Unbekannt
· 26.08.2011
Wir klären die wichtigsten Fragen: Wie kommt das Wasser in den Tank? Wie bekommt man es wieder heraus – und was für Schäden kann es anrichten?
Wasser ist ein Bestandteil von Ottokraftstoff, kommt also schon beim Tanken an Bord und in den Tank. Die Menge beträgt um 100 mg/kg bei frischem Kraftstoff, dieser Wert steigt mit der Zeit. Ein Grund ist die Luftfeuchtigkeit oder auch direkte Wasserzuführung. Letztere kommt öfter bei ausländischen Bootstankstellen vor.
Geringe Durchsatzrate und große Tanks begünstigen die Trennung von Wasser und Kraftstoff ebenso wie enorme Temperaturschwankungen. Die Tankanlage der Bunkerstation saugt im unteren Teil des Tanks an, also dort, wo sich auch das Wasser nach der Trennung befindet. Da die Pumpe zwischen Benzin und Wasser nicht unterscheiden kann, fördert sie auch das Wasser in den Kraftstofftank der Sportboote.
BOOTE-Tip: Vor dem Tanken an Bunkerstationen sollte man sich nach Möglichkeit Informationen über die Station in einem nahe gelegenen Hafen holen. Das erspart unter Umständen eine Menge Ärger. Wer ganz sicher gehen möchte, sollte sich sein Benzin an der Pkw-Tankstelle per Kanister besorgen. Die höhere Durchsatzquote und die Erdtanks verringern die Gefahr, mit Wasser „verunreinigten“ Kraftstoff zu bekommen.
Eine weitere Möglichkeit, dass der Wassergehalt im Sprit steigt, ist die Kondenswasserbildung an den Tank-innenwänden. Dieses läuft anschließend herunter und löst sich im Benzin. Verhindern kann man das, indem man den Tank seines Bootes immer möglichst voll macht, so verringert man die Flächen, auf denen sich Kondenswasser bilden kann. Denn die Isolierung des Kraftstofftanks an Bord – was auch denkbar wäre – ist oftmals sehr aufwendig und nicht immer ganz durchführbar, jedoch ebenfalls eine sehr effektive Maßnahme, um Kondenswasserbildung dauerhaft und nachhaltig zu vermeiden.
Auch Tankdeckel und Tankentlüftungen sind zwei Öffnungen, durch die leicht viel Wasser in den Tank gelangen kann. Die „Klassiker“ sind hierbei defekte Dichtringe an den Einfüllstutzen, gepaart mit einer ungünstigen Einbaulage, beispielsweise flach auf dem Seitengang. Bei dieser Montage läuft das Wasser vom Vorschiff und dem Aufbau darüber. Außerdem steht der so angebrachte Stutzen bei Regen im Wasser und kann es nicht am Eindringen hindern, wenn die Dichtung beschädigt ist.
Ähnlich sieht es bei den Entlüftungsöffnungen für den Tank aus. Die sollten so angebracht sein, dass weder Regen- noch Spritzwasser dort hineinlaufen können. BOOTE-Tip: die Dichtungen und den Allgemeinzustand des Tankstutzens bei jedem Tanken kontrollieren. Denn Beschädigungen auf der Dichtfläche und am Deckel können, ebenso wie kaputte Dichtungen, für einen „Wassereinbruch“ im Kraftstofftank verantwortlich sein.
Sind alle denkbaren Quellen, über die Wasser eindringen kann, so weit möglich abgedichtet und kontrolliert, geht es im zweiten Schritt darum, den Motor beziehungsweise die Kraftstoffanlage durch eine weitere Maßnahme vor Wasser zu schützen. Es handelt sich um eine sinnvoll auf den jeweiligen Motor abgestimmte Filteranlage mit Wasserabscheider. Das ist wichtig, damit der Filter wie auch der Wasserabscheider ordentlich funktionieren.
Eine zu klein dimensionierte Anlage schafft es nicht, den gesamten Kraftstoff vom Wasser zu trennen. Eine häufige Leerung des Wasserabscheiders ist die Folge – ebenso wie ein Leistungsabfall des Motors. Bei zu groß dimensionierten Filtern mit Abscheider bekommt man Probleme mit der Filterleistung, da die Filter einen gewissen Durchfluss benötigen, um bei der „Wasserisolierung“ ein optimales Ergebnis zu leisten. Passende Filter mit Wasserabscheider und Ablassschrauben sowie Schaugläsern erhält man für viele Motoren direkt beim Motorenhersteller oder im maritimen Zubehörhandel.
Vielleicht stellt sich der eine oder andere Skipper die Frage: „Warum all das, der Motor läuft doch noch?“ „Noch“ ist da die richtige Formulierung. Es ist gewiss, dass der Vergaser oder die Einspritzanlage wie auch der Motor selbst durch Wasser im Sprit in Mitleidenschaft gezogen werden. Grund dafür sind die fehlende Schmierung und fehlender Korrosionsschutz, die durch das Wasser weggespült werden. Die Folgen sind erhöhter Verschleiß
ebenso wie Rostbefall im Kraftstoffsystem. Ein Verstopfen oder eine Beschädigung am Vergaser sowie auch an der Kraftstoffpumpe sind nicht auszuschließen.
„Phasentrennung“ beschreibt den Vorgang, in dem sich beispielsweise Wasser vom restlichen Benzin löst. Diese Trennung wird begünstigt durch einen Temperaturabfall und setzt einen gestiegenen Wasseranteil im Kraftstoff voraus. Erkennbar wird die bevorstehende Phasentrennung durch eine sichtbare Trübung des Kraftstoffes. Steigt der Wassergehalt weiter an, spaltet sich der Sprit. Aufgrund der höheren Dichte des Wassers sinkt dieses auf den Grund des Tanks. Ein Wasserboden bildet sich – der Vorgang kann nicht rückgängig gemacht werden.
Eine Möglichkeit, den Wasserboden zu verringern oder ihn aufzulösen besteht darin, ihn mithilfe von Chemie, wie Tertiärbutylalkohol, zu binden, wodurch er verbrannt werden kann. Zusätze wie der Kondenswasserbinder von Yachticon funktionieren auf diese Art und Weise.
Bei größeren Mengen Wasser im Tank bleibt ein Ablassen oder Abpumpen die letzte Möglichkeit, es wieder herauszubekommen. In älteren Sportbooten gibt es hierfür eine Ablassschraube, mit der man den „Tank-Sumpf“ entleeren kann. Wenn das nicht geht, muss der Tank über die Serviceluke oder Tankgeberöffnung abgesaugt werden.
Und wo kann ich den verunreinigten Kraftstoff hinbringen? Die Entsorgung des Benzin-Wasser-Gemisches sollte man über die örtliche Schadstoff-Annahmestelle organisieren. Wo man diese findet, steht im Internet oder kann bei der Stadtreinigung erfragt werden.