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Wer ein Elektroboot fahren möchte, muss meist tief in die Tasche greifen. Ihre Verbrenner-Schwestern sind in der Regel deutlich günstiger und damit erschwinglicher. Das will X Shore mit seinem bisher kleinsten Boot ändern. Die X Shore 1 kostet 117.810 Euro – zugegebenermaßen als Einstiegspreis. Doch wer steckt hinter der Marke? Gründer Konrad Bergström ist ein schwedischer Unternehmer, der vor allem für die Gründung von X Shore und Zound Industries bekannt ist. Der Technologieriese Zound Industries stellt Unterhaltungselektronik für Marshall Amplification und Adidas her. Mit X Shore kehrt er zu einer seiner größten Leidenschaften zurück: elektrisch betriebene Boote.
Betritt man das Elektroboot von der Seite, steht man im Cockpit der X Shore 1. Hier gibt es zwei Einzelsitze und eine lange Bank, auf der bis zu drei Personen bequem Platz finden. Die Bank lässt sich zu einer Liegefläche von ca. 1,70 x 1,72 m umbauen. Das Rückenpolster der Bank kann hin- und hergeschoben werden. So schaut man entweder in Fahrtrichtung oder in Richtung Badeplattform, womit man auch schon am Heck des Bootes angekommen wäre.
Die kleine Badeplattform ist, wie das ganze Boot, mit Kork belegt. Wie bei der großen X Shore, der Eelex 800, wurde das Decksmaterial sehr sorgfältig und fachmännisch verlegt. Es sieht gut aus, ist nachhaltiger als Teak und heizt sich bei direkter Sonneneinstrahlung nicht so schnell auf. Bei dem Steuerstand setzt die Werft, wie bei der großen Schwester, auf ein aufgeräumtes Erscheinungsbild ohne viele Knöpfe und Schalter. Lediglich die Knöpfe am Multifunktionslenkrad sind vorhanden. Der Rest wird über den großen Garmin-Plotter gesteuert. Der Winkel des Plotters ist bei direkter Sonneneinstrahlung etwas zu flach gewählt, hier will die Werft noch nachbessern und arbeitet bereits an einem komplett neuen Steuerstanddesign. Da das Boot ein Prototyp ist, sind die Umbauten kein Problem. Die Renderings dafür konnten wir bereits sehen. Außerdem werden in diesem Zuge auch andere Sitze mit mehr Seitenhalt eingebaut. Um es vorwegzunehmen: Das waren auch fast die einzigen Kritikpunkte an der X Shore.
Unter Deck befindet sich die kleine Schlupfkabine. Die Breite der darin verbauten Doppelkoje beträgt 1,70 Meter und ist damit für zwei Erwachsene ausreichend groß. Auch die Länge ist mit 1,97 Meter absolut zufriedenstellend. Für ein oder zwei Nächte an Bord ist sie also bestens geeignet, sofern man auf eine Pantry verzichten kann. Die Polster der Koje können auch als Liegepolster für das Vordeck verwendet werden. Eine clevere Idee, um zusätzliche Polster zu sparen und mehr Platz für andere Dinge zu haben. Stauraum ist auf der X Shore 1 reichlich vorhanden. Unter den Sitzen, den Kojen und eingeschränkt auch unter der Liegefläche ist Platz für alles, was der Eigner so braucht. Einen Kühlschrank zur Aufbewahrung von Getränken und Lebensmitteln gibt es allerdings nicht.
Doch nun zum spannendsten Teil des Bootes, dem Fahren. Wie die große Schwester hat auch dieses Boot einen Elektromotor. Er leistet 125 KW, das sind umgerechnet 170 PS, die das Boot bei unserer Testfahrt auf maximal 27 Knoten beschleunigen. Zum einfacheren An- und Ablegen ist ein Bugstrahlruder von Side-Power serienmäßig verbaut. Außerhalb des Hafens beschleunigen wir das Boot auf etwa 6 Knoten. Die Fahrt ist ausgeglichen. Das Boot schaukelt sich nicht auf und die Gewichtsverlagerung macht sich nicht in der Spurtreue bemerkbar. Dreht man den Gasgriff bis zum Anschlag nach vorn, springt die kleine X Shore förmlich aus dem Wasser. In wenigen Sekunden werden Geschwindigkeiten von über 20 Knoten erreicht. Kurven fährt sie dabei angenehm und ohne zu zicken.
Ein Kritikpunkt ist allerdings der Notstopp. Es gibt zwei Möglichkeiten, den Motor des Bootes zu stoppen. Entweder man drückt einen seitlich angebrachten roten Knopf oder trägt eine Garmin-Uhr, die automatisch den Motor abstellt, wenn man sich unter Wasser befindet oder sich mehr als 10 Meter vom Steuerstand entfernt. Ein normaler Notstopp wäre jedoch wünschenswert, vor allem bei einer solchen Beschleunigung. Die Bauqualität und Materialauswahl der X Shore ist hochwertig.
Wer ein gut durchdachtes, trailerbares Dayboat sucht, hat mit der X Shore 1 eine gute Alternative gefunden. Dank des Elektroantriebes ist das Fahrerlebnis ganz anders als bei einem herkömmlichen Verbrennermotor. Man muss sich allerdings überlegen, wofür man das Boot verwendet.