Erich Bogadtke
· 06.03.2018
Nach dem Winterschlaf gehört der Trailer auf den „Prüfstand“. Ein 20-Punkte-Plan zeigt, was man selber machen kann. Das sollten Sie zum Saisonstart beachten
Wann haben Sie Ihren Trailer das letzte Mal gesehen? Nein, nicht mal ebenso im Vorbeigehen, sondern ganz in Ruhe mit prüfendem Blick auf alle wichtigen Details. Is’ lange her – oder? Bootsanhänger führen häufig ein Schattendasein. Sie drücken sich in dunklen Ecken der Lagerhallen herum oder stehen gut versteckt irgendwo im hohen Gras.
Werden sie vor dem Urlaub oder dem Sliptermin "ausgegraben", sollen sie funktionieren. Die Krux ist nur, dass Trailer das nicht immer tun. Wer bei seiner Reise mit Auto und Boot sicher und komfortabel ans Ziel kommen will, muss ein paar Spielregeln beachten.
Die sorgfältige Frühjahrs-Inspektion ist eine davon. Dabei kann der Gespannfahrer vieles selber machen und so Zeit und Geld sparen. Nur, und das ist wichtig, von Reparaturen an der Bremsanlage des Trailers sollte er besser die Finger lassen. Hier muss der Fachmann ran!
Befestigungen auf festen Sitz und Korrosion prüfen, Korrosionsschäden mit Rostschutzfarbe und Lack ausbessern. Achsen, wenn möglich (Schmiernippel), abschmieren.
Die beweglichen Teile auf Leichtgängigkeit, Funktion und Verschleiß (Bremsbeläge im Dämpfer) prüfen. Stark abgenutzte Teile müssen ausgetauscht werden. Ersatzteile gibt es bei den Herstellern.
Die seitlichen Auflagen sollen mehr stützen als tragen. In jedem Fall muss der Verstellmechanismus der Stützen gangbar sein. Gehts nur schwer oder gar nicht rauf und runter, müssen Spindel und Gewinde gereinigt und gefettet werden. Geeignete Helfer sind dabei Drahtbürste, Fett und Öl aus der Sprühdose. Sind die Auflagen stark beschädigt, sollten sie beizeiten ausgetauscht werden. Aufgeklebte Teppichreste oder stabile Klebebänder sind nur eine Notlösung.
Schubstange abschmieren, Faltenbalg auf Beschädigungen untersuchen und gegebenenfalls austauschen, Funktion der Rückfahrsperre bei einer „Probefahrt“ prüfen.
Handbremshebel, Bremsseile und -gestänge prüfen, wenn nötig entrosten (Drahtbürste und Rostlöser), gangbar machen und abschmieren. Wichtig: Das Abreißseil und sein Karabinerhaken dürfen nicht beschädigt sein und sollten (in Österreich, der Schweiz und den Niederlanden Pflicht) durch einen festen Haltepunkt am Fahrzeug oder der Zugvorrichtung geführt werden. Einfach mit einer Schlaufe über die Kupplung hängen reicht nicht! Hydraulische Bremsanlagen auf Dichtigkeit prüfen. Den fälligen Bremsflüssigkeitswechsel (alle 2 Jahre) macht der Fachmann. Ganz wichtig: die erste Bremsprobe auf dem Platz vor dem Winterlager.
Wenn Ihnen „kein Licht aufgeht“, ist häufig Korrosion die Ursache. Stecker und Lampenfassungen reagieren auf Wasser allergisch! In den meisten Fällen hilft „Kontaktpflege“ mit Drahtbürste, feinem Schleifpapier und Kontaktspray. Durchgescheuerte Kabel lassen sich mit speziellen Verbindern und stabilem Isolierband aus dem Baumarkt reparieren. Ersatz für defekte Glühlampen, zerbrochene Gläser und Reflektoren gibt es an der Tankstelle, beim Trailerhersteller oder im Autozubehörhandel.
Bootsanhänger müssen regelmäßig zur Hauptuntersuchung nach § 29 StVZO. Wann Ihrer wieder dran ist, können Sie ganz einfach auf der HU-Plakette auf dem Nummernschild oder in der Zulassungsbescheinigung (Teil 1) des Trailers nachlesen.
Hier lässt sich nicht viel reparieren. Alles, was sich nicht leicht dreht, verbogen, gerissen oder aufgeplatzt ist, muss ausgetauscht werden, wobei Wagenheber, Hammer, Durchschlag und Seitenschneider gute Dienste leisten. Dass gebrauchte Splinte und Sicherungsbleche in den Müll gehören, versteht sich von selbst. Ein Tipp: die teuren, aber deutlich stabileren Rollen aus Polyvinyl sind in jedem Fall die bessere Wahl.
Laut Gesetz muss der Propeller beim Transport auf der Straße abgedeckt werden. Wer dazu eine Abdeckung, wie sie im Bootszubehörhandel angeboten wird, verwendet, hat bei einer Verkehrskontrolle in der Regel keine Probleme.
Profile und Schweißnähte auf Risse und Korrosion prüfen, Lackschäden ausbessern und Schraubverbindungen nachziehen.
