Wann immer Axopar neue Boote auf den Markt bringt, schaut die Szene sehr genau hin. So auch auf der diesjährigen Messe in Cannes. Dem finnischen Trendsetter ist es binnen weniger Jahre gelungen aus einem Nischen- ein Massenprodukt zu machen. Heute fertigt Axopar jährlich fast 1200 Boote und gehört damit zu den Großen am Markt.
Nach dem Einstieg der Werft beim norwegischen E-Motorenhersteller Evoy ist es nur logisch, dass Axopar jetzt auch Elektroantriebe anbietet. Die ersten eigens zu diesem Zweck entwickelten Modelle tragen den Namen AX/E und sind als 22-Fuß- oder als 25-Fuß-Boot in verschiedenen Varianten als Crossbow oder mit T-Top zu bekommen.
Wir fuhren die Axopar AX/E 25 Cross Top. Das 8-m-Boot verfügt über ein überdachtes Cockpit sowie eine kleine Kabine unter dem Vordeck. Für Komfort auf dem Daycruiser sorgen ein ausreichend dimensioniertes Doppelbett, eine Toilette mit benachbartem Handwaschbecken in der Kabine, ein weiteres Waschbecken im Cockpit und eine unter den Vordersitzen positionierte Kühlbox. Wie alle Axopar`s, steckt auch die 25 Cross Top voller kleiner praktischer Details wie beispielsweise klug angeordneten Ablagen, Wandtaschen, versteckten Fächern und Getränkehaltern. Dennoch muss man ganz klar sagen, dass es sich bei diesem 3-t-Boot nicht um ein klassisches Kajütboot, sondern um ein Dayboot mit Übernachtungsmöglichkeit handelt. Der Fokus der Designer lag klar auf der Nutzung als offenes Sportboot, mit Betonung auf Sport. So sind dann auch mehr aus ausreichend Sitz- und Liegemöglichkeiten an Deck verfügbar. Je nach Ausführung finden bis zu sechs Personen auf dem Vordeck und im Cockpit spielend Platz.
Doch kommen wir zur eigentlichen Besonderheit der Axopar AX/E 25, ihrem Antrieb. Der am Heck verbolzte Evoy Storm verfügt über eine nominelle Leistung von 225 kW, entsprechend 300 PS. Die kurzzeitig verfügbare Spitzenleistung (Peakpower) wird vom Hersteller sogar mit 450 kW angegeben, das maximale Drehmoment liegt bei beeindruckenden 550 Nm. So motorisiert, spielt die Axopar AX/E in der gleichen Liga wie beispielsweise die gleichgroßen Frauscher X Porsche Fantom Air oder die Riva EL Iseo und erreicht laut Hersteller Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 55 kn, also 100 km/h.
Um es gleich vorweg zu sagen: Während unseres Tests vor Cannes hatten wir es mit rund 1 m bis 1,5 m hohen Wellen zu tun, so dass an das Erreichen der 100-km/h-Marke mit einem 8-m-Boot nicht zu denken war. Dennoch: Die Fahreigenschaften und die Beschleunigung beeindrucken selbst erfahrene Fahrer. Das Testprotokoll vermerkt dazu: „Nichts für Anfänger“. Im Klartext: Wer der Axopar und ihrem norwegischen Treibsatz freien Lauf läßt und beim „Kickdown“ vom Motor die maximalen 450 kW abfordert, sollte Erfahrung mit schnellen Booten haben. Als hilfreich erwies sich dabei der zweifach gestufte V-Rumpf mit 20 Grad Aufkimmung. Er dämpfte die Stöße beim Einsetzen in die Wellen spürbar ab und ließ das Boot auch bei flott gefahrenen Kurven jenseits der 40-kn-Grenze stets spurtreu und ohne lästiges Einhaken seine Kreise ziehen. Spritzwasser wies der Rumpf zuverlässig zu den Seiten ab und neigte sich nur moderat auf die Seite. Insgesamt profitiert hier das E-Boot von den Erfahrungen der Entwickler mit Ihren benzingetriebenen großen Schwestern, insbesondere aus der Brabus-Linie.
In der langsamen Gangart verhält sich das 8-m-Boot wie jedes Sportboot und ließ sich dank Bugstrahlunterstützung sicher in jede noch so kleine Hafenecke manövrieren. Die Wendekreise ohne Bugstrahlunterstützung betragen zu beiden Seiten etwa 1 ½ Bootslänge, das Umsteuern in Rückwärtsfahrt gelang außenbordertypisch binnen weniger Sekunden.
Fahrer und Beifahrer sitzen auf sehr komfortablem Gestühl mit ausreichend Seitenhalt. Lenkrad, Schaltung und sonstige Bedienelemente sind hervorragend positioniert und der gesamte Fahrstand übersichtlich gestaltet. Besondere Erwähnung verdienen die zwei Touchscreen-Bildschirme. Während das rechte 10-Zoll-Display zur Navigation gedacht ist, ist der linke ausschließlich der System- und Motorüberwachung vorbehalten. Das als „Next4Q“ bezeichnete Gerät beinhaltet eine 4-G-Telefonverbindung, so das eine Ferndiagnose und -Wartung durch die Axopar-Techniker jederzeit möglich ist – Netzabdeckung vorausgesetzt. Neben den Standardwerten wie Reichweite, Drehzahl, Temperaturen oder Batteriezuständen dient es auch zur Bedienung der Unterhaltselektronik.
Und was ist mit der Reichweite ? Wie bei jedem E-Boot steht und fällt der Nutzwert der Axopar AX/E 25 mit Ihrer Reichweite. Hier kommt der 126 kWh starke 800-V-Hochspannungsakku zum Tragen. Er ist flüssigkeitsgekühlt und soll laut Hersteller bis zu 3000 Ladezyklen problemlos überstehen. Zum Vergleich: E-Auto-Akkus erreichen ebenfalls 1000 bis 3000 Zyklen. Die, von uns nicht überprüfte, Ladedauer, wird von Axopar mit 45 Minuten an einem DC-Schnellader angegeben. Mit einem 22-kW-Wechselstromladegerät soll ein Ladevorgang von 10 % auf 80 % der Akkukapazität in rund vier Stunden abgeschlossen sein.
In der Bootspraxis reicht die Akkuleistung in flotter Gleitfahrt von 25 kn für etwa 22 sm. Gibt man „Gas“ und treibt die Axopar an ihre Grenzen, ist der Spaß nach etwa 15 sm vorbei. Nur der Vollständigkeit halber: bei 5 kn Schleichfahrt reicht eine Akkuladung für erstaunliche 60 sm - aber wer will das schon ?
Fassen wir zusammen: Die Axopar AX/E 25 Crosstop ist eine Spaßmaschine für Fortgeschrittene mit Nachhaltigkeitsfaktor – zumindest lokal. Vergleicht man sie mit anderen Booten Ihrer Klasse fällt auf, dass sie aufgrund der Raumaufteilung einen vergleichsweise hohen Nutzwert bei geringerem Preis bietet. Auch dieses E-Boot ist mit rund 300.000 Euro aber natürlich kein Schnäppchen, ähnliche Boote liegen jedoch deutlich darüber.