Benyamin Tanis
· 24.02.2025
In den vergangenen Wochen wurde ich immer wieder gefragt, ob ich der Ansicht sei, dass die nun angebrochene zweite Amtszeit von Donald Trump irgendwelche signifikanten Auswirkungen auf den Yachtsport und die Branche in Europa haben wird. Da war ja auch schon einiges zu lesen, etwa von Kürzungen bei der US-Wetterbehörde NOAA, oder vom Einsatz von Segeldrohnen an der US-Außengrenze. Kurz gesagt, ich glaube nicht, dass wir uns als Wassersportler in Europa wegen Trump sorgen müssen.
Natürlich ist es schwer vorherzusagen, was die Zukunft bringt, aber das galt schon vor Donald Trump und wird wohl sicher auch noch gelten, wenn er den Weg alles Irdischen gegangen ist.
Donald Trumps Engagement im Yachtsport ist geprägt von ambitionierten Projekten und luxuriösen Investitionen, die jedoch oft wegen finanzieller Herausforderungen begrenzt wurden.
1988 erwarb Trump die 86 Meter lange Yacht”Nabila” vom Sultan von Brunei für 29 Millionen US-Dollar. Nach einer umfassenden Renovierung, die etwa 10 Millionen US-Dollar kostete, benannte er sie in “Trump Princess” um. Die Yacht war mit luxuriösen Einrichtungen wie einem Kino, einer Diskothek, einem Hubschrauberlandeplatz und sogar einem privaten Krankenhaus ausgestattet. Trotz seines begrenzten Interesses an Wassersportarten betrachtete Trump die Yacht als ein Kunstwerk und nutzte sie hauptsächlich für geschäftliche Zwecke und repräsentative Veranstaltungen.
Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten verkaufte er die Yacht 1991 an den saudischen Prinzen al-Walid ibn Talal für 20 Millionen US-Dollar, der sie in “Kingdom 5KR” umbenannte. Einigen wird das Schiff noch aus dem James Bond Film „Sag niemals nie“ als Yacht des Bösewicht Largo bekannt sein.
1989 kündigte Trump den Bau einer noch größeren Yacht an, der “Trump Princess II”, die über 120 Meter lang werden sollte. Er beauftragte die niederländische Werft Amels mit dem Bau und erwarb diese sogar, um die Fertigstellung sicherzustellen. Das Design wurde vom spanischen Unternehmen Oliver Design entworfen und sollte die größte und schönste Yacht der Welt werden. Erneut aufgrund finanzieller Probleme wurde das Projekt jedoch eingestellt, und die Werft wurde kurze Zeit später verkauft.
Während des Präsidentschaftswahlkampfs 2020 organisierten Trump-Anhänger mehrere Bootsparaden zu seinen Ehren. Bei einer solchen Veranstaltung auf dem Lake Travis in Texas kam es zu mehreren Zwischenfällen, bei denen Boote sanken. Die hohe Anzahl von Booten erzeugte Wellengang, der kleinere Boote zum Kentern brachte. Berichte über Sabotage wurden von den Behörden nicht bestätigt.
Einige Kollegen und wohl auch einige Medien vertreten die Ansicht, dass die jüngste Politik von US-Präsident Donald Trump erhebliche Auswirkungen auf die europäische Bootsbranche haben könnte, insbesondere durch die Einführung sogenannter “reziproker” Zölle. Diese Zölle würden die Einfuhrzölle der USA auf das Niveau derjenigen Länder anheben, die höhere Zölle auf US-Produkte erheben.
Da die Europäische Union in bestimmten Sektoren höhere Zölle als die USA erhebt, könnten europäische Exporte, einschließlich Boote und maritimer Ausrüstung, von diesen Maßnahmen betroffen sein. Die EU hat bereits angekündigt, im Falle der Einführung solcher Zölle “unverzüglich” mit Gegenmaßnahmen zu reagieren.
Dies könnte zu einem Handelskonflikt führen, der die Preise für Boote und verwandte Produkte erhöht und die Nachfrage sowohl in den USA als auch in Europa beeinträchtigt.
Zusätzlich könnten verschärfte Handelsbeziehungen zwischen den USA und China dazu führen, dass China überschüssige Produktionskapazitäten, beispielsweise im Bereich der Bootsherstellung, auf den europäischen Markt umlenkt. Dies würde den Wettbewerb für europäische Hersteller intensivieren und möglicherweise zu Preisdruck führen.
Insgesamt könnte die aktuelle US-Handelspolitik zu erhöhten Produktionskosten, Preisschwankungen und einer Verschiebung der Wettbewerbslandschaft in der europäischen Bootsindustrie führen.
Allerdings haben wir bereits eine Amtszeit unter Trump erlebt. In dieser Zeit gab es nur begrenzte direkte Auswirkungen auf die europäische Bootsbranche:
Trumps Zölle und Handelskriege betrafen vor allem die USA und China, während der Bootsmarkt in Europa weitgehend unabhängig blieb. Allerdings gab es einige EU-Zölle auf US-Boote als Vergeltung für Trumps Handelsmaßnahmen.
Die europäische Bootsindustrie ist stark auf lokale Märkte und Binnenabsatz konzentriert. Große Hersteller wie Beneteau, Bavaria oder Azimut-Benetti verkaufen überwiegend in Europa.
Die Nachfrage nach Booten in Europa hängt mehr von lokalen wirtschaftlichen Faktoren ab (z. B. Einkommen, Tourismus, Kreditzinsen) als von der US-Politik.
Während der US-Dollar unter Trump schwankte, hatte dies nur begrenzten Einfluss auf die Kaufkraft europäischer Kunden.
Trumps Deregulierungen in den USA betrafen Umweltstandards und Emissionsregeln, hatten aber keinen direkten Einfluss auf die strengeren EU-Vorschriften für Boote. Es könnten jedoch indirekte Effekte auftreten, z. B. wenn Unsicherheiten im globalen Handel die weltweite Wirtschaft bremsen. Aber grundsätzlich blieb die europäische Bootsbranche relativ unberührt.
Abschließend lässt sich sagen, dass die europäische Bootsbranche weniger von Trump, als von lokalen Faktoren abhängig ist.