Torsten Moench
· 18.10.2022
Das Überwintern im Wasser wird auch in unseren Breiten immer beliebter. Wir geben Tipps rund ums nasse Winterlager
Immer mehr Eigner entschließen sich, ihr Boot den Winter über im Wasser zu lassen. Über die Beweggründe und die Vor- und Nachteile lässt sich trefflich streiten. Klar ist jedoch: Auch im Winter kann eine Bootstour oder zumindest der Glühweinabend mit Freunden und Bekannten an Bord seinen Reiz haben. Und wer schon einmal eine Silvesterfeier auf dem Boot verbracht hat, möchte dieses Event sicher nicht mehr missen.
Klar ist aber auch: Sicherungsmaßnahmen, beispielsweise gegen das Einfrieren des schwimmenden Bootes, sollten in jedem Fall getroffen werden. Darüber hinaus sollte man Boot und Ausrüstung vor Feuchtigkeit schützen, um den Aufenthalt an Bord so komfortabel wie möglich zu machen. Im Rahmen unseres Winter-Journals geben wir Tipps zu den Themen: Liegeplatz, Heizung, Luftentfeuchtung, Frostschutz und Überwachung.
Tauchpumpen oder Luftsprudelanlagen verhindern das Einfrieren des Bootes im Wasser
Grundsätzlich gibt es zwei bewährte Techniken, wie man seinen Liegeplatz frei von Eis hält. Die einfachste Möglichkeit ist der Einsatz von ein oder zwei Tauchpumpen. Im Bedarfsfall fördern sie das wärmere Tiefenwasser unter den Bootsrumpf und halten ihn so eisfrei. Selbst bei Lufttemperaturen im zweistelligen Minusbereich kühlt sich das Wasser in den tieferen Schichten nie unter null Grad ab. Üblich im Winter sind Temperaturen zwischen zwei bis vier Grad Celsius in zwei bis drei Meter Wassertiefe.
Wird dieses „warme“ Wasser nun an die Oberfläche gepumpt, sorgen die höhere Temperatur und die Bewegung der Wasseroberfläche dafür, dass ein Einfrieren des Rumpfes und seiner Einbauten verhindert wird.
Unsere „Eisfrei-Anlage“ arbeitet zweistufig und schaltet die Pumpen erst dann ein, wenn tatsächlich Bedarf besteht. Realisiert wird dieses Verhalten zum einen durch einen Temperaturschalter und zum anderen durch eine in Reihe geschaltete Zeitschaltuhr.
In der Praxis überwacht ein schwimmender Thermosensor die Wassertemperatur und gibt diesen Wert an den Temperaturschalter weiter. Sinkt die Temperatur an der Wasseroberfläche unter null Grad, wird die Zeitschaltuhr aktiviert, die ihrerseits dann die Pumpen im zuvor gewählten Rhythmus laufen lässt. Je nach verwendeter Zeitschaltuhr kann man sie in 10- oder 15-Minuten-Schritten programmieren.
In der Praxis reichen den Winter über 15 Minuten Pumpzeit pro Stunde aus, besonders klirrenden Frosttagen begegnet man mit 2 x 15 Minuten pro Stunde.
Benötigt werden als Mindestausstattung ein Temperaturschalter mit externem Sensor, eine Zeitschaltuhr für den Außenbereich und mindestens eine Tauchpumpe (siehe Teileliste).
