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Langsam verlassen wir den Hafen von Port Adriano. Es ist ruhig, die Sonne scheint und das mallorquinische Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Nach der Hafenausfahrt geben wir Gas und ein leises, unterschwelliges Summen ertönt. Die kleinen Wellen schlagen gegen den beigefarbenen Rumpf und übertönen das Motorengeräusch. Wir geben mehr Gas, das Boot beginnt zu gleiten, und in Rekordzeit erreichen wir 20 Knoten – ganz ohne Lärm. Wie das geht? Mit einem Elektroboot wie der X Shore Eelex 8000. Passend zu unserer E-Boot-Serie, hatten wir die Möglichkeit, die vollelektrische, in Schweden gebaute X Shore Eelex 8000 zu testen. Dass sie in Schweden gebaut und konstruiert wurde, sieht man ihr auf den ersten Blick an. Die Linien sind klar und minimalistisch, alles wirkt durchdacht und modern. Nach Angaben der Werft wurde ihr Design vom amerikanischen Zitteraal inspiriert. Er zeichnet sich durch Kraft und Anmut aus.
Dazu später mehr. Schaut man sich das Boot an, fällt als Erstes das viele Kork auf. Das Material, das man sonst eher von Weinflaschen oder der Pinnwand im Büro kennt, wurde hier auf dem Süllbord mit integrierter Scheuerleiste und auf dem Deck verlegt. Da sich Kork nicht so stark erwärmt wie beispielsweise Teakholz, ist ein Betreten ohne Schuhe auch bei direkter Sonneneinstrahlung problemlos möglich. Im Heck der X Shore befindet sich das erste Extra des Bootes: ein zusätzlicher Sitzbereich. Zwei gegenüberstehende Sitzbänke mit einem Cockpittisch in der Mitte bieten Platz für bis zu sechs Personen und sind gut gepolstert. Auch für ausreichend Stauraum ist gesorgt. Wer möchte, kann die Bänke auch von Bord nehmen. Da sie nur mit ein paar Schrauben an den darunter liegenden Montageschienen befestigt werden, entsteht so bei Bedarf zusätzlicher Platz auf dem Achterdeck.
In der Mitte des Bootes befindet sich das Cockpit mit dem T-Top und den Lautsprechern von Bowers and Wilkins. Hier wurde alles schwarz lackiert. Ein besonderer Blickfang ist der große Plotter. Der 24"-Garmin-Plotter ist der größte auf dem Markt erhältliche Plotter dieser Marke. Auf ihm werden alle Motordaten angezeigt und die Batteriekapazität kann in Prozent abgelesen werden. Um dies zu ermöglichen, wird eine speziell von X Shore entwickelte Software auf dem Plotter installiert. So ist die eine Hälfte ein Kartenplotter, die andere zeigt die noch zurückzulegende Strecke oder die Batterietemperatur an. Außerdem hat die Eelex, ähnlich wie ein Auto, umschaltbare Fahrmodi. So kann man zwischen langsamer Beschleunigung und reduzierter Geschwindigkeit (Power of Silent), einem Normalmodus (Cruiser) und dem Sportmodus (Speedster) wählen.
Im Bug befinden sich ein selbstlenzender Ankerkasten und eine Liegefläche. Die Sonnenliege ist ein kostenloses Extra, das nur beim Kauf gewählt werden muss. Der Ankerkasten ist groß genug für einen der Bootsgröße entsprechenden Anker mit Kette und Leine.
Das Herzstück des Bootes ist der Bosch-Elektromotor. Er leistet 170 kW, ein maximales Drehmoment von 936 Newtonmeter und bringt unser Testboot bei rund 70 cm hohen Wellen auf 29 Knoten. Dabei fließen 460 Ampere durch die Leitung. Besonders auffällig: Es ist leise. Die Wellen, die der Rumpf sanft durchschneidet, sind deutlich lauter als der Motor. Der Elektromotor wird von Batterien mit einem „Tankinhalt“ von 126 kWh gespeist. Beschleunigt wird nicht wie üblich mit einem Hebel, sondern mit einem Drehrad. Dieses befindet sich auf der Steuerbordseite des Steuerstandes.
