Makai M37Ein Katamaran, der Träume wahr werden lässt

Jan-Ole Puls

 · 02.11.2024

Bei der Testfahrt mit der Maik M37 gab es Überraschungen, ob gute oder schlechte, zeigt unser Bericht
Foto: Makai Yachts
Eine junge Werft mit großen Plänen und dem Traum, einen Katamaran zu bauen, der allen gefällt. Das klingt vielversprechend. Was die Makai M37 aus Kroatien wirklich kann, musste sie vor Split unter Beweis stellen

Ganze 19 Quadratmeter Cockpit mit zwei Sitzecken und einer Sonnenliege für drei Personen. So viel Platz kann nur ein Katamaran bieten. Die Makai M37 ist so ein Boot, und ja, Sie haben richtig gelesen: 19 Quadratmeter Cockpit. Wer schon mal ein WG-Zimmer oder eine Studentenwohnung gesucht hat, weiß, dass so viel Platz Luxus ist. Aber wir wollen hier nicht über überteuerte WG-Zimmer reden. In diesem Bericht geht es um einen der beliebtesten Bootstypen der letzten Jahre, die Zweirumpfboote. Im Charterbereich spielen Katamarane schon längst ganz oben mit, auch im Eignerbereich sind sie auf dem Vormarsch.

Doch zur Vorgeschichte: Auf der boot Düsseldorf 2024 standen plötzlich drei Leute am Delius-Klasing-Stand und wollten ihr Projekt vorstellen. Schon im Gespräch wurde schnell klar, dass wir es hier mit Personen zu tun hatten, die wussten, was sie wollten. Ende Juli ist es dann so weit, wir dürfen die Baunummer 1 der Makai M37 auf der Adria vor Split begutachten und fahren.

Hinter der Makai steckt ein erfahrenes Trio

Makai ist eine junge kroatische Werft. Einer der drei Gründer, Jay Nolan, hat vorher bei verschiedenen Werften wie Chris-Craft oder Monterey gearbeitet, kommt also aus der Branche und weiß, worauf es ankommt. Ebenso wie Kresimir Secak, der bei Salona gearbeitet hat. Mit Shane Grover, der für den Bootsbau zuständig ist und zuvor für verschiedene Werften tätig war, wird das Trio komplettiert.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Der italienische Sportwagendesigner Emanuele Rossi entwarf das gesamte Projekt zunächst als 45 ‐Fuß-Boot. Für das erste Modell war das aber zu groß, und so wurde es kurzerhand verkleinert. Die 33 ‐Fuß-Version sah am Computer nicht gut aus, also wurden es 37 Fuß. Auf der Suche nach einem geeigneten Standort sollte es Italien sein. Doch die Corona-Pandemie zwang zum Umdenken. Jetzt fertigen sie in Split, Kroatien.

Man könnte also sagen, die Marke ist neu, aber die Menschen dahinter sind es nicht. Zusammen blicken sie auf weit über 20 Jahre Erfahrung im Bootsbau zurück. Und das merkt man sofort.

Wie die Werft in Split arbeitet

Die Boote werden im Vakuuminfusionsverfahren mit Polyesterharz hergestellt. Als Schaum wird geschlossenzelliger PVC-Schaum verwendet. Bei einem kurzen Rundgang durch die Werft können wir uns ein Bild von der Arbeit und den Formen machen. Beim Injektionsverfahren wird zunächst das trockene Verstärkungsmaterial in die Form eingebracht, im Falle der Makai sind dies Glasfasern in verschiedenen Gewebetypen, wie beispielsweise Quadrax, also vierfach gewebtes Glas. Die Imprägnierung mit Harz erfolgt erst nach dem Schließen der Form, indem die Matrix (Harz) mittels Vakuum in die Form gesaugt wird. Das Öffnen der Harzzufuhr vom Harzbehälter zum Bauteil wird als Schießen bezeichnet.


