Der 37. Cup America’s Cup wirft nicht nur seglerisch seine Schatten voraus. Vor Barcelona starteten am 22. August die Vor-Regatten für den eigentlichen Cup, der am 12. Oktober beginnt. Qua Protokoll schreiben die Verteidiger aus Neuseeland die Verwendung von wasserstoffbetriebenen Chasebooten vor. Jeder der sechs Herausforderer muss mindestens ein HSV (Hydrogen-powered Support Vessel) in seiner Begleitboot-Flotte haben. Diese müssen wenigstens zehn Meter lang sein und mit 160 Kilowatt starkem Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb eine Reisegeschwindigkeit von 25 Knoten sowie eine minimale Reichweite von 75 Seemeilen erreichen – und bei einer Bootsgeschwindigkeit von 24 Knoten und mehr voll foilen. Schließlich fliegen die 75 Fuß langen Cupper bei dieser Ausgabe auch wieder auf Tragflächen über die Regattabahn.
Den vorgegebenen Topspeed von 50 Knoten hat das Bluegame-Modell BGH-HSV bereits erreicht. Der 10,80 Meter lange, 4,20 Meter breite und 5,5 Tonnen verdrängende Carbon-Kat entstand für das Team von American Magic. Die Pod-Antriebe sind in die Masten des vorderen Foils integriert, zu den Leistungen der E-Motoren von Lucchi macht Bluegame keine Angaben.
„Die Entwicklung des BGH war mit einer Reihe äußerst komplexer Herausforderungen in Bezug auf Design, Technik und Materialforschung verbunden“, erklärt Bluegame-Gründer Luca Santella. „Die Bemühungen und erheblichen Investitionen in Forschung und Entwicklung, um die geforderte Leistung, Geschwindigkeit, Manövrierfähigkeit und Zuverlässigkeit zu erreichen, haben sich gelohnt. Das Ergebnis stellt einen neuen, historischen Meilenstein in der Anwendung von Spitzentechnologien für einen nachhaltigeren Bootssport dar.“
Für die Brennstoffzellen kooperierten die Italiener mit dem französischen Hersteller EODev, der zwei je 80 Kilowatt starke REXH2-Einheiten beisteuerte, die sich aus drei 63-kWh-Batterien speisen. Sind die vier Kryotanks mit insgesamt 33 Kilogramm Wasserstoff – gelagert bei einem Druck von 350 bar – voll gebunkert, soll BGH HSV eine Reichweite von rund 180 Seemeilen erreichen. Die Umwandlung der gesamten Wasserstoffmenge in Energie stellt kontinuierlich 160 Kilowatt Leistung bereit, womit laut Bluegame eine Autonomie von etwa dreieinhalb Stunden möglich ist.
Die Verteidiger von Emirates Team New Zealand präsentierten ihren wasserstoffbetriebenen Versorger „Chase Zero“ als erstes Team bereits Anfang 2022 – mit zwei Brennstoffzellen von Toyota, eine pro Rumpf. Bluegame will in den kommenden Wochen eine zweite Einheit des BGH-HSV ausliefern, dann an das französische America’s-Cup-Syndikat Orient Express Racing Team.
Bluegame fertigt Yachten bis 23 Meter Länge und gehört zur Sanlorenzo-Gruppe. Deren Gründer Massimo Perotti nahm kürzlich die erste 50Steel entgegen, ein 50-Meter-Format, auf dem der Bordstrom aus Brennstoffzellen von Siemens Energy kommt. Da diese integrierte Reformer enthalten, der Methanol in Wasserstoff umwandelt, kann auf Hochdrucktanks verzichtet werden.
Das italienische Team Luna Rossa Prada Pirelli ließ seine VPLP-Konstruktion bei Persico Marine bauen und mit der Metallic-Lackierung ihres AC75 versehen. Vier Kryotanks werden mit insgesamt 33 Kilogramm Wasserstoff bei einem Druck von 350 bar gebunkert.