ElektromobilitätErste schwimmende Solarstrom-Tankstelle

Jill Grigoleit

 · 10.07.2024

Die schwimmende Ladestation auf dem Plauer See soll nur die erste von vielen sein
Foto: Solaryacht
Der Hausboot-Hersteller SolarYacht nimmt noch diesen Sommer die laut eigenen Aussagen „weltweit erste schwimmende Ladestation für Boote“ in Betrieb. Die mobile Solar-Ladestation auf dem Plauer See dient gleichzeitig als Mini-Marina für Kurzzeitlieger mit Aufenthaltsraum, Getränkeautomat und Sanitäranlagen.

Hinter der Idee der Brandenburger Bootswerft SolarYacht steckt ein einfacher Gedanke: Wenn man Kunden dazu animieren möchte, mehr Elektroboote zu kaufen, muss man zuerst die entsprechende Ladeinfrastruktur dafür schaffen. Auch wenn es dann anfangs möglicherweise noch an Kunden fehlt. Doch noch dient der Prototyp ohnehin nicht dem Auftanken von Elektro-Booten, denn dazu ist die Ladeleistung noch nicht ausgelegt. Vorerst können vor allem konventionelle Motorboote hier anlegen und ihren Bordstrom mit reiner Solarenergie auftanken. Während des Ladevorgangs kann die Crew es sich an Bord der Plattform gemütlich machen. Bis zu vier kleine Boote können um die Mini-Marina herum festmachen. Acht Ladepunkte mit jeweils 3kW stehen zur Verfügung. Bezahlt wird nur der Liegeplatz, der Strom soll kostenfrei sein.

Elektro-Tankstelle auf dem Wasser noch Zukunftsmusik

Zukünftig sollen dann Ladesäulen mit 11 kW installiert werden, damit auch Elektro-Yachten dort ihre großen Akkus aufladen können. Denn der Geschäftsführer von SolarYacht, Arkadiusz Radziejewski, hat die Mobilitätswende auf dem Wasser im Blick. Sein ehrgeiziges Ziel: bis 2030 möchte er mit seiner Werft über 80 Prozent seiner Boote vollständig elektrisch ausliefern. Die Ladestation auf dem Plauer See soll nur die erste von vielen sein, die SolarYacht in ganz Deutschland einführen möchte. Bis Ende des Jahres sollen drei weitere Anlagen gebaut werden. Zwei davon sollen auf der Havel, eines auf dem Main in Offenbach bei Frankfurt stationiert werden. Vor allem die Region um Berlin und Brandenburg soll in Sachen Elektromobilität auf dem Wasser Vorreiter sein. Wenn man Wassersportler dazu bewegen möchte, auf den E-Antrieb umzusteigen, müsse man zuerst die Voraussetzungen dafür schaffen, so Radziejewski.

Förderung nur für schwimmende Konstruktionen

Um ihr Projekt zu finanzieren, mussten sich Radziejewski und Mitbegründer Max Riedel, etwas einfallen lassen. Denn das Förderprogramm des Bundesverkehrsministeriums zur Reduzierung von Schiffsemissionen in See- und Binnenhäfen, „Bordstrom Tech 2“ subventioniert keine fest installierten Ladesäulen. Also wurden die Ladestationen kurzerhand als schwimmende „Hafen-Inseln“ konstruiert. Mit Erfolg: 200.000 von 300.000 Euro, die eine Solar-Ladestation aus Brandenburg kostet, stammen aus dem Fördertopf. Bis zu 80 Prozent der Kosten können durch das Förderprogramm refinanziert werden.

„Charging Lounges“ laden zum Verweilen ein

Dass es den Herstellern der „Charging Lounges“ nicht nur um den Strom geht, zeigt der Innenausbau und die Ausstattung, die ganz und gar nicht an eine reine Tankstelle erinnern. Vorbild für die modernen, komplett verglasten „Lounges“ mit 360°-Panoramablick, waren die Charging Lounges von Porsche. Neben modernen Waschräumen und einer „breiten Auswahl an Softdrinks und Snacks“ wirbt der Betreiber auch mit “Highspeed-Internet über Starlink WiFi” und “Unterhaltungsmöglichkeiten mit YouTube-Inhalten” an Bord. Die nächste Solarladestation soll sogar eine Übernachtungsmöglichkeit für Besitzer kleiner Boote ohne Kabine bieten. Um Zugang zum Lounge-Bereich zu erhalten, muss man vorab online reservieren. Die Abrechnung erfolgt per App.

Max Riedel, Mitbegründer des Unternehmens SolarYacht ist gespannt, wie ihr Angebot auf dem Wasser ankommt: „Wir freuen uns darauf, das erste Feedback aus der Boots-Community zu ihren Erfahrungen mit dieser neuen Anlege- und Ladelösung zu hören.“ Auf der Wassersportmesse Boot & Fun Inwater vom 30. August bis 1. September 2024 in Werder an der Havel will die Werft ihre Solar-Ladeanlagen erstmals präsentieren.


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