X Shore 1Nachhaltiges E-Boot garantiert Spaß auf dem Wasser

Jan-Ole Puls

 · 05.07.2023

Die X Shore 1 festgemacht an einem Stein in den schwedischen  Schären. Gut zu sehen sind die klaren Linien des Rumpfes
Ein sechseinhalb Meter langes Elektroboot mit guter Verarbeitung, bei dem der Spaß auf dem Wasser und Nachhaltigkeit an erster Stelle stehen. Wir haben die X Shore 1 getestet

In diesem Artikel:

Wer ein Elektroboot fahren möchte, muss meist tief in die Tasche greifen. Ihre Verbrenner-Schwestern sind in der Regel deutlich günstiger und damit erschwinglicher. Das will X Shore mit seinem bisher kleinsten Boot ändern. Die X Shore 1 kostet 117.810 Euro – zugegebenermaßen als Einstiegspreis. Doch wer steckt hinter der Marke? Gründer Konrad Bergström ist ein schwedischer Unternehmer, der vor allem für die Gründung von X Shore und Zound Industries bekannt ist. Der Technologieriese Zound Industries stellt Unterhaltungselektronik für Marshall Amplification und Adidas her. Mit X Shore kehrt er zu einer seiner größten Leidenschaften zurück: elektrisch betriebene Boote.

Betritt man das Elektroboot von der Seite, steht man im Cockpit der X Shore 1. Hier gibt es zwei Einzelsitze und eine lange Bank, auf der bis zu drei Personen bequem Platz finden. Die Bank lässt sich zu einer Liegefläche von ca. 1,70 x 1,72 m umbauen. Das Rückenpolster der Bank kann hin- und hergeschoben werden. So schaut man entweder in Fahrtrichtung oder in Richtung Badeplattform, womit man auch schon am Heck des Bootes angekommen wäre.

X Shore soll ein aufgeräumtes Erscheinungsbild haben

Die kleine Badeplattform ist, wie das ganze Boot, mit Kork belegt. Wie bei der großen X Shore, der Eelex 800, wurde das Decksmaterial sehr sorgfältig und fachmännisch verlegt. Es sieht gut aus, ist nachhaltiger als Teak und heizt sich bei direkter Sonneneinstrahlung nicht so schnell auf. Bei dem Steuerstand setzt die Werft, wie bei der großen Schwester, auf ein aufgeräumtes Erscheinungsbild ohne viele Knöpfe und Schalter. Lediglich die Knöpfe am Multifunktionslenkrad sind vorhanden. Der Rest wird über den großen Garmin-Plotter gesteuert. Der Winkel des Plotters ist bei direkter Sonneneinstrahlung etwas zu flach gewählt, hier will die Werft noch nachbessern und arbeitet bereits an einem komplett neuen Steuerstanddesign. Da das Boot ein Prototyp ist, sind die Umbauten kein Problem. Die Renderings dafür konnten wir bereits sehen. Außerdem werden in diesem Zuge auch andere Sitze mit mehr Seitenhalt eingebaut. Um es vorwegzunehmen: Das waren auch fast die einzigen Kritikpunkte an der X Shore.

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Aufteilung an Bord

Unter Deck befindet sich die kleine Schlupfkabine. Die Breite der darin verbauten Doppelkoje beträgt 1,70 Meter und ist damit für zwei Erwachsene ausreichend groß. Auch die Länge ist mit 1,97 Meter absolut zufriedenstellend. Für ein oder zwei Nächte an Bord ist sie also bestens geeignet, sofern man auf eine Pantry verzichten kann. Die Polster der Koje können auch als Liegepolster für das Vordeck verwendet werden. Eine clevere Idee, um zusätzliche Polster zu sparen und mehr Platz für andere Dinge zu haben. Stauraum ist auf der X Shore 1 reichlich vorhanden. Unter den Sitzen, den Kojen und eingeschränkt auch unter der Liegefläche ist Platz für alles, was der Eigner so braucht. Einen Kühlschrank zur Aufbewahrung von Getränken und Lebensmitteln gibt es allerdings nicht.

