Candela P-12Weltweit erste foilende E-Fähre in Stockholm gestartet

Jill Grigoleit

 · 30.10.2024

Nahverkehr der Zukunft: Die Candela P-12 "Nova" ist die weltweit erste elektrische Tragflächenfähre
Foto: Candela
In Stockholm hat die erste elektrische Tragflächenfähre der Welt ihren Dienst aufgenommen. Mit der Candela P-12 “Nova” werden die Emissionen eliminiert und die Pendelzeiten halbiert. Ein Paradigmenwechsel für den öffentlichen Nahverkehr?

Pünktlich um 07:15 Uhr verließ das neue Aushängeschild des städtischen Verkehrs in Stockholm am Dienstag sein Dock im ruhigen Vorort Tappström. Mit an Bord: die ersten Pendler, die den Start der neuen Tragflächenlinie zwischen Ekerö, Stockholms am schnellsten wachsendem Inselvorort und dem 15 km entfernten Stadtzentrum, sehnsüchtig erwartet hatten. Für sie bedeutet der Einsatz der ersten foilenden E-Fähre der Welt eine Halbierung des morgendlichen Arbeitswegs. Die Candela P-12 “Nova” braucht für die Strecke etwas mehr als eine halbe Stunde. Mit herkömmlichen Fähren, Bus oder Auto waren sie bisher eine gute Stunde unterwegs.

Höher, schneller, weiter

2023 hat Candela sein erstes kommerzielles Schiff, die Candela P-12 Shuttle, vom Stapel gelassen. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 Knoten und einer Reichweite von 40 Seemeilen bei 25 Knoten ist es das weltweit schnellste und reichweitenstärkste Elektroschiff. Außerdem ist es das energieeffizienteste Schnellschiff, das jemals in seiner Größenklasse gebaut wurde. Die “Nova” ist nun das erste Modell, das in Dienst gestellt wird. Ein weiteres Modell wurde bereits nach Neuseeland verkauft, wo es ab 2025 im Einsatz sein soll.



Herkömmliche Fähren verbrauchen bei hohen Geschwindigkeiten enorme Mengen an Energie und erzeugen viel Welle. Das begrenzt ihr Geschwindigkeit im Stadtzentrum. Die computergesteuerten Tragflächen der Candela 12-P heben den Rumpf aus dem Wasser und reduzieren den Energieverbrauch im Vergleich zu herkömmlichen Schiffen um 80 %. Die “Nova” wird zu 100 Prozent aus erneuerbarem Strom betrieben und emittiert dank seiner elektrischen C-POD-Motoren ohne mechanisches Getriebe auch bei hohen Drehzahlen nur minimale Geräuschentwicklung. Da sie kaum Kielwasser produziert, kann sie mit hoher Geschwindigkeit innerhalb der Stadtgrenzen fahren. Eine kostspielige Doch-Infrastruktur benötigt sie nicht, geladen wird sie an einem normalen Auto-Schnellladegerät am Rathaus.

Renaissance der Wasserstraßen

Die Vision des Herstellers: Den Wassertransport in der Stadt nachhaltiger, erschwinglicher und schneller als mit dem Auto zu machen. "Dies ist ein Paradigmenwechsel für den städtischen Verkehr und eine Wiederbelebung unserer Wasserstraßen", sagt Gustav Hasselskog, Gründer und CEO von Candela. In vielen Städten führe der kürzeste Weg über das Wasser. Dennoch würde das Potential der Wasserstraßen bisher aufgrund der hohen Kosten, dem Wellenschlag und der Emissionen nicht voll ausgeschöpft. Die Tragflächentechnologie könnte eine Renaissance für die Wasserstraßen der Welt bedeuten, so Gustav Hasselskog. “Es ist aufregend, dass Stockholm hier eine Vorreiterrolle einnimmt”. Das Interesse jedenfalls scheint groß: Noch vor offizieller Markteinführung erhielt Candela 2024 unter anderem Aufträge aus Neuseeland, Saudi-Arabien und Berlin.

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