Die junge polnische Werft Futuro Boats aus Gdingen an der Ostseeküste hat sich auf Aluminiumkonstruktionen spezialisiert. Bisher werden vier Modelle zwischen 5,5 und 9,5 Meter Länge angeboten. Bis auf das neue Flaggschiff handelt es sich um offene Tageskreuzer mit der Möglichkeit, Innen- oder Außenborder zu montieren. Oder – wie bei der 6,6 Meter langen Futuro ZX 20L Solar – einen Elektroantrieb einbauen zu lassen, dessen Akkus mit Solarzellen geladen werden können. Das bietet jedenfalls der deutsche Importeur, die Mizu GmbH aus Hilzingen, an. Ansonsten ist das Boot mit Außenbordern zwischen 11 und 37 kW (15 bis 50 PS) oder Innenbordern von Volvo Penta oder Mercruiser von 147 bis 184 kW (200 bis 250 PS) erhältlich, alle mit Bodenseezulassung.
Auf dem Testboot sind die beiden Gangborde, die von der Badeplattform aus neben der Sonnenliege vorbeiführen, mit Staukästen für die Akkus versehen. Das vergrößert die Fläche der Sonnenliege, die hier 1,90 x 1,80 Meter misst. Weiter geht es mit dem Steuerstand, der in der Zentralkonsole vor der Sonnenliege montiert ist. Die Ausstattung mit der serienmäßigen Hydrauliklenkung, einem Display für die Antriebsüberwachung und dem Gashebel ist spartanisch. Ein Kompass ist nicht vorhanden. Die Badeleiter wird gegen Aufpreis geliefert. Die weitere Sicherheitsausstattung ist mit einem Feuerlöscher sowie einer elektrischen und einer manuellen Bilgenpumpe komplett. Verarbeitung und Montage der Technik sind mängelfrei. Die Solarzellen beschatten den Steuerstand. Als Sitzfläche für den Steuermann wird der vordere Bereich der Sonnenliege genutzt. Vorne gibt es eine große Sitzgruppe mit v-förmiger Polsterfläche und Tisch, die auch als Sonnenliege nutzbar ist.
Im Testboot ist ein Elektroantrieb vom Typ FMT Momentum M170 montiert, der mit einer Betriebsspannung von 48 Volt eine maximale Leistung von 11 kW aufnimmt. Bei dem nabenlosen Antrieb handelt es sich um einen permanentmagneterregten Synchronmotor, der an einem umgebauten Z-Antrieb montiert ist. Die Propellerblätter werden außen am Rotor geführt, weshalb eine Nabe entfällt. Zur Speisung sind vier Lithium-Eisenphosphat-Akkus mit je 48 Volt und 50 Ah vom Typ Forster F48-50X verbaut, die einen Energiegehalt von 2560 Wattstunden speichern können. Insgesamt sind rein rechnerisch also bis zu 10 240 Wh an Bord. Vorteile der Technologie sind die Sicherheit – die Akkus können sich nicht entzünden – und die lange Haltbarkeit. Der Hersteller gibt mehr als 4000 Ladezyklen bei 80 Prozent Entnahme an. Das verspricht eine lange Lebensdauer. Die montierten Solarzellen haben eine Maximalleistung von 660 Wp.
Bei den Testfahrten kristallisiert sich eine effiziente Reisegeschwindigkeit bei 1300 Umdrehungen mit 3,5 Knoten heraus. Dabei werden laut Anzeige 45 Ah aus den Akkus gesaugt. Rein rechnerisch ergibt das eine Nutzungsdauer von vier Stunden oder eine Reichweite von rund 14 Seemeilen. Wird die Drehzahl leicht auf 1500 Touren erhöht, sind knapp 4,0 Knoten möglich, der Stromverbrauch erhöht sich aber auf stündlich 65 Ampere. Bei der Spitzengeschwindigkeit, die wir mit 5,4 Knoten erreichen, fließen bei 2140 Umdrehungen satte 192 Ampere durch die dicken Kupferkabel. Dabei wird die Nenndrehzahl von 2400 Umdrehungen nicht ganz erreicht.
Beim Fahrverhalten bleibt anzumerken, dass es gemächlich zugeht. Das Manövrieren gelingt auf engem Raum mit Drehkreisen von 1,5 bis 2 Bootslängen. Wer sich für das Solarvergnügen interessiert, muss für das Boot in der Grundausstattung ohne Antrieb 53 550 Euro bezahlen. Aktuell wird die Elektroversion nicht mit dem Testmotor, sondern mit einem Unterwassermotor von Fischer Panda mit 48 Volt und 10 kW angeboten. Das Batteriepaket ist auf dem Leistungsniveau des Testbootes, das Solar-Bimini hat jetzt 800 Wp. Inklusive Montage liegen die Kosten für diesen Antrieb bei 37 842 Euro. Auch Motoren von Torqeedo können verbaut werden. Wahlweise sind stärkere Batteriepakete im Angebot. Der Anbieter erwähnt zudem staatliche Förderungsmöglichkeiten.
Die Elektrotechnik funktioniert – allerdings mit erheblichen Einschränkungen bei der Reichweite und den Fahrleistungen. Deshalb kommt die Technik im Testboot bei Wind oder Strömungen schnell an ihre Grenzen.