Radmuttern nachziehen. Dabei prüfen, ob die Felgen beschädigt und Auswuchtgewichte verlorengegangen sind. Gibt es Probleme, hilft der Reifenhändler. Haben die Radlager zu viel Spiel und/oder machen sie beim Drehen am Rad Geräusche, muss der Trailer in die Werkstatt. Ist der Simmerring undicht geworden (austretendes Fett an der Rückseite der Bremstrommel), gilt das Gleiche. Defekte Reifen sind Pannenursache Nummer 1. Deshalb müssen die Reifen zum Saisonstart und vor jeder größeren Fahrt auf Beschädigungen und Alterungsrisse geprüft werden. Wichtig ist auch, dass der Luftdruck stimmt. Ist das Profil bis auf 1,6 mm abgefahren, muss der Reifen gewechselt werden. Bei einer 100-km/h Zulassung müssen die Reifen eine 120-km/h-Zulassung haben und dürfen nicht älter als sechs Jahre sein. Klassifizierung und Herstellungsdatum – die DOT-Nummer zeigt mit den ersten beiden Ziffern die Produktionswoche und mit den beiden letzten das Baujahr – findet man auf der Seitenfläche des Reifens. Ein Muss: abgefahrene, alte und beschädigte Reifen gehören auf den Müll. Das hier Geschriebene gilt natürlich auch für das Reserverad.
Das Drahtseil oder den Gurt ganz abrollen, Seil, Gurt und Haken auf Beschädigungen prüfen. Aus kleinen Bruchstellen, an denen man sich die Hände verletzen kann, werden schnell große, deren Folgen ein echter Albtraum sind. Deshalb beschädigte Seile und Gurte austauschen. Ein Tipp: Die Kurbel mit einem Bändsel am Windenstand gegen Losrütteln sichern. Wer 5-Sterne-Komfort will, lässt eine elektrische Winde montieren.
Stoßdämpfer (für Trailer mit 100-km/h-Zulassung Pflicht) verbessern das Fahrverhalten und schonen Boot und Trailer. Zeigen sich am Dämpfer Ölspuren oder sind die Buchsen ausgeschlagen, muss er ausgewechselt werden. Wichtig: in jedem Fall die Schraubverbindungen prüfen und nachziehen.
Hat der Trailer verstellbare Slipräder, muss deren Luftdruck und Hebemechanik geprüft werden. Räder mit „Plattfuß“ und beschädigte Seile müssen erneuert und die Spindel der Hebevorrichtung gereinigt sowie gefettet werden. Passende Ersatzteile hat der Trailerhersteller fast immer am Lager.
Die Kraft, mit der die Trailerkupplung auf die Kugel der Zugwagen-Anhängerkupplung drückt, hat großen Einfluss auf das Fahrverhalten und damit auf die Sicherheit des Gespanns. Mithilfe einer Badezimmerwaage und einem Kantholz, das zwischen Waage und Anhängerkupplung gestellt wird, ist sie leicht zu kontrollieren. Informationen darüber, wie groß die Stützlast sein soll, liefert ein Aufkleber am Zugfahrzeug. Ein Tipp: Im Zubehörhandel werden Stützräder mit integrierter Waage angeboten.
Verlorene Stützräder können böse Unfälle verursachen. Deshalb vor jeder Fahrt prüfen, ob die Klemmvorrichtung intakt und fest angezogen ist. Schwergängige Klemmschrauben und Spindeln müssen gangbar gemacht (reinigen und fetten) werden. „Krumme Dinger“ sollten schnell erneuert werden.
Trailer, deren zGG 750 kg überschreitet, müssen mit zwei Unterlegkeilen ausgerüstet werden. Sind die Unterlegkeile unversehrt und sicher gehaltert? Im Zweifel ist der Austausch Alt gegen Neu die beste Lösung.
Zum Verzurren des Bootes nur unbeschädigte und ausreichend dimensionierte Spanngurte mit funktionstüchtigen „Ratschen“ verwenden. Ein Tipp: Weiche Gurt-Unterlagen schützen den Gelcoat.
Das dürftige Bordwerkzeug der Zugwagenhersteller reicht nicht aus. Stellen Sie sich einen Werkzeugkoffer nach Ihren Bedürfnissen zusammen. Sinnvoll sind ein stabiler Kreuzschlüssel für die Radmuttern, ein Hydraulik-Wagenheber, ein Brettstück, das für einen festen Untergrund sorgt, und ein Kantholz, mit dem der Höhenunterschied zwischen Fahrbahn und Trailerrahmen ausgeglichen werden kann.
Übergewicht verändert das Fahrverhalten des Gespanns und gefährdet damit die Sicherheit. Deshalb sollte man vor der Fahrt das Gewicht des beladenen Trailers auf einer Fahrzeugwaage wiegen und wenn nötig „abspecken“. Ein Tipp: Die mitgeführte Wiegekarte erspart bei Kontrollen unangenehme Fragen. Klar ist auch, dass die Trailerpapiere immer mit dabei sein sollten.