Bei der Pumpenauswahl muss man mehrere Dinge beachten: Zunächst mal muss die Pumpe „schmutzwassergeeignet“ sein. Verunreinigungen im Hafenwasser oder ungewollter Grundkontakt können die Flügel der Tauchpumpen sonst beschädigen und zum Ausfall führen. Zweitens muss die Pumpe eine ausreichende Eintauchtiefe aufweisen. Je nach Bootstyp sollten fünf Meter Tauchtiefe allemal ausreichen. Die Förderleistung hängt direkt mit der elektrischen Leistung zusammen. Um die Stromkosten im Rahmen zu halten, entschieden wir uns für eine 400-Watt-Pumpe mit 140 l/min Förderleistung. Im Bedarfsfall werden also rund zwei Tonnen „Warmwasser“ pro Schaltzyklus (15 min) unter den Bootsrumpf befördert; die Erfahrung zeigt: Das reicht allemal. Je nach Bootslänge sollte man mehrere Pumpen einsetzen. Für kleine und mittlere Boote bis etwa acht Meter Länge reicht eine Pumpe, darüber hinaus sollte man zwei oder bei ganz großen Booten sogar drei Pumpen verwenden, die man dann entsprechend der Bootslänge am Rumpf aufteilt.
Das A und O einer funktionierenden Eisfrei-Anlage ist die richtige Platzierung der Pumpen. Da eine Tauchpumpe im Einschaltmoment ein Drehmoment entwickelt, welches im Betrieb noch durch den Wasserstrom unterstützt wird, muss man sie durch eine geeignete Maßnahme daran hindern, sich um die eigene Achse zu drehen. Das macht man am besten mit einer etwa 1,5 m langen Querstrebe, an deren Enden je eine Befestigungsleine, an Steuerbord und Backbord, zur Reling führt (siehe Zeichnung).
In unserem Fall verwendeten wir ein Aluminium-Winkelprofil, in dessen Mitte wir die Pumpe mit mehreren stabilen Kabelbindern befestigten. Wichtig ist, dass der Pumpenauslass nicht zur Seite, sondern nach oben zeigt. Weiterhin muss man beachten, dass die beiderseitig angebrachten Leinen immer in der gleichen Länge gesetzt werden, damit Querstrebe und Pumpe waagerecht unter dem Boot hängen. Dies erreicht man durch farbige Markierungen an den Leinen (Lack). Befestigt werden die Leinen dann an der Reling oder den Klampen. Verwendet man nur eine Pumpe, sollte sie sich etwa mittschiffs befinden. Setzt man zwei Pumpen ein, sollte die hintere sich unter dem Motorraum und die vordere sich etwa ein Drittel der Bootslänge vom Bug entfernt befinden. Wie tief die Pumpe unter dem Boot hängt, ist unter anderem von der Wassertiefe abhängig. In der Praxis haben sich Tiefen von rund 1,5 bis 2 m unter dem Kiel bewährt.
Ein- und ausgeschaltet werden die Pumpen im Winter von der Zeitschaltuhr, die wiederum vom Temperaturschalter mit Strom versorgt wird. Im Klartext: Die landseitige 230-Volt-Versorgung führt zunächst auf den Temperaturschalter und von dort zur Zeitschaltuhr.
Da beide Geräte mit herkömmlichen 230-Volt-Schuko-Steckdosen versehen sind, kann man sie einfach ineinanderstecken. Wichtig: Die Schaltleistung beider Bauteile muss mindestens der maximalen Pumpenleistung entsprechen. Für unsere 400-Watt-Pumpe müssten Temperaturschalter und Zeitschaltuhr also mindestens für 500 Watt ausgelegt sein. Um auch den höheren Anlaufstrom der Pumpe bewältigen zu können, sollte man beim Kauf am besten gleich auf 16-Ampere-Modelle achten, damit ist man in jedem Fall auf der sicheren Seite. Der Temperaturschalter muss in jedem Fall über einen wasserdichten externen Fühler (Sensor) verfügen.
Um die gesamte Technik vor den Witterungseinflüssen des Winters zu schützen, montierten wir Schalter und Steckdosen in einer passenden Kunststoffbox an Deck. Sind die Kabellängen ausreichend, kann man die Box auch ins Cockpit oder in den Fahrstand stellen. Je nach Temperaturschalter lassen sich Ein-und Ausschalttemperaturen frei wählen. Bei unserem H-Tronic-Temperaturwächter legten wir die Einschalttemperatur (Heizen) auf null Grad fest, die Ausschalttemperatur auf vier Grad. Zur Inbetriebnahme muss man nun lediglich die Einzelteile wie beschrieben miteinander verbinden und den Temperaturschalter mit dem Landanschluss verbinden.
