • Ladeanschluss: USB
  • Gewicht: 356 g
  • Preis: 123,45 Euro
  • Bewertung: Gut (****)
  • kaufland.de

Simvalley WT-320

Simvalley WT-320Foto: YACHT/Hauke SchmidtSimvalley WT-320

Attraktiver Preis, aber auch ein paar Nachteile: Die Walkie-Talkies von Simvalley sind nicht wasserdicht und nicht aufladbar. Die Energie kommt pro Gerät aus drei AAA-Batterien. Die WT-320 funktionierten im Test gut. Sie bieten eine LED-Leuchte, einen Anschluss für Headsets und einen VOX-Modus. Jedoch aktivieren Umgebungsgeräusche ungewollt den Kanal. Eine Hand am Taster ist daher nötig.

Technische Daten

  • Hersteller: Simvalley
  • Modell: WT-320
  • Ladeanschluss: keiner
  • Gewicht: 204 g
  • Preis: 39,99 Euro
  • Bewertung: Befriedigend (***)
  • pearl.de

Simvalley WT-330

Simvalley Walkie-TalkiesFoto: YACHT/Hauke Schmidt

Etwas höherer Preis als bei den fast baugleichen Geräten WT-320, allerdings auch einiger Mehrwert: Die Simvalley WT-330 verfügen über Akkus und können in einer Station am Landstrom aufgeladen werden. Ansonsten unterscheidet sich die Funktionalität nicht. Beide Modelle von Simvalley sind im Vergleich mit den anderen Testgeräten sehr handlich. Per Clip auf der Rückseite sind sie an der Kleidung zu befestigen.

Technische Daten

  • Hersteller: Simvalley
  • Modell: WT-330
  • Ladeanschluss: 230 Volt
  • Gewicht: 194 g
  • Preis: 52,99 Euro
  • Bewertung: Befriedigend (***)
  • pearl.de

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