Lesen Sie auch:


Das Vakuuminfusionsverfahren bietet viele Vorteile, wie hohe Qualität, einseitig perfekte Oberflächen, hohen Fasergehalt und kostengünstige Herstellung großer Bauteile. Da es wenig Anlagentechnik erfordert, ist es auch für Kleinserien eine gute Option, und die Bootsbauer kommen weniger mit Harz in Kontakt, was auch besser für die Gesundheit ist. Allerdings müssen die Formen hochwertiger gebaut werden, da sie absolut vakuumdicht sein müssen.

Das Layout der Makai M37

Nach der Werftbesichtigung geht es dann zum Boot. Der zweifarbige Rumpf und das graue Dach glänzen in der Sonne. Der auf dem Boot verlegte teakfarbene Kunststoffdeckbelag passt optisch gut zum Rumpf und auch die Polster sind in Beige gehalten. Betritt man das Boot obligatorisch über das Heck, steht man als Erstes vor einer 1,85 x 1,50 Meter großen Liegefläche. Durch eine umklappbare Rückenlehne kann man sich entweder für die Liegefläche oder für eine Bank zum 1,47 Quadratmeter großen Cockpit-Tisch (0,70 x 2,10 Meter) entscheiden. Mit einer zweiten Bank finden hier acht Personen bequem Platz.

An Backbord folgt eine weitere Sitzecke mit Tisch und an Steuerbord eine kleine Pantry. Ebenfalls an Steuerbord befindet sich der erhöhte Steuerstand. Die Erhöhung sorgt einerseits natürlich für eine 360-Grad-Rundumsicht, andererseits schafft sie auch einen eigenen kleinen Bereich für den Rudergänger. Der Fahrstand ist ausgestattet mit zwei Raymarine-Plottern, zwei Displays für die Yanmar-Motor-Daten, Knöpfen für verschiedene Funktionen und natürlich einem Lenkrad, einem Gashebel und einem Joystick-System. Auch ein Zipwake-Trimmsystem, das auf fast allen modernen Booten zu finden ist, ist eingebaut. Für Frischluft sorgt ein kleines Schiebefenster. Etwa zwei Meter weiter nach vorn in Richtung Bug befindet sich der Aufgang zum großen Vordeck mit Ankerkasten.

Die Rümpfe des Kats

Bei vielen Kats sind die Rümpfe unterschiedlich gestaltet. Meist ist einer der Eignerrumpf und der andere der Gästerumpf. So auch bei der Makai M37. Der Backbordrumpf ist mit einem 1,64 x 2,04 Meter großen Doppelbett und einem einen Meter breiten Bad ausgestattet. Platz für Kleidung ist ausreichend vorhanden und auch zum Umziehen ist in der Kabine genug Platz. Wer im Bett liegt, kann durch die Rumpffenster auf die schönsten Plätze der Welt blicken.

Auf der anderen Seite befindet sich der Gästerumpf mit einem kleineren Bett (1,40 x 2,00 Meter) und einem weiteren, 80 Zentimeter breiten Bett erhöht am Kopfbereich des ersten Bettes. In der Kabine ist deutlich weniger Platz, aber immer noch ausreichend. Auch hier gibt es eine große Toilette. Beide sind mit Dusche, elektrischem Frischwasser-WC, Warm- und Kaltwasser sowie einem 60 ‐Liter-Fäkalientank ausgestattet.

Die Testfahrt mit der Makai M37

Bevor es nach der Probefahrt im Motorraum zu warm wird, werfen wir auch hier einen Blick hinein. Die beiden Yanmar-Motoren sind ordentlich angeschlossen, auch die Kraftstofffilter inklusive Wasserabscheider und alle Leitungen sind vorschriftsmäßig installiert. Alles hängt an seinem Platz und ist im Servicefall gut zu erreichen. Nachdem wir uns das Boot genauer angesehen haben, verlassen wir die Marina Lav. Auf dem Wasser haben wir etwa 15 Knoten Wind und zwischen einem viertel und einem halben Meter Welle. Langsam stampft der Multihull gegen die Wellen. Das weiche Eintauchen macht sich positiv bemerkbar.