Die Testfahrt mit der X Shore 1

Doch nun zum spannendsten Teil des Bootes, dem Fahren. Wie die große Schwester hat auch dieses Boot einen Elektromotor. Er leistet 125 KW, das sind umgerechnet 170 PS, die das Boot bei unserer Testfahrt auf maximal 27 Knoten beschleunigen. Zum einfacheren An- und Ablegen ist ein Bugstrahlruder von Side-Power serienmäßig verbaut. Außerhalb des Hafens beschleunigen wir das Boot auf etwa 6 Knoten. Die Fahrt ist ausgeglichen. Das Boot schaukelt sich nicht auf und die Gewichtsverlagerung macht sich nicht in der Spurtreue bemerkbar. Dreht man den Gasgriff bis zum Anschlag nach vorn, springt die kleine X Shore förmlich aus dem Wasser. In wenigen Sekunden werden Geschwindigkeiten von über 20 Knoten erreicht. Kurven fährt sie dabei angenehm und ohne zu zicken.

Messergebnisse | Tabelle: BOOTEMessergebnisse | Tabelle: BOOTE

Ein Kritikpunkt ist allerdings der Notstopp. Es gibt zwei Möglichkeiten, den Motor des Bootes zu stoppen. Entweder man drückt einen seitlich angebrachten roten Knopf oder trägt eine Garmin-Uhr, die automatisch den Motor abstellt, wenn man sich unter Wasser befindet oder sich mehr als 10 Meter vom Steuerstand entfernt. Ein normaler Notstopp wäre jedoch wünschenswert, vor allem bei einer solchen Beschleunigung. Die Bauqualität und Materialauswahl der X Shore ist hochwertig.


Technische Details

 | Zeichnung: Marc André Bergmann | Zeichnung: Marc André Bergmann

Das Boot

  • Werft: X Shore (S)
  • Typ: 1
  • CE-Kategorie: C/5
  • Rumpf und Deck: GFK
  • Länge über alles: 6,50 m
  • Breite: 2,23 m
  • Tiefgang: 0,65 m
  • Durchfahrtshöhe: 2,19 m
  • Leergewicht (m. M.): 1700 kg
  • Wendekreis: 3 Bootslängen
  • Sonnenliege: Heck 1,69 x 172 m; Bug 1,96 x 170 m
  • Freibord: 0,86 m
  • Seitenhöhe Cockpit: 0,74 m
  • Max. Motorisierung: 125 KW (170 PS)
  • Preis (Startpreis): 117.810 €
  • Vertrieb: Mittelmann’s Werft, Am Südhafen 6, 24376 Kappeln, www.mittelmannswerft.de

Der Motor

  • Hersteller: Bosch
  • Leistung: 125 kW (170 PS)
  • Arbeitsspannung: 364 V
  • Volllastdrehzahl: 0–1750 U/min
  • Antriebsart: Welle
  • Kraftstoff: Elektrisch
  • Batterieanzahl: 1
  • Batteriekapazität: 63 kWh
  • Ladezyklen: ~ 3000
  • Auswechselbar: Ja

Unser Testurteil

Fahren & Manövrieren

  • + sportliche Beschleunigung
  • + gute Manövrierfähigkeit

Verarbeitung & Technik

  • + gute Material- und Verarbeitungsqualität
  • + saubere Montage der Komponenten

Sicherheit

  • + ein hohes Freibord
  • - kein Notstoppkabel

Komfort an Bord

  • + gemütliche Polster
  • + große Sonnenliege im Bug und Heck

Fazit

Wer ein gut durchdachtes, trailerbares Dayboat sucht, hat mit der X Shore 1 eine gute Alternative gefunden. Dank des Elektroantriebes ist das Fahrerlebnis ganz anders als bei einem herkömmlichen Verbrennermotor. Man muss sich allerdings überlegen, wofür man das Boot verwendet.


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