Die zweite Möglichkeit, die gern auch von ganzen Clubs oder Marinas im Winter genutzt wird, sind sogenannte Luftsprudelanlagen. Sie lassen sich lokal für einzelne Liegeplätze oder aber für ganze Hafenanlagen realisieren.
Zunächst muss man die Länge des benötigten Rohrsystems bestimmen. Dazu berechnet man den Bootsumfang, also: doppelte Bootslänge plus doppelte Bootsbreite. Wichtig ist, dass man jeweils die Maximalwerte nimmt, damit es später beim Zusammenbau nicht zu eng wird. Aus der Länge der Rohre, Anzahl der Bohrungen und deren Durchmesser kann man nun die benötigte Kompressorkapazität berechnen. Erfahrungswerte zeigen, dass 1-Millimeter-Löcher im Abstand von etwa einem Meter ausreichen, um das Zufrieren der Wasseroberfläche zu verhindern.
Steht die Länge der Rohrleitung fest, besorgt man sich im Baumarkt 1-Zoll-Kunststoffrohre, die nötigen Verbindungs- und Winkelstücke sowie ein T-Stück für den Kompressoranschluss. Jetzt baut man das Rohrsystem an Land zusammen. Dabei muss man darauf achten, dass es an einigen Stellen steckbar bleibt, um es später einfacher transportieren und montieren zu können. Weiter ist wichtig, dass das T-Stück für den Kompressoranschluss sich in etwa im hinteren Drittel des Rohrsystems (je nach geplantem Standort des Kompressors) befindet. Verbindungen, die man nicht wieder lösen muss, kann man mit Kunststoffkleber fixieren.
Der nächste Schritt sind die 1-Millimeter-Bohrungen. Diese bohrt man an der Rohr-Oberseite etwa einen Meter voneinander entfernt.
Jetzt wird die Anlage am Boot befestigt. Am einfachsten geht dies mit Leinen, die man an der Reling oder an Handläufen befestigt. Dabei ist darauf zu achten, dass die Rohre etwa einen halben Meter unter der Wasseroberfläche hängen. Für die Verbindung zwischen dem Rohrsystem und dem Kompressor verwendet man eine Schlauchleitung, die mit rostfreien Schellen mit dem T-Stück verbunden wird.
Weil der Kompressor je nach Außentemperatur im Winter nicht ununterbrochen laufen muss (Intervalle von 15 Minuten sind ausreichend), ist es sinnvoll, ihn über eine 230-Volt-Zeitschaltuhr zu steuern. Solche Zeitschalter bekommt man ebenfalls im Baumarkt, man muss jedoch darauf achten, dass die Schaltuhr für die hohen Einschaltströme des Kompressors geeignet ist. Sie können je nach Kompressor bis zum Dreifachen des angegebenen Nennstroms betragen.
Wo man den Kompressor aufstellt, muss man nach den Gegebenheiten im Boot entscheiden. Ein Standort im Cockpit ist jedoch meist wettergeschützt und bietet die kürzeste Verbindung zum Rohrsystem.
Länge der Rohrleitung in m / Bohrabstände in m mal 0,7 m3/h ergibt die Kompressorleistung in m3/h.
Beispiel für ein 10-Meter-Boot:
27 m / 1 m x 0,7 m3/h = 18,9 m3/h
Der Kompressor sollte also etwa 20 m3/h leisten. Diese Faustformel gilt für 1-Millimeter-Bohrlöcher, eine Versenktiefe der Rohre von etwa 1/2 Meter und einen Kompressordruck von 1 bar.