Doch nun zum Fahren: Die Acht-Meter-Eelex ist serienmäßig mit einem Bugstrahlruder ausgestattet. Das erleichtert das Manövrieren im Hafen ungemein. Da das Boot eine starre Welle mit dahinter liegendem Ruder hat, muss es Fahrt durchs Wasser machen, um manövrierfähig zu sein. Wenn man das weiß und sich kurz daran gewöhnt hat, sind Anlegemanöver kein Problem, vor allem nicht mit dem Bugstrahlruder. Der Wendekreis ohne Bugstrahlruder beträgt drei Bootslängen. Doch wenn es an die Beschleunigung geht, kann ihr niemand so schnell etwas vormachen. Nach nur 4,2 Sekunden stehen 20 Knoten auf der Logge. Wenn man bei 28 Knoten das Ruder voll einschlägt, zieht die X Shore unbeeindruckt enge Kurven. Dabei legt sie sich weder stark auf die Seite noch harkt sie mit dem Heck ein. Auch bei Geradeausfahrt liegt sie sehr satt und ruhig auf dem Ruder. Da die Batterien im Heck verbaut sind, ist dort auch der schwerste Punkt des Bootes, was sich positiv auf den Fahrtrimm auswirkt. Die Wasserskiwelle ist flach und auch ein Anschlagpunkt für die Zugleine ist am T-Top vorhanden. Die große X Shore kann mit maximal 100 kW geladen werden. Von null auf 100 Prozent muss sie dann 80 Minuten am Landstromkabel hängen. Möchte man das Boot allerdings bei nur einer Phase und 16 Ampere aufladen, beträgt die Ladezeit von null auf 100 Prozent bis zu 36 Stunden. Um weltweit an herkömmlichen Haushalts- und Industriesteckdosen zu laden, wird der mitgelieferte Juice Booster gebraucht.
Eine coole Idee ist auch der X Shore Remote Boat Key. Mithilfe der Garmin MARQ Captain Watch kann die Uhr als Zündschlüssel fungieren. Außerdem kann sie als zusätzliches Sicherheitselement dienen. Ist die Armbanduhr mehr als zehn Meter vom Boot entfernt oder unter Wasser, stoppt der Bosch-Motor innerhalb von zehn Sekunden. Aber auch das Smartphone kann mit dem Boot verbunden werden. Die werfteigene App kann dann beispielsweise den Ladezustand der Batterien, einen Countdown bis zur vollständigen Aufladung oder die aktuell noch verfügbare Reichweite anzeigen.
Nach unserem Test verlassen wir das Boot über den Bug. Ungewöhnlich, aber durchaus praktisch: Anstelle an einem Bugkorb, kann man sich an dem anfangs erwähnten Zitteraal, der „The Power of Silence“-Figur festhalten.
Servolenkung; Schaltung; Fahrer-, Beifahrersitz; Badeleiter; Badeplattform; Handläufe; Wasserskizugöse; Feuerlöschanlage, elektrische Bilgenpumpe; Handlenzpumpe; Staukästen; Ablagen; Handläufe; Ankerkasten; Klampen ( sechs Stück); Ösen; E-Anlage; Hauptschalter; Sicherungspanel; Navigationsbeleuchtung; Motorkontrollanzeigen; 24-Zoll-Garmin-Plotter; Kork-Belag und Scheuerleiste; 2 x12-Volt-Batterien; Elektromotor; Landstrom-Kabel; Multifunktionslenkrad; Bugstrahlruder; T-Top
Wer ein Boot kaufen möchte, muss sich zwangsläufig mit der Frage auseinandersetzen, wofür das Boot gebraucht wird. Wenn man schnell durch die Deutsche Bucht fahren will und dabei viele Meilen zurücklegen will, dann ist die X Shore nicht das richtige Boot. Möchte man aber über einen See fahren und das Boot eher zum Baden nutzen, ist es sehr gut geeignet. Die Bau-und Fahrqualität überzeugt auf jeden Fall. Kleiner Funfact: Die Länge einer durchschnittlichen Chartertour auf Mallorca beträgt, laut Vercharterer Welboats, etwa 8 Seemeilen. Das ist mit der X Shore Eelex 8000 allemal problemlos möglich.