Neu ist die Technologie nicht, schon gar nicht für Enata. Das 2016 von einem Franzosen gegründete Unternehmen für Komposit-Teile ließ mit Foiler bereits 2019 ein Zehn-Meter-Boot e-motorisiert abheben. Mit dem 28-Meter-Projekt „Ghost“ dürfte in den Vereinigten Arabischen Emiraten die längste voll foilende Yacht entstehen. Mit beeindruckenden Abmessungen: Bei komplett abgesenkten Tragflügeln gleicht die Breite mit etwa 20 Metern der eines Katamarans.
„Ghost“ erhält eine Weiterentwicklung des bereits im kleineren Foiler bewährten Tragflügelsystems. Die ausfahrbaren Dali-Foils (geformt wie die Bart-Enden des Künstlers) erzeugen bei ausreichender Geschwindigkeit Auftrieb und heben den Rumpf aus dem Wasser. Der Vorteil: Bei einer Reisegeschwindigkeit von 30-35 Knoten und Höchstgeschwindigkeiten von über 40 Knoten bleibt die Fahrt ruhig und leise, vorausgesetzt die See geht nicht höher als zwei Meter. Beim 18 Meter kürzeren Vorgängermodell betrug die maximale Flughöhe 1,50 Meter. Der elektrische Pod-Antrieb dürfte wie bei der Schwester am unteren Ende des hinteren T-Foils sitzen.
„Bei 40 Knoten können sich Passagiere frei bewegen, mit gedämpfter Stimme sprechen und eine vollkommen ruhige, stabile Fahrt genießen – etwas Unvorstellbares auf einer herkömmlichen Yacht“, erklärt Alois Vieujot, CEO der Enata-Gruppe, die für den Bau verantwortlich zeichnet. Aus den Hallen am Rande Dubais kamen ursprünglich ferngesteuerte Flugzeuge, mittlerweile ist Enata an America’s Cup Kampagnen beteiligt und fertigt auch Drohnen für private wie militärische Zwecke. Sogar eigene Turbinen stellt Enata her.
„Ghost“ wird vollständig aus Carbon und Titan gefertigt, was für ein geringes Gewicht spricht – eine Grundvoraussetzung für die Tragflügeltechnologie. Die Gesetzmäßigkeiten sind ähnlich wie in der Luft: Je geringer das „Startgewicht“, desto schneller hebt man ab. Ziel ist es die Profildicke so flach zu halten, dass hohe Endgeschwindigkeiten möglich sind. Dickere Flügel erzeugen mehr Auftrieb, ergo früheres Abheben, sie verursachen aber auch mehr Widerstand und „bremsen“ ab einem gewissen Punkt.
Aus 28 Metern Länge und acht Metern Breite ergibt sich ein Innenbereich von 133 Quadratmeter (ohne Kabinen), hinzu kommen 52 Quadratmeter Deckfläche im Außenbereich, plus Pool und Beachclub. Die offene Raumgestaltung bietet Platz für drei bis fünf Schlafzimmer. Ein besonderes Highlight ist der Beach Club am Heck, der einen direkten Zugang zum Meer ermöglicht.
Die fließenden Linien und die skulpturale Silhouette wurde in Zusammenarbeit mit Bozca Design entwickelt. Bodentiefe Verglasung schafft eine nahezu transparente Wohnatmosphäre mit 360-Grad-Meerblick und lässt die Grenzen zwischen Innen- und Außenbereich verschwimmen.
„Ghost hat keine dekorativen Elemente, nur Formen, die der Leistung, Zuverlässigkeit und Klarheit dienen“, erklärt Timur Bozca, Leiter von Bozca Design. „Die Ghost ist nicht nur eine Tragflügelyacht, sondern eine Hochleistungsplattform, geprägt von Architektur, Präzisionstechnik und einer Philosophie des zweckmäßigen Designs.“
Die charakteristischen Vordersitze und Joystick-Steuerung von Foiler soll eine intuitive Handhabung und präzises wie leichtes Manövrieren ermöglichen. Ein integriertes, verdecktes Kransystem erlaubt die schnelle Ausbringung eines Jetskis oder Beiboots.
Im Innenraum kontrastieren weiche, fließende Formen mit dem kantigen Äußeren und schaffen warme, ruhige Wohnräume für den mühelosen Alltag an Bord. Die Atmosphäre ist geprägt von zeitgenössischem Minimalismus, hochwertigen Materialien und nahtlos integrierten Steuerungssystemen.
Der Baubeginn ist innerhalb der nächsten zwölf bis 18 Monate geplant, die erste Auslieferung soll 2029 erfolgen. Preisangaben wurden noch nicht veröffentlicht.