Beschleunigt man weiter, beginnt das Boot bei 2250 Umdrehungen pro Minute und 14 Knoten zu gleiten und scheint über den Wellen zu schweben. Es fühlt sich steif an und verwindet sich kaum. Auch auf Lenkbefehle reagiert es gut und ohne Verzögerung. Wie man es von einem sportlichen Powercat erwartet, sind die Rümpfe so konstruiert, dass sie die Luft in einen Kanal leiten, der sich nach hinten verjüngt und so den Druck erhöht, Auftrieb erzeugt und die Fahrt durch die Wellen dämpft. Das Brückendeck ist ebenfalls leicht erhöht, um den Wellenschlag zu minimieren. Das erhöht außerdem den Komfort und die Effizienz des Bootes.

Mit der Zeit werden die Wellen höher und wir erreichen in der Spitze etwa 70 Zentimeter. Auch diese Höhe ist für den Kat kein Problem. Etwas geschützter in der Bucht von Split machen wir unsere Testmanöver, bei denen es nichts zu beanstanden gibt. Wenn man mit über 20 Knoten in die Kurve geht, reagiert das Boot direkt und problemlos. Kurven können überraschend eng gefahren werden. Auch bei höheren Geschwindigkeiten ist das kein Problem.

Für eine Überraschung gut

Viele Doppelrumpfboote haben das Problem, dass beim Eintauchen in die Welle der Spray der Welle in Richtung Deck abgeleitet wird. Dieses Problem hat man hier konstruktiv vermieden. Selbst bei 28 Knoten Topspeed bleibt das Vordeck trocken. Überrascht war auch Claudia Renz, die die Makai für die Mittelmann’s Werft in Kappeln an der Schlei in Deutschland verkauft. Auch für sie war es das erste Mal an Bord.

Die beiden Motoren vom Typ Yanmar 8LV370 liefern eine gute Leistung. Sie sind mit normalen Z ‐Antrieben verbunden. Mit Q ‐SPD-Oberflächenantrieben soll die Geschwindigkeit auf 38 Knoten in der GT- und 44 Knoten in der Open-Variante gesteigert werden.

Zurück in der Marina sind wir beeindruckt. Die Makai M37 fährt sich tadellos und macht Spaß. Sie ist berechenbar und jederzeit kontrollierbar. Auch für Einsteiger ist der kroatische Katamaran daher ohne Bedenken zu empfehlen.


Messergebnisse

Vorteile

  • + hochwertige Verarbeitung
  • + stabiles Fahrverhalten
  • + Fender Staumöglichkeit
  • + viel Stauraum unter der hinteren Sitzbank

Technische Daten

Makai M37Foto: Marc André Bergmann
  • CE-Kategorie: B/12
  • Länge über alles: 11,40 m
  • Breite: 4,64 m
  • Verdrängung: 9700 kg
  • Tiefgang (Antrieb unten): 0,55 m
  • Wassertank: 450 l
  • Kraftstofftank: 900 l
  • Max. Motorisierung: 2 x 370 PS (272 kW)
  • Testmotorisierung: 2 x Yanmar 8LV mit je 370 PS
  • Preis: ab 559 000 € Vertrieb
  • Testboot: mittelmannswerft.de

Fazit

Der Makai-M37-Katamaran ist ein gut durchdachtes Boot einer jungen Werft. Die Erfahrung der Gründer spiegelt sich in jeglichen Dingen wider. Das Platzangebot an Bord ist für Ausflüge mit der Familie und Freunden gut. Material- und Verarbeitungsqualität liegen auf hohem Niveau.


Meistgelesen in der Rubrik Boote